Kickers Oxxenbach - Eintracht
Frankfurt |
Bezirksliga Main-Hessen 1929/30 - 2. Spieltag
1:1 (1:0)
Termin: 01.09.1929
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Keller (Karlsruhe)
Torschützen: 1:0 Mathes (25.), 1:1 Karl Ehmer (87.)
Kickers Oxxenbach | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
Trainer |
Kickers Offenbach — Eintracht Frankfurt 1:1. Großkampf auf dem Bieberer Berg! Offenbach stand gleich zu Beginn der neuen Saison wieder ganz im Zeichen des König Fußball. Nach den überraschenden Unentschieden beider Mannschaften am letzten Sonntag (Eintracht in Bieber und Kickers in Niederrad) bildete dieses Treffen naturgemäß den Gesprächsstoff der Woche in der Lederstadt, und mag der Offenbacher das Jahr über mit den Leistungen seiner Elf noch so unzufrieden sein (und herzlich auf sie schimpfen), beim Punktespiel ist er stets zur Stelle und bekräftigt sein Dasein „mündlich". — Gegen 3 Uhr walzte sich eine Menschenschlange in tropischer Hitze die Bieberer Straße hinauf, die städtischen Großkraftwagen rollen vorbei, alle zum Bersten voll, dazwischen Autos und abermals Autos. Die Platzanlage der Kickers war von 4000 Zuschauern verhältnismäßig stark besetzt; die Anhänger beider Mannschaften nahmen an den Geschehnissen auf dem Spielfelde lebhaften Anteil, ein Glück, daß mit Keller (Karlsruhe) ein Schiedsrichter zur Stelle war, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Unentschieden! Und das zu Recht so. Wohl hielten die Kickers das 1:0 bis wenige Minuten vor Abpfiff, da klappte es bei den Frankfurtern, gerade wie vor acht Tagen in Bieber, noch kurz vor Ladenschluß, ein Punkt geht nach Frankfurt! Um zu gewinnen war jede der Mannschaften, soweit es den Sturm angeht, nicht genügend in Form. Was die Offenbacher und die Eintracht-Fünferreihe an Torgelegenheiten ausließen, läßt sich schlechterdings in Worten gar nicht mehr ausdrücken. Man stelle sich vor: die ganze zweite Halbzeit spielt Eintracht, von einzelnen Gegenangriffen abgesehen, in des Gegners Hälfte, jede zweite Minute bringt eine Torgelegenheit, und eine wie die andere läßt man vorübergehen, bis sich drei Minuten vor dem Abpfiff Ehmer energisch zusammennimmt und mit herzhaftem Schuß den Ausgleich herstellt. Nicht vergessen möcht ich, zu erwähnen, daß die Kickers-Hintermannschaft ein ganz vorzügliches Spiel lieferte. Eine ebenso klägliche Leistung wie der Sturm der Frankfurter bot der der Offenbacher. Das Fehlen Dunkers machte sich stark bemerkbar, nicht einen zusammenhängenden Angriff konnte man feststellen, fünf Einzelspieler, die, wenn sie nicht mehr anders können, auch einmal einen Ball abgeben. Hier waren die Torchancen vor der Pause vielleicht noch deutlicher als die gegnerischen nachher, mit vieler Not nützte Mathes durch Kopfball eine aus. Das Spiel war auf Kampf zugeschnitten, die Grenzen des Erlaubten und des sportlichen Anstandes wurden zeitweise bedenklich überschritten, und wenn ich in dieser Beziehung einen nenne, so ist das Mathes, der doch allzu rücksichtslos mit dem Gegner kämpfte. Die „letzte Verwarnung" des Herrn Keller hatte er in der Tasche. Recht interessant war der Verlauf des Spieles, spannend von der ersten bis zur letzten Minute, und das deswegen, weil der Sieger erst beim Schlußpfiff feststand. Die technische Ueberlegenheit der Eintracht machten die Offenbacher durch Energie und Kampfeseifer wett. Heute muß ich dieselbe Feststellung machen wie am letzten Sonntag in Bieber: die Eintracht kann nicht kämpfen, mit Technik allein — mag sie noch so vollkommen sein — erzielt man gegen ausgesprochene Kampfmannshaften keine Tore! Die beiden Tore: bei ausgeglichenem Spiel der ersten Hälfte legt der Kickers-Halbrechte May hoch nach links vor, Mathes köpft über den herauslaufenden Trumpp hinweg ein. M. wird hierbei verletzt und scheidet vorübergehend aus. Fast ausnahmslos beherrscht nach Halbzeit Eintracht das Spiel - erfolglos, — wiederum geht Schütz in den Sturm, da — kurz vor Abpfiff — flankt Kellerhoff flach und Ehmer verwandelt unmittelbar zum vielbejubelten und vollauf verdienten Ausgleich. Die Mannschaften in der Kritik: Eintracht hatte Pfeiffer durch Stubb vollwertig ersetzt, das Tor hütete wieder Trumpp mit gewohnter Sicherheit und Ruhe. Gut bewährte sich Leiß als rechter Läufer während Mantel wieder technisch und taktisch Ausgezeichnetes bot. Im Sturm fand sich Kron nicht zurecht, er hielt sich, ebenso wie Dietrich, zuviel in der Läuferreihe auf; Ehmer zeigte nur zeitweise Erfreuliches. Mit gewohnten und bekannten Leistungen warteten Schütz, Goldammer, Schaller und Kellerhoff auf. — Auf der Gegenseite fehlten Dücker und Fay, die beide nicht vollwertig ersetzt waren. Famos hielt Lamprecht, ebenso famos verteidigten Bock und Grundel, aber in der Läuferreihe sah es schon trüber aus; hier gefiel Stein am besten, im Sturm May (früher Düsseldorf und Mühlheim), der Rest spielte recht kopflos, einer wie der andere. — Herr Keller, Karlsruhe war dem Kampf jederzeit ein ausgezeichneter Leiter, dem gar nichts ausging. EIla. (aus dem 'Kicker' vom 03.09.1929)
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