SpVgg 02 Griesheim - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1929/30 - 5. Spieltag

0:4 (0:1)

Termin: 22.09.1929
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Rettelbach (Ludwigshafen)
Torschützen: 0:1 Fritz Schaller (20.), 0:2 Karl Ehmer, 0:3 Karl Ehmer, 0:4 Karl Ehmer

 

>> Spielbericht <<

SpVgg 02 Griesheim Eintracht Frankfurt

  • Dölp (Platzverweis)
  • Lieb
  • Duchscherer

 


 

Trainer
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Griesheim

02 Griesheim — Eintracht Frankfurt 0:4 (0:1)

Nach dem zähen Widerstand, den der Neuling in seinen bisherigen Spielen bot, zu urteilen, hielt man den Gang des vorjährigen Mainmeisters nach der Frankfurter Vorstadt nicht zu den einfachsten. So war es auch. Das nackte Resultat 4:0 besagt gar nichts. Eintracht hatte schwer zu kämpfen, um überhaupt zu den so heiß begehrten Punkten zu kommen, die doppelt schwer wiegen, da Rot-Weiß zu gleicher Zeit zwei Punkte einbüßte. Das Spiel selbst war allerdings alles andere als schön. Man muß sich wirklich allen Ernstes fragen, ist es denn nötig, so rücksichtslos die Knochen des Gegners zu polieren, kann man nicht auch eine Niederlage hinnehmen, besonders wenn sie verdient war wie diese? Dem Bezirksliganeuling, der, das muß man ihm lassen, bisher ritterlich zu kämpfen verstand, muß in sein Bewußtsein hineingehämmert werden, daß das der Anfang vom Ende sein kann. Roheitsdelikte werden Gott sei dank von der Behörde und je nach der Einstellung und Qualität des Schiedsrichters auch von diesem streng bestraft. Das, was man am Sonntag in Griesheim zu sehen bekam, hatte mit Fußball nichts — auch rein gar nichts zu tun. Wenn man sah, wie da so einzelne Spieler der Griesheimer, an der Spitze der vom Platz gestellte Dölp, rücksichtlos hineinstiegen, jede Schonung des Gegners außer acht ließen, standen einem die Haare zu Berg. Die Atmosphäre innerhalb der Barrieren pflanzte sich logischerweise auch auf das Publikum fort. Es gab schon während des Spiels erregte Auseinandersetzungen mit „schlagenden" Beweisen, ein netter Schirm ging vor der „Pressetribüne" den Weg alles Irdischen. Dem Faß den Boden aus schlugen aber die tätlichen Angriffe gegen den Schiedsrichter nach dem Spiel. Der schwergeprüfte Rettelbach-Ludwigshafen war der Sündenbock, der für die Niederlage herhalten mußte. Dafür wird es wohl Platzsperre geben. Wo war hier der Ordnungsdienst? Er versagte vollständig.

Das Spiel stand in seiner Qualität logischerweise auf keinem besonderen Niveau, die Nervosität innerhalb und außerhalb des Spielfeldes wirkte sich recht unangenehm aus. Die einzigen Lichtblicke hatte das Spiel in der letzten Viertelstunde, wo Eintracht aus seiner Lethargie erwachte und Ehmer ein paar Saftschüsse zum besten gab. Ueber den Spielverlauf ist weniger zu sagen. Eintracht kam in der 20. Minute durch Schaller zu seinem ersten Tor. Eine Vorlage von Döpfer aufnehmend, fand er gerade in der äußersten rechten Ecke des Tores Platz für den Ball. Nach Seitenwechsel kam gleich der erwähnte Platzverweis. Der Ausfall des zurückgegangenen Stürmers Lieb machte sich vorne stark bemerkbar. Als auch dieser durch eigenes Verschulden verletzt das Spielfeld längere Zeit verließ, war es aus mit der Kunst. Eintracht lag ständig vor des Gegners Tor und Ehmer war es vorbehalten, in den letzten zehn Minuten durch drei weitere Tore, eines schöner als das andere, den Sieg sicherzustellen. Schaller und Dietrich leiteten diese Erfolge vorbildlich ein.

Der Sieger spielte wieder recht nett, ließ aber längere Zeit den Kampfgeist vermissen. Mit Ausnahme von Schaller und Döpfer spielte der Sturm nicht lahm. Ganz hervorragend war wieder die gesamte Läuferreihe. Goldammer mit eminentem Eifer, Mantel mit seiner Akrobatik. Die Hintermannschaft, in die sich Pfeifer gut hineinfand, gewohnt sicher. Griesheim verfügt über eine wuchtige und schlagsichere Hintermannschaft, in der der Torwart etwas schwach erschien. Stark als Außenläufer der beste Deckungsspieler. Im Sturm kam der sonst gute Duchscherer auf Halblinks nicht recht zur Geltung. Hier waren die Außenstürmer die besten im Fünferfeld.      Aro. (aus dem 'Kicker' vom 24.09.1929)


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