Eintracht Frankfurt - SpVgg
Fürth |
Süddeutsche Meisterschaft 1929/30 - 2. Spieltag
2:1 (1:0)
Termin: 12.01.1930 im Stadion
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Fritz (Oggersheim)
Torschützen: 1:0 Theodor Trumpler (20.), 2:0 Karl Ehmer (55.), 2:1 Leinberger (78.)
Eintracht Frankfurt | SpVgg Fürth |
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Trainer | Trainer
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Die große Stunde des Frankfurter Fußballsports Eintracht schlägt den Deutschen Meister 2:1 (1:0) Es war wieder einmal — seit langer Zeit — ein Höhepunkt im Frankfurter Fußballsport. Das Stadion, in den letzten Wochen viel benützt, hatte seinen großen Rahmen erhalten: 25000 Zuschauer. Der Riesenautopark, die überfüllten Straßenbahnen und Tausende von Fußgängern ergaben jenes bewegte Bild, das den großen Fußballereignissen eigen ist. Die erwartungsvoll-zweifelnde Menge auf dem Hinmarsch, die siegesfrohen Zuschauer nach Schluß des Spiels, die vielen Fähnchen in den Eintrachtfarben und eine mustergültige Ordnung: Frankfurt war wieder einmal Sportstadt. Die Eintracht aber kann sich freuen, daß es ihr gelungen ist, sich in die Herzen der Frankfurter einzugraben, die heute mit ihr gehen und deren Prunkstück sie auch ist. Noch nie hat eine Mannschaft am Main so guten Fußball gespielt wie heute die Eintracht. Vielleicht wird man sich wundern, daß die allgemeine Meinung doch mehr dazu neigte, einen Fürther Sieg zu erwarten, als dem Mainmeister große Chancen zu geben. Ich muß sagen, daß ich persönlich bestimmt mit einem Siege der Eintracht gerechnet habe und daraus vor dem Spiel keinen Hehl machte. Man hielt dem aber entgegen, daß die Fürther die bessere Mannschaft seien, über mehr Routine verfügen würden und im entscheidenden Moment sich immer durchzusetzen wüßten. Die Eintracht dagegen habe ihre großen Schwächen ... Das war aber eine Täuschung. Auf der einen Seite hat sich die Eintracht gewaltig verbessert. Es ist schwer, in dem ganzen Gefüge eine schwache Stelle zu finden. Will man den Torwart Trumpp nennen? Nun, er ist nicht international, kein Kreß, er hat seine guten und schlechten Tage, aber soviel wie der Fürther Neger taugt er auch und der ist bekanntlich nicht schlecht! Auf der anderen Seite sind die Fürther doch nicht mehr so gut wie in früheren Zeiten Es fehlen die Kämpfer und Durchreißer im Sturm. Noch vor kurzer Zeit war der Frankfurter Fußball der Hochburg gefährlich, da er ungeheure Energie und Kampfeskraft in seine Spielweise hineintrug. Es ging damals jene Welle durch den ganzen deutschen Fußballsport: Hebung der Kondition. Wenn man nur kräftig war, laufen konnte, durchhielt, dann war alles gut. Man verrannte sich jedoch zu sehr dabei. Bei der Eintracht, die dem Körpertraining viel Aufmerksamkeit widmete, sah man bald ein, daß eine Elf, um auf die Dauer Erfolge haben zu können, auch Fußball spielen mußte. Unter „Fußball spielen" sind die technischen und taktischen Belange dieses vielseitigen Sports zu verstehen. Heute kann jeder Eintrachtspieler einen Ball stoppen, mit dem Ball laufen, ihn genau abspielen. Die einzelnen Mannschaftsteile greifen auch richtig ineinander. Das ist die Grundlage der Erfolge. Eintracht hat heute erstmals eine Bresche in die Vorherrschaft der Nürnberg-Fürther geschlagen. Die Fürther besiegt haben schon andere, auch Eintracht selbst. Aber es waren doch mehr oder minder Augenblickserfolge. Irgendwie waren damals die Fürther geschwächt. Diesmal sind sie erstmals in stärkster Aufstellung geschlagen worden! Und was noch mehr heißt: nach vollständig ebenbürtigem Feldspiel geschlagen worden! Das ist die große Stunde der Eintracht und des Frankfurter Fußballsports. Man war hier gewöhnt, staunend ah und oh zu rufen, wenn Urbel Krauß einen seiner technischen Tricks zum besten gab. Heute hat man das in Frankfurt ebenfalls: Hugo Mantel macht auch mit Fürther Gegnern sein Spielchen ... Man wundert sich nicht mehr, wenn Kellerhoff einen Röschke zu täuschen weiß, Dietrich mit Leinberger fertig wird. Man ist aber platt, wenn man sieht, was sich Gramlich, der neue rechte Läufer der Eintracht, gegen Kießling und Frank leistete und wie sich Trumpler mit den Brüdern Krauß herumbeißt, als wären ihm die Begegnungen mit den Größen der Hochburg nichts Neues mehr. Fürth hat natürlich noch seine Eigenheiten, vor allen Dingen die mustergültige Kombination, die manchmal in ununterbrochenem Zuge über das ganze Spielfeld reicht. Von den Frankfurtern sieht man das seltener. Es kommt wohl daher, weil die Fürther in Hagen und Krauß ein Verteidigerpaar besitzen, das wie kein zweites in Deutschland den Spielaufbau zu pflegen weiß. Aber Fürths Kombination ist zu sehr Eigenzweck. Die Spieler stellen sich frei und spielen sich genau zu, als ob das eine Punktwertung beeinflussen könnte. Noch vor dem gegnerischen Strafraum wird in die Breite gespielt, bekommt der Flügelstürmer den Ball. Die Flanke kommt abgezirkelt herein, schön, aber sie trifft eine vorbereitete Verteidigung! Es gibt keine Überraschung mehr. Die Verteidigung muß schon einen Fehler machen, um dem Sturme Torchancen zu lassen. Auf den Fehler der Eintrachtverteidigung warteten die Fürther vergeblich. Wo sich ihnen aber doch noch eine Chance bot, da zeigte es sich, daß ihre manchmal scharfen Schüsse weidlich schlecht gezielt waren. Die Eintrachtangriffe waren viel gefährlicher. Da bekamen die Flügel rechtzeitig den Ball, so daß der entscheidende Vorstoß auf eine auseinandergerissene Verteidigung traf. Noch zeigten sich einige technische Schwächen: der Ball klebte nicht so am Fuße wie bei den Fürthern, sonst wäre Neger bei seinem waghalsigen Herauslaufen und Auf-den-Ballwerfen doch zu spät gekommen. Aber es sah immer nach drohender Gefahr aus, wenn Schaller, Trumpler oder Ehmer mit dem Balle dem Fürther Tore zustrebten. Stets ging dann ein Raunen durch die Menge, die in Anfeuerungsrufe ausbrach. Wenn man die Fürther oft gesehen hat, dann mischt sich eine Enttäuschung in die Bewunderung ihrer ausgefeilten Spielweise: es ist immer dasselbe! Dieselben Tricks, dieselben Kombinationen, dasselbe Ballgeschiebe. Schema Townley, aber eben Schema! Niemals überraschender Flügelwechsel, immer Dreieck, keine Umstellung der Spielweise. Fürth ändert nichts in seiner Taktik. Ob die Mannschaft gewinnt oder verliert, sie spielt immer gleich. Nur an der Nervosität und gesteigertem Faulspiel merkt man der Elf an, daß sie im Nachteil ist. Die Eintracht spielt viel abwechslungsreicher. Es war sicher eins der schönsten, wenn auch nicht spannendsten Spiele, die man in Frankfurt zu sehen bekommen hat. Störend wirkte nur auf der Tribünenseite die tiefe Sonne (die Tribüne ist bekanntlich auf die verkehrte Seite gesetzt worden!), so daß die Spielerkleidungen manchmal schwer zu unterscheiden waren. Beide Mannschaften hatten auf den üblichen weißen Dreß verzichtet; Fürth spielte schwarz-blau, Eintracht schwarz-rot gestreift. Von Anfang an war die Eintracht leicht überlegen. Tore waren fällig. Aber erst in der 20. Minute fiel der Führungstreffer. Der ausgezeichnete Gramlich hatte Schaller mit genauer Weitvorlage bedient, der schnelle Rechtsaußen brannte durch und flankte, bevor sich die Fürther gruppieren konnten. Dietrichs prächtiger Kopfball kam gerade vor der rechten Torecke herunter, wo Trumpler im Ansturm eindrücken konnte. Urbel Krauß hatte nur noch Gelegenheit, dem Torschützen „eine zu versetzen". Es war ein prächtiges Tor. Eintracht spielte weiter überlegen. Hagen konnte einmal nur auf der Torlinie zur Ecke retten, dann wurde der durchgebrochene Dietrich nur noch glücklich abgestoppt. Die Reaktion bei den Fürthern war wenig erfreulich. Der gute Schiedsrichter Fritz-Oggersheim mußte mehrfach verwarnen. Es regnete Strafstöße gegen die Gäste. Sie spürten bald selbst den Nachteil und ordneten wieder ihre Spielweise. Neger hatte weiter schwer zu schaffen und mußte mehrfach sehr mutig eingreifen, um im letzten Moment zu retten. Nach der Pause ist zuerst Fürth im Vorteil. Eine Ecke verläuft jedoch ergebnislos. Trumpp hält einen Strafstoß von Franz. Dann bricht in der 9. Minute Ehmer durch, schießt aber darüber. In diesem Augenblick hatte aber Urbel Krauß dem Frankfurter das Bein gestellt, so daß dieser hinflog. Der Schiedsrichter verwarnte den Fürther und diktierte Strafstoß. Durch viele Beine hindurch, flach in die rechte Torecke, schoß Ehmer. 2 :0 dank der Unfairneß von Krauß! Das war eine verdiente Strafe. Eintracht ist jetzt weniger stürmisch. Man versucht, den Vorsprung zu halten. Leider wird Schaller überbeschäftigt. Der flinke Kellerhoff bekommt kaum einen Ball. Das ist Goldammers Fehler. Einmal mißglückt Krauß ein Trick und Schaller brennt allein durch, schießt aber, statt abzugeben, scharf auf den Torwächter, als der dritte Treffer schon fällig schien. Auch die Fürther kommen zum Schuß, doch ungefährlich für Trumpp. In der 33. Minute ist Dietrich vor dem Strafraum unfair. Auch hier folgt die Quittung: Leinberger schießt unerhört scharf ins Netz. Es steht 2:1. Eigenartig, wie die Nürnberg-Fürther Mittelläufer schießen können. Solche Bombenschüsse, wie man sie von Leinberger bei seinen letzten Spielen im Frankfurter Stadion gesehen hat — jedesmal waren es Treffer! —, bekommt man selten von Stürmern zu sehen. Damit war es aber auch aus mit der Fürther Kunst. Obwohl Eintracht vorsichtig spielte, blieb sie im Feld der ebenbürtige Gegner bis zum Schlußpfiff. Das Spiel litt darunter, daß beide Mittelläufer nicht in Bestform waren. Leinberger erinnerte nur durch seinen Bombenstrafstoß an internationale Form. Goldammer dagegen zeigte mehr Verteidigerschläge als Mittelläuferzuspiel. Er sollte mehr die Verbindung mit dem Innentrio pflegen. Seine Vorlagen auf die Flügel waren auch oft zu hoch und erreichten nicht frühere Genauigkeit. Insgesamt war jedoch die Läuferreihe der Eintracht stärker als die berühmte Linie Krauß II — Leinberger-Röschke. Das Hauptverdienst daran trägt der rechte Läufer Gramlich. Man kann wohl verstehen, warum die Eintracht diesen Spieler ihrem neuen Talent Leis und dem langjährigen, zuverlässigen Kübert vorzog. In dieser Form ist Gramlich reif für repräsentative Ehren. Auch Mantel glänzte durch technisch noch feineres Spiel er war aber nicht so hart und hatte auch die schwächere Sturmseite gegen sich. In der Verteidigung sind Krauß und Hagen unerreicht. Hagen ist der wertvollere Spieler. Krauß riskiert zu viel. Manchmal waren ihm seine Gegner zu schnell, und zweimal schnappten sie ihm den Ball bei seinen Mätzchen weg; es war nicht sein Verdienst, daß Tore gerade noch vermieden werden konnten. Die Spielweise von Krauß war nicht immer sauber, aber doch nicht so schlimm, wie sie immer gemacht wird. Er redete sogar seine Gegner per „Sie" an. Wenn Krauß nicht so verschrieen wäre, würde man viel weniger auf ihn aufmerksam werden. Man weiß nur, daß er der geschickteste Faulspieler Deutschlands ist, und nimmt daher im Zweifel immer an, er habe sich wieder etwas geleistet. Auf der Gegenseite hat es Pfeiffer verstanden, sich einen ausgezeichneten Ruf zu verschaffen. Es wird jetzt allgemein anerkannt, daß er fair spielt. Dazu spielt er ausgezeichnet, besser noch als Schütz, der keine Höchstform aufweist. Pfeiffer-Schütz ist eins der besten Verteidigerpaare Deutschlands, Krauß-Hagen ist das beste. Man muß heute der Eintrachtstürmerreihe den Vorzug vor derjenigen Fürths geben. Sie besitzt mehr Durchschlagskraft. Vor allen Dingen hat sie durch den Kreisligisten Trumpler sehr viel gewonnen. Dieser ist nicht nur ein Kämpfer und guter Torschütze, sondern auch Techniker. Er hat sich überraschend schnell eingefunden. Entwickelt er sich so weiter, so wird es für manchen Torwächter aber trotzdem als sehr ehrenvoll anzusprechen und beläßt den Bockenheimern noch Überraschungen geben, wenn der Blondkopf im Strafraum auftaucht. Schaller und Ehmer haben ihre alten Mängel, aber auch wieder ihre alte Gefährlichkeit. Nachgelassen hat Dietrich, gut war Kellerhoff. Bei den Fürthern war der rechte Flügel Auer-Rupprecht ungefährlich. Alles Unheil drohte von Frank, der durch Kießling gut sekundiert wurde, doch wurden beide Stürmer durch Gramlich und Schütz zu gut abgedeckt. Ausgezeichnet spielte Franz. Es war stets gefährlich, wenn er den Ball hatte und mustergültige Vorlagen gab. Aber Franz ist auf seine Nebespieler angewiesen. Allein reißt er nicht mehr durch. Bei der Eintracht wurden Stimmen laut, Dietrich müßte ersetzt werden. Man kann nur den Kopf schütteln. Manches gelang dem Schweizer nicht wie sonst, aber hat man denn nicht gesehen, wie taktisch klug er wieder gespielt hat? Daß er den Fürther Treffer verschuldete, wird durch seine Leistung beim ersten Tore Frankfurts ausgeglichen. Er ist für die Eintrachtmannschaft auch in dieser für seine Verhältnisse mittelmäßigen Form unentbehrlich. Schiedsrichter Fritz-Oggersheim war gut, das Publikum anständig, wie man es bei Eintrachtspielen gewöhnt ist. Jetzt steht die Eintracht schon am zweiten Spielsonntag der Endspiele allein an der Spitze. Das ging etwas schnell! Es ist aber natürlich angenehm, die beiden Hauptkonkurrenten Fürth und Bayern zwei Punkte zurück zu wissen. Das beruhigt eine Mannschaft, die damit etwas „zugut" hat. Vor Beginn der Runde habe ich der Eintracht Aussichten auf die süddeutsche Meisterschaft und große Aussichten auf die Teilnahme an den D.F.B.-Endspielen gegeben. Der Start hat vorerst nichts an diesen Aussichten gemindert, wenn die Sache natürlich kaum so einfach verlaufen wird wie im Bezirk. Es werden auch Niederlagen kommen. Aber man vergesse nicht, daß die Eintracht bislang auswärts besser zu spielen wußte als auf eigenem Platze, insbesondere aber, daß sie im Bezirk genügend Gelegenheit hatte, sich auf Spiele kleiner Plätze wie Worms und Pirmasens vorzubereiten. Das eine ist offensichtlich: mit Gramlich als Läufer, Trumpler und Kellerhoff (der in den Bezirkspielen zwei Monate ausgesetzt hat) ist die Eintracht erheblich stärker, als sie es in den Bezirksspielen war. So wie sie sich entwickelt hat, wird man in ihr noch für lange Zeit den Bezirksmeister sehen müssen. Frankfurt in Front. Während Worms in München normalerweise verlor, stritten sich die hessischen Trostrundenteilnehmer untereinander. Wiesbaden überraschte mit einem Sieg über Isenburg auf dessen Boden. Fußballsportverein startete erwartungsgemäß gut in Saarbrücken. Rot-Weiß hatte wieder einmal unter der Schwäche seiner Stürmerreibe zu leiden. Das Unentschieden gegen Phönix-Ludwigshafen ist vorerst unverminderte Chancen. Natürlich ist irgendwelche Übersicht in der Trostrunde Nordwest noch kaum möglich. Immerhin wird das Schwergewicht wie in den letzten Jahren voraussichtlich wieder in Frankfurt liegen. Man vergesse nicht, daß Phönix-Ludwigshafen letzte Saison den „Beo-Pokal" gewonnen hat. Die Elf scheint aber nicht so stark zu sein wie damals bei der Konkurrenz um diese Haarwasserfirmatrophäe. Miszellen. „Ja der Sonnenschein ..." hieß 1925 eine bekannte Tanzmelodie, die gern gespielt und gesungen wurde. Der Fußballsportverein besitzt viele dichterisch veranlagte Mitglieder. Bald sang man in Bornheim mit wachsender Begeisterung nach dieser Melodie: „Ja der Sportverein muß Meister sein am Main!" Man war sehr vergnügt dabei. Damals hatte die ganze Mannschaft Jazzinstrumente, Dirigent war Pache; in einem Nürnberger Hotel spricht man heute noch mit Grauen von einem Konzert, das die Bornheimer dort verbrachen. Die Zeiten haben sich geändert. Alte Schlager verschwinden, neue werden komponiert. Die veränderten Texte müssen sich anpassen. In allen Cafés singt und spielt man jetzt mit viel Gefühl: „Armer Gigolo, schöner Gigolo ..." Wieder hat ein Bornheimer Dichter die Umformung des Textes vorgenommen, [...]
* Eintracht ist berühmt durch ihre Entdeckungen in der Kreisliga. Man denke an Leis, Ehmer, Schaller, Trumpler u.a.m. Jetzt möchte jeder Spieler, der sich zu größeren Taten berufen fühlt, von der Eintracht entdeckt werden. Der Mainmeister hat wahre Massenanmeldungen zu verzeichnen. Alles strömt zu ihm hin. Das ist sehr schön, aber man vergißt alle diejenigen, die nicht als brauchbar befunden wurden und still wieder verschwanden. Man weiß bei der Eintracht genau seine Wahl zu treffen. Zum Glück für diesen gut geleiteten Verein. Man hat anderwärts schon die Erfahrung machen müssen, daß es leichter ist, eine Mannschaft zu verderben, als sie zu verbessern. * Die Ankunft der Fürther versetzte den kleinen Townley in die größte Aufregung. Er hätte am liebsten allen Spielern den Koffer getragen, aber das ging natürlich nicht. Er war schrecklich aufgeregt. Die schottische Ruhe des großen Townley hat ihn noch nicht angesteckt. Die Nachricht, daß er aus Gram über die Fürther Niederlage dem S.C. Rot-Weiß beigetreten sei, soll jedoch übertrieben sein, wenn man ja auch weiß, welche warme Verehrung er in seinem Herzen für Pache hegt. Übrigens ist er ein eifriger Leser des „Fußball" geworden und seine größte Freude ist, wenn er sich dort abgedruckt findet. Leider haben ihn seine Freunde neulich angeführt, sein Bild wäre im „Fußball". Die Enttäuschung war natürlich groß, als er es nicht fand. Ein interessantes Zwiegespräch fand nach dem Eintrachtsiege gegen Fürth vor dem Stadion statt. Zwei der bedeutendsten Fußballführer Frankfurts, Dr. David Rothschild und Walter Neumann, trafen sich. Dr. Rothschild gratulierte herzlichst zum wohlverdienten Siege. Herr Neumann meinte: „Lieber Doktor, ich möchte nur einmal, daß die Eintracht so weit käme wie Sie 1925 den Sportverein gebracht haben!" — „Warum nicht", meinte der ex-Bornheimer Doktor, „den Anfang haben Sie ja heute gemacht!" Herr Neumann ist nicht gerade bescheiden. Aber bei dieser Mannschaft haben seine Wünsche schon eine reale Grundlage. Jedenfalls konnte der Sportverein von 1925 lange nicht soviel wie heute die Eintracht. Damals ließen Mannschaftsgeist und gute Führer die Bornheimer nach den höchsten Ehren greifen und sie auch fast erhaschen. Daran fehlt es bei der Eintracht heute auch nicht. Und hat nicht Walter Dietrich den Ehrgeiz, seine Mannschaft den Weg zu führen, den 1925 sein Landsmann und Freund Robert Pache erfolgreich beschritt? Ich glaube schon. Fußball aber ist das Spiel der unbegrenzten Möglichkeiten. Dr. C. E. L. (aus dem 'Fußball' vom 14.01.1930)
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