AS Cannes - Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1929/30
1:2 (0:1)
Termin: 25.12.1929
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter:
Torschützen: 0:1 Bernhard Kellerhoff (42.), 0:2 Theodor Trumpler (66.), 1:2 (89.)
AS Cannes | Eintracht Frankfurt |
|
|
Trainer |
Trainer |
"Eintracht" siegt in Cannes ... AS. Cannes - Eintracht Frankfurt 1:2 (0:1) B.G. Cannes, 25. Dezember 1929 Wir beehren uns vorzustellen: AS. Cannes, Mitglied der französischen Südwestliga, zurzeit an vierter Stelle hinter FC. Cette, AS. Nimes, Olympique Marseille, aussichtsreicher Anwärter für die Meisterschaft dieser Liga. (Hierzu sei bemerkt, daß die Südwestliga die stärkste französische Gruppe ist und den besten Fußball spielt.) Gegen diesen Gegner hat sich die Eintracht am 1. Feiertag einen glatten Sieg geholt, viel glatter, als das Ergebnis zu besagen scheint. Es ist alles schon dagewesen: In Paris, gegen einen viel schwächeren Verein, wird verloren, in Cannes, den stärkeren, wird gewonnen. Die Eintrachtmannschaft wußte, daß für sie ein Sieg eine Prestigefrage war, und sie spielte demgemäß. Sie demonstrierte dem Riviera-Publikum deutschen Spitzenfußball in Reinkultur, holte sich den Sieg in imponierendem Stil und schuf so einigermaßen den Ausgleich für die Pariser Niederlage. Spiel unter Palmen ... Man braucht kein Fußballer zu sein - jeder Globetrotter verknüpft mit dem Namen Cannes besondere Ideenverbindungen. Cannes - Riviera - Nizza - Monte Carlo - ist ein und dasselbe: das Paradies Europas. Die ganze "Côte d'azur" ist ein einziger Palmenhain. An der Riviera blühen die Palmen, in Deutschland die - Weihnachtsbäume. Das ist der kleine Unterscheid. Der Platz des AS. Cannes war - natürlich - ringsherum von Palmen umgeben. In jeder anderen Gegend der Welt hätte so etwas "kitschig" gewirkt. In Cannes war es eine Selbstverständlichkeit. Es hätte etwas gefehlt, wenn es nicht so gewesen wäre. Der Fußballplatz war also ideal angelegt. Herrlicher Grasboden, dem man den Regen, der den ganzen Tag über niedergegangen war, nicht im geringsten anmerkte, sehr praktische Zuschaueranlagen, die Umkleideräume ausgestattet mit allem Komfort. Vorbildliche Gastfreundschaft. Die Eintracht-Expedition wurde in Cannes von einer Abordnung des Clubs in einer Weise empfangen und behandelt, die besonders hervorgehoben zu werden verdient. Monsieur Ruddin, ein Vorstandsmitglied des ASC., sorgte für die Eintrachtler, als wären sie seine Kinder. Bemerkenswert ist, daß Monsieur Ruddin Schweizer, genauer: Baseler ist. Eine besondere Ueberraschung gab es noch, als sich den Eintrachtlern der berühmte Roman Najuch, der deutsche Meister der Professional-Tennissspieler, vorstellte und sich den ganzen Tag über der Expedition anschloß. Trotz des regnerischen Wetters waren 2500 Zuschauer zu dem Spiel gekommen, die das Erscheinen der Eintrachtspieler mit großem Beifall aufnahmen. Unter den Zuschauern befanden sich, wie Roman Najuch erzählte, eine große Anzahl von Deutschen, die aus der ganzen Umgebung herbeigekommen waren, um die Eintracht spielen zu sehen. Ein überlegener Sieg. Man hatte für das Spiel in Cannes folgende Aufstellung gewählt: Trumpp; Schütz, Stubb; Kübert, Goldammer, Gramlich; Schaller, Trumpler, Ehmer, Kron, Kellerhoff. Schon nach wenigen Minuten Spieldauer waren sich die
Eintrachtler, die außerhalb der Barrieren standen, darüber
klar, daß es diesmal nur einen Sieg geben würde. Die Kombinationsmaschine
lief von Anfang an ganz prachtvoll. Eintracht hatte das Spiel von Beginn
an vollkommen in der Hand. Die einzelnen Aktionen der Eintracht wurden
vom Publikum äußerst beifällig aufgenommen. Trotzdem fiel
fast während der ganzen ersten Halbzeit kein Tor. Erst in der 42.
Minute raffte sich Kron zu einer entscheidenden Handlung auf. Er legte
durch zwei Gegner an Kellerhoff vor, der nach innen lief und placiert
einschoß. Die Note: "Gut". Die Eintracht hat für ihre Leistung in Cannes eine gute Note verdient. Alle Spieler waren auf ihrem Posten, sodaß es Ausfälle nicht gab. Sehr schnell haben sich Trumpler und Schaller zu einem sehr gefährlichen und flinken linken Flügel zusammengefunden, von dem man wohl noch manches hören wird. In Trumpler scheint die Eintracht wirklich einen guten Griff getan zu haben, denn auch in diesem, seinem zweiten Spiel, bewährte er sich vollkommen und schuf durch sein Drängen nach vorn manche Chance. Auch Gramlich entpuppt sich immer mehr und zwar stellt es sich heraus, daß er bisher auf dem falschen Posten verwandt worden ist. Er muß Läufer spielen. In der Verteidigung war der junge Stubb seinem Partner Schütz vollkommen gleichwertig, obwohl Schütz keineswegs schlechter spielte, als in Paris. Auch Trumpp zeigte wieder einige glänzende Paraden. Cannes hat zwei Spieler von internationaler Klasse. Der eine war der Torwächter Hendric, der zur französischen Nationalmannschaft gehört. Der andere der Mittelläufer Barett, ein Engländer, der sehr gut zuspielte. Die französische Mannschaft spielte flach, sehr schnell, aber nicht sehr produktiv. Sie hatten das "Freilaufen" noch nicht richtig heraus. Jeder ihrer Angriffe war aber gefährlich. Es war eine von den Mannschaften, die nur sehr schwer zu bezwingen sind. Was dem Sieg der Eintracht besonderen Wert verleiht. (aus dem 'Sport-Echo für das Maingebiet' vom 28.12.1929)
|