Eintracht Frankfurt - SpVgg
02 Griesheim |
Bezirksliga Main-Hessen 1929/30 - 11. Spieltag
4:0 (0:0)
Termin: 17.11.1929
Zuschauer:
Schiedsrichter: Bremser (Wiesbaden)
Torschützen: Karl Ehmer (3), Walter Dietrich
Eintracht Frankfurt | SpVgg 02 Griesheim |
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Trainer | Trainer |
Frankfurter Echo Eintracht Frankfurt — SpVgg. Griesheim 4:0 (0:0) Früher als sonst hat die Gruppe Main des Bezirks Main-Hessen ihren neuen Meister ermittelt. Die Frankfurter Eintracht hat sich auch in diesem Jahre wieder den ersehnten Titel erkämpfen können und darf — nimmt man alles in allem — zweifellos derzeitig als der würdigste Träger der stolzen Auszeichnung angesehen werden. Das 4:0, das die Riederwälder heute gegen den Tabellenletzten, die SpVgg. 02 Griesheim, errangen, bedeutet für sie einen uneinholbaren Punktvorsprung vor allen anderen Widersachern, von denen sich vorläufig Rotweiß, Union und Kickers um die beiden Plätze auseinanderzusetzen haben, während überraschenderweise FSpV. Frankfurt zurzeit den wenig verheißungsvollen fünften Platz mit Germania Bieber teilt. Allerdings ist in bezug auf das „Ferner liefen" noch lange nicht das letzte Wort gesprochen, und es kann sehr gut sein, daß die Bornheimer doch noch in der Trostrunde zu finden sein werden. Eintracht hat sich die neue Würde in recht imposantem Siegeszug erworben. Sie hat ohne Niederlage bis jetzt in elf Spielen 20:2 Punkte und 27:6 Tore erzielen können, zählt also zu den drei ungeschlagenen Mannschaften in Süddeutschland und hat nach der SpVgg. Fürth etwa mit Wormatia Worms gemeinsam das beste Torverhältnis aufzuweisen. In einer Hinsicht hat sie jedoch vorläufig noch einen süddeutschen Rekord: sie hat die wenigsten Gegentore in ganz Süddeutschland, eine Tatsache, die auf die große Zuverlässigkeit des Riederwälder Schlußtrios hinweist und namentlich dem oft geschmähten Torwächter Trumpp ein vorzügliches Zeugnis ausgestellt, da er von den sechs ins Eintrachtnetz gegangenen Schüssen nur vier passieren ließ, während die beiden anderen Bälle von dem in den beiden ersten Spielen in Bürgel und Offenbach tätigen Ersatzmann Schlüter durchgelassen wurden. Trotz dieses zweifellos recht günstigen Totalüberblickes war Eintracht in der Versuchung, am Tage, der ihr endgültig die neue Meisterschaft bringen sollte und auch tatsächlich gebracht hat, einen wenig befriedigenden Eindruck zu machen. Sie spielte gegen SpVgg. 02 Griesheim in der ersten Halbzeit so fahrig, daß ihr eigener Anhang sichtlich in Verzweiflung geriet. Bei ebenso bescheidenen Leistungen der Gegenseite wickelte sich in diesen ersten 45 Minuten ein Hin und Her ab, dem man mit dem besten Willen nicht die Bezeichnung „Meisterschaftstreffen" geben konnte. Mehr als je zeigte sich in dieser ersten Halbzeit, daß die Schwächen der Eintrachtelf in dem durchaus ungenügenden Zuspiel liegen. Es wird manchmal so unverständlich wenig Wert auf genaues Passen des Balles gelegt, trotzdem dies doch unstreitig bei weitem der wichtigste Faktor allen spielerischen Könnens ist. Die Griesheimer Hintermannschaft wird den Eintrachtleuten am besten bestätigen können, wie leicht ihr manchmal das Abfangen der Bälle, die nicht für sie bestimmt waren, gemacht wurde. Eintracht spielte vor der Pause ebenso schlecht, wie der Gegner. Erst nach dem Wechsel taute die Elf auf, sicherte sich innerhalb 11 Minuten vier schöne Tore, von denen drei von Ehmer und einer von Dietrich stammten, und blieb auch weiterhin bis zum Schluß in der bekannten, recht guten Form. Es erhellt also, daß die Riederwälder während der torlosen ersten 45 Minuten den Kampf doch etwas zu leicht genommen hatten. Das Fehlen von Schütz, Leiß und Kellerhoff darf unbewertet bleiben, den allenfalls in bezug auf den besser als Stubb flankenden Linksaußen kann von unzureichendem Ersatz gesprochen werden. Die SpVgg. Griesheim wird, falls nicht eine grundlegende Aenderung des derzeitigen Spielsystems kommt, auf die viele Abstiegskandidaten selbstverständlich rechnen, nach nur einjähriger Zugehörigkeit zur ersten Spielklasse wieder in der breiten Masse untertauchen müssen. Es ist schade um die Elf, die zweifellos sehr gute Veranlagung besitzt. Daß es den Leuten einem alten Routinier wie Eintracht gegenüber an Erfahrung gebricht, darf nicht wundernehmen. Sehr gut arbeitete das unermüdliche Schlußtrio, namentlich der vorzügliche Torwart Sparrenberg, dem man die vier Tore nicht zur Last legen darf. Auch die beiden Verteidiger Wills und Waldschmidt hielten gut stand. Nur ließ die große Zahl der von ihnen verschuldeten Eckbälle, die übrigens nicht einen einzigen Erfolg brachten, auf mangelnde Ruhe in kritischen Augenblicken, vielleicht aber auch auf nicht immer genügende Schlagsicherheit schließen. Griesheims Läuferreihe spielte im allgemeinen zu defensiv. Fast schien es, als seien gerade diese drei Spieler lediglich mit dem Ehrgeiz auf ein 0:0 nach dem Riederwald gekommen Daß auch die Angriffsreihe der Gäste begabte Spieler besitzt, bewiesen die bedrohlichen Vorstöße, die die Leute mit den wenigen Bällen unternahmen, die ihnen zufielen. Ueberdies muß vermerkt werden, da Griesheims Halbrechter, Scheuern, sehr bald verletzt ausschied, daß dieser Rumpfsturm sich also leidlich gut aus der Affäre gezogen hat. Schiedsrichter Bremser aus Wiesbaden ist theoretisch ein tüchtiger Spielleiter. Praktisch mangelt manchmal doch noch etwas, was der ganz große Könner unbedingt beherrschen muß, Bremser stolperte manchmal über Kleinigkeiten und ließ dafür einige kleine versteckte Bosheiten unbeachtet. Der Gesamteindruck Bremserscher Spielleitung war jedoch gut. Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 19.11.1929)
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