FC Freiburg - Eintracht Frankfurt |
Süddeutsche Meisterschaft 1929/30 - 1. Spieltag
2:3 (1:0)
Termin: 05.01.1930
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Götzel (Mannheim)
Torschützen: 1:0 Franz Schütz (16., Eigentor), 1:1 Karl Ehmer (70.), 2:1 Fehrle (74.), 2:2 Karl Ehmer (80.), 2:3 Fritz Schaller (85.)
FC Freiburg | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Der Eintrachtsieg in Freiburg Frankfurts Routine stellt knappen 3:2 Sieg sicher Eintracht — Freiburg 3:2. Der erste Schlußspielgegner des F.F.C., die bekannte, beliebte und geschätzte Eintracht aus Frankfurt, wird wohl froh gewesen sein, als der Schiedsrichter Götzel, Mannheim, das Spiel abpfiff. Denn Mannschaft und Reisebegleitung werden sich wohl darüber im Klaren gewesen sein, daß ihnen die Routine heute in einem Kampf mit sonst gleichwertigem Gegner den Sieg brachte. Die Routine, die man erwirbt, wenn man Jahr für Jahr an den Schlußkämpfen der Ersten Runde beteiligt ist, und die man eben nicht hat, wenn man nach langen Jahren trüber Mittelmäßigkeit sich den Platz an der Sonne, wie die Schlußrunde so melancholisch bezeichnet wird, wieder erobert hat. * Die Frankfurter Eintracht imponierte durch ihr hochklassiges Stürmerspiel, in dem Innentrio und Außenstürmer gleich gut waren. Die Stärke des Sturms liegt im ausgezeichnet guten Verständnis der Flügel in sich. Die Zusammenarbeit des Flügels Dietrich-Kellerhof wirkte wie selbstverständlich und um noch eine Klasse besser, als die rechte Seite mit Trumpler-Schaller, wo man eben zu deutlich merkte, daß Trumpler erst kurze Zeit in der Mannschaft steht. Ehmer hielt diese Einheiten in unauffälliger, aber wirksamer Weise zusammen, um dafür als Scharfschütze um so bemerkenswerter in Erscheinung zu treten. Schütz und der unverwüstliche Pfeiffer als Verteidiger waren offensichtlich von der Schnelligkeit der Freiburger Stürmer überrascht. Diese Überraschung machte sie nervös und unsicher, was man ihnen eigentümlicherweise das ganze Spiel hindurch anmerkte. Aber ihr natürliches Können ist doch so groß, daß sie trotz dieser Befangenheit ihre Aufgabe zufriedenstellend lösen konnten. Schütz ist der bessere von beiden. Von der Läuferreihe kann man nur Gutes melden. Vor allem ist sie eminent beweglich, versteht den Spielaufbau und kann taktisch spielen. Goldammer ist ein ganz großer Könner, ein Fußballfeldherr, wie wir nur wenige haben. Mantel kennt man, sein Können ist groß, aber sein Eigensinn und sein unreines Spiel ist noch größer. Das wird sich aber kaum noch ändern, man muß ihn also nehmen, wie er ist und froh sein, wen er nicht aus der Rolle fällt. Gramlich auf der anderen Seite leistet, ohne irgendwie aufzufallen, produktive Arbeit — ein ursolider Handwerker. Schwach war dagegen Trumpp im Tor, dessen Unsicherheit und Unfähigkeit, kritische Situationen durch eigenen Entschluß zu klären, der Mannschaft sicher einen Punkt gekostet hätte, wenn — ja wenn nicht Trumpp geradezu unglaubliches Glück gehabt hätte. Die ganze Mannschaft war ungemein arbeitsam und betriebsfreudig. Man merkte, daß die Eintracht heuer über den traditionellen dritten Platz hinaus will. Vielleicht ist gerade dieses Jahr 1930 sehr aussichtsreich für dies Vorhaben. * Freiburg hat seinem Publikum große Freude gemacht. 6000 Zuschauer waren begeistert, daß der „Club" es fertig brachte, gegen den berühmten Gegner bis zur Pause 1:0 in Führung zu liegen und, nachdem Eintracht aufholte, abermals einen Vorsprung herauszuholen. Die Entscheidung mit dem 3. Frankfurter Tor fiel erst fünf Minuten vor Schluß. Winkler im Freiburger Tor war ganz große Klasse, der beste Mann auf dem Platze, spielte in seinem Leben noch nicht in der heutigen Form und wird sie wohl in seinem Leben nicht mehr erreichen. Schade, daß solche überragende Meisterleistung seinem Club nicht einen Sieg brachte. Die Verteidigung war gut, ohne aufzufallen, Würz hatte den schwereren Flügel gegen sich stehen und schien deshalb schwächer zu sein, war aber in Wirklichkeit genau so gut wie Kassel. Von den Läufern bemühte sich Meyer, sein großes Gegenüber zu erreichen, er war ganz famos, erträglich waren die Außenläufer, von denen Herzer nach der Pause erheblich verletzt für längere Zeit ausscheiden mußte, ohne nachher mehr als Statist zu sein. Im Sturm fehlte wieder Eberhardt und das scheint mir, heute wenigstens, den Ausschlag gegeben zu haben, denn Mandler ist eben kein Mittelstürmer, er war auch herzlich froh, als 20 Minuten vor Schluß an ihn die Weisung der Spielleitung erging, rückwärts auszuhelfen, weil die Partie 2:1 stand. Eberhardt hätte da kaum mitgemacht, an Eberhardt hätte man dies Ansinnen auch kaum gestellt. Radatt und Fehrle waren ausgezeichnet, während Bantle und Hotze angingen. * Das Spiel war sehr fair. Einige Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Folgende Mannschaften bestritten es: Frankfurt: Trumpp * Bantle Radatt
Mandler Hotze
Fehrle Schiedsrichter Dr. Götzel, Mannheim. * Vor dem Spiel wurde der Start zur „Süddeutschen" und das Debüt der Freiburger durch Ansprachen und Geschenke gefeiert. Dann beginnt der Kampf mit typischen Überrumpelungsversuchen, die nichts einbringen. Freiburg beginnt langsam zu drängen, und Bantle zeigt bald einen unheimlich scharfen, aber schlecht placierten Ball, den Trumpp halten kann. Ehmer verschießt einen wiederholten, wegen Händespiels Mayers gegebenen Elfmeter, und, auf der Gegenseite bringt ein Strafstoß Mandlers, den Trumpp verfehlt und den Schütz vollends ins Netz jagt, den ersten Treffer, den Frankfurt erst nach der Pause aufholen kann. Ehmer schloß eine feine Flügelleistung Kellerhofs mit Bombenschuß ab. Aber Fehrle schießt mit flachem Schuß, der unter den sich werfenden Trumpp einschlägt, das zweite Tor heraus, worauf Freiburg sich, taktisch verkehrt, zurückzieht. Ehmer erzielt aus einem Gedränge den Ausgleich, und als Freiburg nervös wird, ist der Ausgang entschieden. Schaller geht auf eigene Faust los, und der Erfolg ist bei ihm. Winkler muß vor diesem Schuß kapitulieren. Frankfurt hat gesiegt. Knapp, aber verdient, wenn auch nicht ohne Glück. Fr. Fr. (aus dem 'Fußball' vom 08.01.1930)
Friburgensia FFC. — Eintracht Frankfurt 2:3. Da. erste Spiel brachte zwar dem FFC. eine Niederlage, dafür aber ein volles Haus, ein überaus beifallfreudiges Publikum und ein wirklich hochklassiges Meistertreffen. Die Gäste aus Frankfurt brauchten 80 Minuten, bis der Sieg in greifbare Nähe gerückt war. Da waren die Leute nicht mehr zu halten und erspielten sich die beiden Punkte durch die unbeugsame Kampfenergie. Die schier unüberwindliche Verteidigung der FFC.-Hinterleute, in der Winkler mit einer ganz überragenden Torwächterkunst aufwartete, bestand die Probe der Attacken der letzten zehn Minuten nicht und erlag schließlich der kampfgestählten und an das Siegen gewohnten Frankfurter Mannschaft. Der FFC. hatte das Pech, auf seinen besten Stürmer Eberhardt immer noch verzichten zu müssen und auf eine in Hochform befindliche Eintracht zu stoßen. Die an sich schon ausgeglichene Gästeelf hatte zudem in ihrem Halbrechten Trumpler eine kostbare Verstärkung erstmals in einem Verbandsspiel eingesetzt, die, man kann es mit ruhigem Gewissen behaupten, letzten Endes das happy-end garantierte. Neben diesem vollendeten Sportsmann überraschte Kellerhoff, ein fabelhafter Flügelmann, und auch Schaller auf Rechtsaußen imponierte in der ersten Hälfte trotz 39 Grad Fieber, die er mit auf das Spielfeld brachte. In der Läuferreihe war Mantel der bessere, obgleich auch der Halbriese Goldammer, dessen Angriffsaufbau mitunter etwas langsam und schwerfällig anmutete, gegen Mandler einen schweren Stand hatte. Die Verteidigung dagegen erreichte bei aller Berücksichtigung ihres überlegten Abwehrspieles nicht die Güte der Freiburger Hintermannschaft. Der oft gerühmte Trumpp war schwach. Wäre unser Freiburger Mittelstürmer Eberhardt dagewesen, wer weiß, ob die Punkte nicht in Freiburg geblieben wären! Wenn... natürlich. Aber jedenfalls zeigte auch bei dem verlorenen Spiel die FFC.-Elf eine respektable Leistung, die wohl alle Zuschauer wieder versöhnte. Die FFC.-Elf, die - wie schon erwähnt - mit außerordentlichem Eifer und Fleiß das ganze Spiel durchstand, erreichte nicht die ihr nachgerühmte Geschlossenheit wie vor acht Tagen in Offenburg. Die fünf Stürmer blieben allesamt an Einzelleistungen hängen und versuchten auf eigene Faust ihr Glück, während bei durchdachterem und sonst dem FFC. eigenem Kombinationsvermögen mehrere Torgelegenheiten hätten heranreifen müssen. Die Stärke der Freiburger lag wieder bei dem Abwehrtrio. Da überbot einer den anderen. Winkler im Tor, den ich noch nie erwähnte, soll heute für seine hochklassige Hüterarbeit besonders hervorgehoben sein. Solid war auch wieder die Läuferreihe, in der der Pechvogel beim 2:l-Stande für den FFC. auf zehn Minuten ausscheiden mußte. Im Sturm war Fehrle und Radatt die gefährlichste Waffe, während Hotze und Mandler nie recht in Schwung kamen. Bantle blieb der gewiegte Taktiker: ihm mangelte aber heute die erforderliche Beweglichkeit und Schnelligkeit in entscheidenden Augenblicken. Mit der Spielleitung Dr. Götzels, Mannheim, durfte man im ganzen genommen zufrieden sein. Das Spiel. Selbiges wurde zu einem ungemein fesselnden Kampfspiel zweier Bezirksmeister von Klasse. Von Pech verfolgt begannen die Frankfurter, die in der 13. (ausgerechnet!) Minute wegen Hände Mayers einen Elfer zugesprochen erhielten. Ehmer schoß scharf ins Eck, doch hatte der SR vor Ueberschreiten des Balles über das Mal die Handlung unterbrochen. Weil ein Freiburger die Strafraumgrenze betreten hatte. Also ein Regelverstoß des SR, der die Auswirkung erst hätte abwarten müssen. Bei der Wiederholung schoß Ehmer dann scharf, aber weniger placiert, so daß Winkler das glitschige Leder prächtig bannen konnte. Die 17. Minute bringt sodann einen Strafstoß Mandlers weit von der Seitenlinie. Der Ball kommt hoch am Tor herunter und der leicht unterlaufene Trumpp sieht sich erstmals geschlagen. 1:0. Schütz und Pfeiffer suchen vergebens den Ball noch herauszuschlagen. Die Eintracht-Maschine ist später glänzend in Fahrt. Es riecht nach Ausglich, doch hat Eintracht wiederholt fürchterliches Pech. Die 55. Minute läßt ihn endlich heranreifen. In schnellem Spurt überlistet Kellerhoff den angreifenden Würz, schickt den Ball zu Trumpler, der die günstigste Gelegenheit zum 1:1 ausnützt. Drei Minuten später findet sich der FFC. zu einem hübschen, geschlossenen Angriff. Fehrle übernimmt eine Steilvorlage, er schießt sofort unter Trumpps Leib über die Torlinie. 2:1. Die FFC.-Taktik, die rückwärtigen Linien zu verstärken, erweist sich als Kardinalfehler. Die Gäste können dadurch bis zum Ende ungeschoren in den Angriff übergehen und haben keine ernsten Gefahren mehr zu erwarten. Die allerletzten Minuten genügten, um den Frankfurtern den Ausgleich aus einem Gerdränge nach Eckball durch Ehmer aus nächster Nähe zu verschaffen und ihnen den Siegestreffer gleich darauf nach herrlichem Solo Trumpplers zu ermöglichen. Am Vormittag siegten die Alten Herren des FFC. mit 6:3 über die Alten Herren der Eintracht Frankfurt. Franz Josef Steiert. (aus dem 'Kicker' vom 08.01.1930)
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