Hertha BSC/Tennis Borussia
- Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1929/30
3:5 (1:3)
Termin: 20.11.1929
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter:
Torschützen: 0:1 Karl Ehmer, 1:1 Welf, 1:2 Wilhelm (Eigentor), 1:3 Bruno Goldammer, 1:4 Rudolf Gramlich, 1:5 Karl Ehmer, 2:5 Wilhelm (Elfmeter), 3:5 Strohwig
Hertha BSC/Tennis Borussia | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Hertha BSC.-Tennis Borussia komb. — Eintracht Frankfurt 3:5 Der neugebackene Mainmeister errang vor
15000 Zuschauern im Poststadion zu Berlin einen verdienten Sieg
Berliner Sonntag 15.000 Zuschauer fanden am vergangenen Mittwoch, dem protestantischen Buß- und Bettag, daß die bekannte Eintracht-Mannschaft aus Frankfurt am Main bei ihrem Erscheinen im Poststadion einen sehr vornehmen und repräsentativen Eindruck machte. Und in der Tat, die äußere Erscheinung war bestechend; große, schlanke, gut gewachsene Gestalten — bestes Material — in ganz eng langgestreiftem rot-schwarzem Jersey über schwarzer Hose, die ruhig harmonische Wirkung ihres Auftretens durch den sattrot leuchtenden Sweater ihres Torwächters Trumpp noch geschickt hervorhebend. Der erste Eindruck ist bekanntlich immer der beste; aber in diesem Falle darf man sagen, daß auch der letzte, als das Spiel sich dem Ende zuneigte, immerhin noch ein ganz ausgezeichneter war. Gerne hätten wir es gesehen, wenn die Eintracht, unstreitig heute eine der ganz wenigen süddeutschen Spitzenmannschaften, gegen eine unserer beiden besten Mannschaften, Hertha-BSC. oder Te-Be, gespielt hätte. Leider ging das aber nicht, denn beide Vereine hatten ihre besten Spieler für die brandenburgische Städtemannschaft zu stellen, die an demselben Mittwoch in Hamburg gegen Hamburg anzutreten hatte. So mußte man denn den Süddeutschen eine Kombination aus den zurückgebliebenen Spielern beider Vereine entgegenstellen und man erwartet, daß diese Zusammenstellung so stark sein würde, daß die Gäste kaum gewinnen könnten. Leider sah man sich in dieser Erwartung gründlich getäuscht, denn die Berliner spielten fast durchweg so schlecht, daß sie einfach keinen ebenbürtigen Gegner abgaben. Wohl waren Patrzek im Tor, Lux als Mittelläufer, Schröder als Reohtsaußen sehr gut; aber damit war denn auch aller Glanz zu Ende, denn Wilhelm und Padloch in der Verteidigung, Nendel und der nach langer Pause wieder spielende Martwig in der Läuferreihe, Handschuhmacher und Wolf im Sturm waren in keiner Phase des Spiels imstande, ihre Mannschaftsposten auch nur annähernd auszufüllen. So gab es eine sehr schwache Leistung der heimischen Mannschaft, und das war schade für die Gäste. Schade deshalb, weil die Süddeutschen es nun nicht nötig hatten, ganz aus sich herauszugehen und alles zu zeigen, was sie an Spielkraft und -Können in sich haben, wenn es nötig ist. Sie gewannen, leider muß man es sagen, leicht; dazu durchaus verdient, denn diesem Gegner waren sie immer überlegen. Aber Außerordentliches, weit über dem Durchschnitt Stehendes brauchten sie heute nicht zeigen, zeigten es auch nicht. Und so können wir hier nicht sagen, ob die Eintracht wirklich eine Mannschaft von Sonderklasse ist oder im Begriffe ist, es zu werden. Sicher spielten sie sehr nett, ohne jeden Versager, wenn auch der Linksaußen Stubb etwas langsam war und der Halbrechte Gramlich mitunter den Ersatzmann deutlich erkennen ließ. Die Elf des Mainmeisters spielte sehr schnell, mit famosem Zusammenhang, glänzendem taktischen Verständnis; dazu erwies sich der Mittelstürmer Ehmer als Schußkraft ersten Ranges. Aber dem Spiel der Eintracht fehlte — heute wenigstens — das Faszinierende, das Begeisternde, Mitreißende, jenes Funkeln und Blitzen, das bei den Spielen des Klubs und der Spielvereinigung auch den kaltschnäuzigsten Berliner in seinen Bann zog. Die Eintracht spielte also gewiß gut, gewiß, durchaus zufriedenstellend, aber ganz große süddeutsche Spitzenklasse schien sie uns heute nicht zu sein, zumal die sonst so gerühmte Verteidigung Pfeifer-Schütz, der letztere besonders, indisponiert war. Es mag sein, daß die Frankfurter mit Kellerhoff und Döpfer im Sturm viel stärker spielen und daß sie heute in diesem Privatspiel nichts riskieren wollte, aber vielleicht haben wir bei der DFB.-Meisterschaft Gelegenheit, im Kampf gegen unsere beiden Meister festzustellen, daß die Eintracht doch auch noch ganz anders kann. Interessant ist übrigens, daß, abgesehen von Goldammer, der sehr gut spielte, nicht die Träger berühmter Namen die besten Leute waren. Mir gefiel am weitaus besten der junge Außenläufer Leis, der ganz ausgezeichnet und der beste Mann auf dem Felde war. Schaller und Ehmer- waren die besten Stürmer; Dietrich und Mantel fielen dagegen gar nicht auf. Der Spielverlauf begann sensationell. Kaum hatte das Spiel eingesetzt, als Ehmer sofort einen herrlichen, unhaltbaren Langschuß hoch ins Netz setzte. Zwar stieß nach einem guten Eckball Schröders Welf den Ball ins Etatrachttor, aber noch vor der Pause placierte der Hertha-Verteidiger Wilhelm den Ball ins eigene Tor, und als nach glänzender Abwehr Patrzeks Goldammer einen schönen 25-Meter-Schuß anbrachte, da hieß es zur Pause 3:1 für Eintracht. Später wird es sehr langweilig, da Eintracht das Feld zu sehr beherrscht, Gramlich schießt bald ein viertes und Ehmer durch sehr eindrucksvolle Einzelleistung gar ein schönes fünftes Tor. Es sieht geradezu katastrophal für Berlin aus, aber die Schlußminuten lassen es noch unerwartet günstig werden. Erst verwandelt Wilhelm einen Elfmeter und eben vor Schluß geht Schröder unaufhaltsam vor, flankt gut und Strohwig haut den Balll aus kürzester Entfernung ins Netz. So endete diese faire Werbetreffen mit einem verdeinten, aber beinahe zu niedrigem Siege der famosen Eintrachtmannschaft, die wir sehr gerne im Kampfe gegen Hertha und Te-Be allein hier recht bald wiedersehen möchten. (aus dem 'Kicker' vom 26.11.1929)
Ein herrliches, belebtes Bild nach einer schön vor das Frankfurter Tor hereingegebenen Ecke
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