Eintracht Frankfurt - Rot-Weiss
Frankfurt |
Bezirksliga Main-Hessen 1929/30 - 7. Spieltag
1:0 (1:0)
Termin: 13.10.1929
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Maul (Nürnberg)
Torschützen: 1:0 Walter Dietrich (44.)
Eintracht Frankfurt | Rot-Weiss Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Frankfurter Echo Eintracht Frankfurt schlägt Rot-Weiß 1:0. Eine Sensation, wie man sie bei diesen beiden Gegnern kurz vor Beginn der Saison erlebt hatte, blieb aus. Eintracht gewann als die bessere Mannschaft 1:0, aber der Sieg stand erst mit dem Schlußpfiff fest. Trotz des frühen Spielbeginns — 2 Uhr — waren mehr als l0.000 Zuschauer zum Riederwald gepilgert, die einem abwechslungsreichen, aber nicht immer hochklassigen und packenden Kampf zu sehen bekamen. Rot-Weiß war durch das Fehlen des durch einen Muskelriß zum Aussetzen gezwungenen Paches im Angriff erheblich geschwächt, denn der Jugendspieler Heinz konnte den Schweizer Internationalen in keiner Weise ersetzen. Aber auch mit Pache dürfte die Bockenheimer Mannschaft, die sich doch wohl ein wenig selbst überschätzt hat, den Mainmeister in seiner augenblicklich Form nicht schlagen können. Die Eintracht, zurzeit in einer beneidenswerten körperlichen Konstitution, von der sie im Strafraum nur zu wenig Gebrauch macht, spielte komplett. Wenn das Treffen nach ganz kleinen Temperamentsausbrüchen schließlich einen geradezu propagandistischen Charakter trug, so ist das sehr viel auch dem Schiedsrichter Maul-Nürnberg zu verdanken, dem sich infolge seines bestimmten Auftretens und seiner ausgezeichneten Entscheidungen beide Mannschaften restlos unterordneten. Selbst das Publikum, in diesem Kampf früher immer sehr leidenschaftlich, legte sich sichtlich Reserve auf. Eintracht lag in der ersten Spielhälfte entschieden mehr im Angriff, und wenn nicht Kreß, Kornrumpf und Engelhardt gewesen wären, hätten die Gäste schon bald kapitulieren müssen. Unser Internationaler Kreß gilt übrigens als „interfraktionell"; man schätzt ihn am Riederwald genau wie an der Festhalle. Gegen Eintracht zeigte er wieder glänzende Proben seines großen Könnens. Tragisch für ihn, daß das einzige Tor des Tages, das der Mainmeister eine Minute vor Halbzeit erzielte, wahrscheinlich zu halten gewesen wäre. Wohl war der Kopfball Dietrichs wundervoll unter die Latte placiert, aber Kreß berührte den Ball noch mit seinen Fingern, ehe er ihn selbst ins Netz gleiten ließ. Nach Halbzeit, als Rot-Weiß umstellte und Kraushaar in den Angriff nahm, kam tatsächlich mehr Schwung in den Sturm, doch zum Ausgleich langte es nicht. Der Ausgleich wäre auch nicht verdient gewesen, denn Eintracht schuf wieder eine große Reihe hervorragender Chancen und schraubte das Eckenverhältnis auf 10:3. Wie vor Halbzeit, konnte Engelhardt auch nachher einmal in letzter Sekunde den Ball noch von der Torlinie wegschlagen. Zur Kritik der Mannschaften ist zu sagen, daß überraschenderweise von den Spielern beider Parteien niemand versagte; es sei denn der Ersatz für Pache, dem es an der nötigen Routine mangelte. Bei Rot-Weiß war die Hintermannschaft Kreß-Kornrumpf-Engelhardt wieder in ganz glänzender Verfassung. In der Deckung fiel die unermüdliche Arbeit Sands besonders auf. Nur der Sturm, in dem Schabinger noch am besten gefiel, zeigt die alten Schwächen. Rationelle Zusammenarbeit vermißte man. Immerhin erreichte die Elf ein Niveau, das um eine Klasse besser war, als am vergangenen Sonntag im Spiel gegen die Offenbacher Kickers. Die Mannschaft der Frankfurter Eintracht, in sich einig und durch ein prächtiges Freundschaftsband verbunden, spielte nicht mit der letzten Energie. Trumpp, Pfeiffer, Schütz, Mantel und Kellerhoff gefielen am besten; ohne daß ihnen die übrigen Spieler viel nachstanden. Mantels Ballartistik wird m.E. in ganz Süddeutschland nicht erreicht. Besonders erfreulich wieder die vornehme Spielart Willy Pfeiffers, der vor einigen Jahren noch "das schwarze Schaf" des Verbandes war. Der Sieg Eintrachts und die Niederlage des Sportvereins hat eine andere Situation geschaffen. Eintracht wird mit 90 Prozent Wahrscheinlichkeit Meister, und die Rot-Weißen müssen sich sehr anstrengen, wenn sie nicht wiederum, wie vergangenes Jahr, unter „ferner liefen" gemeldet werden wollen. Max Behrens. (aus dem 'Kicker' vom 15.10.1929)
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