Stade Français Paris - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1929/30

3:1 (1:1)

Termin: 22.12.1929
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Torschützen: 1:0 Lafarge (11.), 1:1 Fritz Schaller (15.), 2:1 Lafarge (68., Handelfmeter), 3:1 Lafarge (80.)

 

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Stade Français Paris Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
Trainer

 

 

(aus dem 'Sport-Echo' vom 23.12.1929)

 

 


 

(aus dem 'Kicker' vom 24.12.1929)

 

 


 

Parisiana

Diesmal mußten die Fußballer im Schnee spielen und zwar im Schnee jener Qualität, die die Mitte hält zwischen fester und flüssiger Konsistenz. Da war der Schlamm vom Sonntag vorher noch angenehmer, denn kaltes Schneewasser liebt der Fußballer schon gleich gar nicht. Die Spielplätze waren unbespielbar, aber die Spiele fanden dennoch statt. Kein Wunder! Wenn man sich um schweres Geld die Prager Slavia oder die Frankfurter Eintracht kommen läßt, so ist man nicht besonders für den Zustand des Bodens interessiert. Zuerst gilt es die Einnahme sicher zu stellen. Das ist ganz natürlich!

Im Stade Buffalo erreichte die Eintracht nicht ihre Hochform, das war bis zum Schlußpfiff, der ihre Niederlage mit 1:3 besiegelte, erkennbar. Ihr Gegner, der Stade Francais kam unter den gegebenen Umständen zu einer ganz annehmbaren Leistung. Sein impulsives, spontanes Spiel hatte weniger unter dem Zustand der Spielfläche zu leiden, als das der Frankfurter, welche mit ihrem kurzen Paßspiel auf diesem scheußlichen Boden kaum vom Fleck kamen. Und ihr Fehler lag darin, daß sie ihre Taktik absolut nicht änderten. Vermutlich wären sie sonst glücklicher gewesen. Nach der Pause hätten sie sich doch überlegen müssen, ob Spezialfälle wie dieser nicht auch eine Spezialtaktik erfordern. Die Eintracht muß schon ganz erheblich unter den Bodenverhältnissen gelitten haben, denn was sie auch zeigte, lag weit unter den Eindruck der früheren Begegnung. Nicht ohne Bedeutung für die Kampfkraft der Frankfurter war esr daß sie ohne ihren Mittelstürmer Dietrich erschienen. War er denn wirklich absolut unabkömmlich?

Immer war es so, daß die Meister des Mainbezirks von den Parisern mit 3:1 geschlagen wurden. Und immer waren die Pariser zwar nicht glatt überlegen aber angriffslustiger und glücklicher mit ihren Schüssen.

Nach einer Viertelstunde des Spiels trat der Pariser Mittelstürmer den Pfosten, von wo der Ball vollends ins Netz sprang. Kurz darauf gelang der Eintracht auf einen Eckball hin der Ausgleich. In der zweiten Halbzeit gingen die Gäste ganz aus sich heraus, ihre Angriffe gestalteten sich allmählich bedrohlicher für die Pariser, welche indessen leicht zum zweiten Erfolg kamen. Ein außerordentlich zweifelhafter Elfmeter — wieder einmal — erweckte bei den Emtrachtspielern den Eindruck durch Ungerechtigkeit besiegt zu werden. Erst der dritte Treffer, der einer persönlichen Anstrengung des Mittelstürmers Lafarge zu danken war, der damit auch den „hat-trick" vollführte, gab zum einwandfreien Endsieg des Stade Francais den Ausschlag. Und das war gut so„ denn ein Sieg lediglich durch einen unverdienten Elfmeter, wäre recht umstritten gewesen. Was soll man machen? Die Pariser Schiedsrichter gehen nach wie vor verschwenderisch mit der Bewilligung von Elfmeterbällen um, sobald sie nur irgendwie eine „Hand" im Strafraum, sei sie absichtlich oder unabsichtlich, wittern.

Nun darf man nicht glauben, daß die Eintracht, oder die deutschen Mannschaften überhaupt, unter diesem Geisteszustand der Schiedsrichter allein zu leiden haben und man darf ferner nicht vergessen, daß nicht eine absichtliche Ungerechtigkeit, sondern eine falsche Auslegung der Regeln die Unterlage des Vorgehens bildete.

Zusammengenommen war die Leistung der Eintracht nicht überragend, sie enttäuschte uns nach dem guten Meisterschaftsspielstand der Frankfurter. Man sieht wieder, wie notwendig es ist, sich den gegebenen Verhältnissen anzupassen.      Victor Denis.    (aus dem 'Kicker' vom 01.01.1930)

 

 


 

Eintracht Frankfurt in Paris

Paris, den 23. Dezember 1929.

Da die Slavia-Prag am gleichen Tag hier spielte und verschiedene lokalinteressierende Spiele ausgetragen wurden, war der Besuch im Buffalo-Stadion schwach. Vielleicht hielt auch das schlechte Welter manchen zurück. Denn die Zeitungen hatten der Eintracht in wiederholten Besprechungen fast dieselbe Bedeutung gewidmet, wie der bekannten Slavia.

Als ich draußen in Montrouge vor dem Buffalo-Stadion ankam, hörte ich eine kleine Gruppe heimatlich frankforterisch schimpfen: die Eintracht! Ich erkannte Schütze, der hier Ansichten verteidigte. Daher wagte ich es nicht, zu stören.

Das ganze Oval des Stadions überdacht. Ein Eldorado für die Unentwegten. Trotzdem viel Zuschauerraum und fast ausschließlich Sitzplätze. Alle mit bester Sicht. Leider war das Spielfeld aber, durch das Tauwetter, in schlechtester Verfassung. Wo der kurze Rasen nur naß war: glatt. Und sonst viel Wasser. Das wurde der Eintracht, wie es schien, zum Verhängnis.

Bei ihrem Erscheinen, als 1. Mannschaft, wurde die Eintracht herzlich begrüßt. Nicht minder als Stade Français kurz darauf. Eintracht in hausrockähnlichem Jackett über dem Dreß. Sehr vornehm. (Hoffentlich entstehen daraus keine Rückschlüsse auf unsere Reparationszahlungsfähigkeit.) Dann: Photograph, der also international funktioniert. Dann: Versammlung beider Mannschaften in Spielfeldmitte zur Begrüßung. Schütz, als Spielführer, schüttelte seinem amtierenden Gegenüber kräftig und ganz deutsch die Hand, was wiederum — ich glaube wenigstens — photographiert wurde. Hübsch gestickte Klubfähnchen wurden sich gegenseitig uberreicht und nach dieser Herzlichkeit wurde gelost. Eintracht hatte Platzwahl. Stade Francais stieß an. Frankfurt fing gut ab, brach durch... und vergab eine große Chance. Haushoch über das Tor. In dem folgenden, verteilten Feldspiel sind einheitliche Aktionen ausgeschlossen durch die miserablen Platzverhältnisse. Stade Francais wird dann, nachdem sich die erste Befangenheit gelöst hat, etwas schneller als die Eintracht und hat dadurch insgesamt ein wenig mehr vom Spiel, obgleich die Eintracht verschiedene ungefährliche Ecken erzwingt. Durch einen großen Fehler von Pfeiffer schießt der französische Mittelstürmer ungehindert ein unhaltbares Tor. Eintracht kann aber schon kurz darauf ausgleichen. Teilweise durch Pfeiffer dann weitere üble Situationen im Strafraum der Eintracht. Trumpp ist aber gut. Hat auch mal Glück und wird dabei total naß und schmierig. Vor dem Tor sind die Franzosen weitaus gefährlicher.

Halbzeit 1:1.

Gleich vom Wiederbeginn wird das Tempo flotter, ohne daß die bisherige Fairnis im geringsten darunter leidet. Stade Francais ist wieder schneller und drückt nun. Ginge es nach Punkten und nicht nach Toren, so würde ich unverbindlich gesagt haben: 10:7 für Stade. Da kam der unglückliche Elfmeter. Neben der vollkommen überflüssigen Härte in einem Freundschaftsspiel auch eine zu offensichtliche Fehlentscheidung. Das Publikum protestierte laut und pfeifend (wie in Ffm.). Schütz erhebt für die Eintracht ruhig und sachlich Protest und zeigt immer nur gegen seine kühne Brust, womit er bedeuten wollte: hier, mein Freund, und nicht am Arm. Der Elfmeter war unhaltbar. Wurde von dem Publikum mit Lärm und ähnlichem Protest unwillig und unbefriedigt hingenommen. In der Tat auch die peinlichste so vieler anfechtbarer Entscheidungen des reichlich unzulänglichen Schiedsrichters. In der Folge konnten teilweise ganz unangebrachte Strafstöße gegen Stade Francais Frankfurts Deprimierung nicht aufheitern, sie brachten nur vorübergehend das Publikum in „Stimmung". Die leichte Überlegenheit von Stade hielt dann bis zum Schluß an und brachte noch ein weiteres Tor ein, während die Eintracht in zwei Durchbrüchen zwei Gelegenheiten versäumte.

Die Eintracht fand sich eben mit dem Platz sichtlich schlechter ab als ihr Gegner. Daher irgendwie einen Maßstab von dem wirklichen Können beider Mannschaften zu geben, halte ich für gewagt. — Über die Spieler: die gesamte französische Mannschaft war schnell. Nebenbei bemerkt fiel diese Schnelligkeit der Franzosen schon überraschend im Spiel England-Frankreich auf und machte den behäbigen Engländern schwer zu schaffen. Das Resultat war damals auch reichlich schmeichelhaft für England, das berühmte Fußballglück. Stade Francais besitzt aber außerdem ein solides Können. Aus dem der Torwächter, die Verteidigung und einige Stürmer hervorragen. Überragend der Rechtsaußen, der beste Mann auf dem Platz. (Der weitaus schlechteste war der Schiedsrichter!) Von ihm gingen stets die gefährlichen Situationen aus. Ein alter Routinier, der sich nicht abdecken und nicht halten ließ, der selbst bei solchem Boden prachtvolle Tricks vorführte und sie auch gleichzeitig produktiv auswertete. Bei der Eintracht waren Trumpp und Schütz die besten Leute. Trumpp bewies bei den Gelegenheiten in der zweiten Halbzeit seine Fähigkeiten. Er fing absolut sicher die übelsten Sachen in seinem Schoß und begeisterte das hierauf eingestellte Publikum zu lautem Jubel. Schütz: elegant und durchaus verläßlich. Unauffällig zeigte er ein höchst ansprechendes und vor allem produktives Verteidigerspiel. Pfeiffer nur halb so ... und ein Tor und manche heikle Situation wäre vermieden. Goldammer, wie immer, wenn ich ihn in Frankfurt sah, ganz bei der Sache. Überall. Mit seinen langen Beinen und hochgerecktem Kopf. Er spielt immer ein förderndes Spiel, auch wenn er vor seinem Gegner foxtrottelt. Die gefährlichen Flügel mit Schaller (Hujo, gell?) und Kellerhof blieben oft im Wasser stecken. Schuld lag mehr beim Wasser als den Beiden, und nun noch einen: Dietrich. Der kleine Dietrich von Bern fand sich am schlechtesten mit dem Boden ab. Er glitt und fiel. Versuchte mit grimmig halbzugekniffenen Augen bei Wasser- und Dreckspritzern noch Sicht zu behalten und rutschte dann wieder. Nur selten konnte er zeigen, was er kann. Wer ihn kennt, dem tat es leid, die Aufopferung gegen Tücke des Geschicks.      B. W. (aus dem 'Fußball' vom 08.01.1930)



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