Eintracht Frankfurt - Schwarz-Weiß Essen

Freundschaftsspiel 1929/30

4:2 (0:1)

Termin: 18.08.1929
Zuschauer:
Schiedsrichter: Ries (Frankfurt)
Torschützen: 0:1 Thiekötter, 0:2 Kreß, 1:2 Walter Dietrich, 2:2 Joseph Kron (Elfmeter), 3:2 Bernhard Leis, 4:2 Fritz Schaller

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Schwarz-Weiß Essen

 


  • Kellner
  • Thiekötter
  • Kreß

 

Trainer Trainer
  • Lippo Herzka

 

Eintracht Frankfurt — Schwarz-Weiß Essen 4:2 (0:1)

Nach ihrem überlegenen 6:1-Siege über den westdeutschen Verbandsmeister Schalke 04 schlug nunmehr die Frankfurter Eintracht auch Schwarz-Weiß Essen mit 4:2 Toren, aber man darf sich durch das Ergebnis dieses wenig fesselnden Treffens nicht darüber täuschen lassen, daß die heimische Mannschaft einen recht bescheidenen Eindruck machte und sich wesentlich mehr anstrengen muß, wenn sie in den bevorstehenden Verbandsspielen die von ihr erwartete überlegene Rolle spielen will. Eintracht kämpfte vollkommen lustlos und raffte sich erst zu einigermaßen energischen Handlungen auf, als der Gegner mit 2:0 führte, und wenn ihr schließlich doch noch der Sieg zufiel, so darf deshalb die Gesamtleistung doch nur mit größter Vorsicht eingeschätzt werden. Die Frankfurter verfingen sich vor allem wieder in ihrem alten Fehler, daß sie sich vom Gegner abdecken ließen. Sie suchten ihre Aufnahmestellung hinter den Essenern statt vor ihnen. Dieser Umstand ließ ein flüssiges Zusammenspiel nur selten aufkommen. Der Mangel an Zusammenhang machte sich natürlich im Sturme am meisten bemerkbar. Hier gab es fünf gute Einzelstürmer, aber keine einheitliche Angriffsreihe. Auch die gesamte Hintermannschaft ließ technische Mängel erkennbar werden. Recht gut bewährte sich der junge Ersatzmann im Tore, Schüler, der aber noch besseres Stellungsspiel und schnelleres Abgeben des Balles (nur zwei Schritte, junger Freund!) lernen muß.


Goldammer und Kübert, die beiden
Eintrachtläufer, erwarten mit zwei Gegnern
einen schön hereingegebenen Eckball

Die rheinischen Gäste waren zunächst körperlich beträchtlich überlegen, aber sie machten von ihrer größeren Wucht nur den erlaubten, fairen Gebrauch. Ausgeprägtes Stellungsspiel ist der Haupttrick in ihrer Kampfesweise. Wuchtige Vorstöße wurden mit scharfen, aber unglücklichen Schüssen abgeschlossen. Am sichersten im Schießen war der Linksaußen, der seitherige Kasselaner Kreß aus der bekannten „Weber-Mannschaft" Kurhessens. Die Läuferreihe drängte ihrem Sturme zu wenig nach, aber das Schußtrio erwies sich als sehr zuverlässig. Bei beharrlicherem Verbleib beim Flachspiel würde die Mannschaft noch wesentlich zu verbessern sein. Hohe Schläge von der Verteidigung zur Verteidigung waren an der Tagesordnung.

Eine vorbildliche Flanke des Rechtsaußen Kellner brachte den ersten Erfolg für die Gäste durch ihren Mittelstürmer Thiekötter, allerdings hatte Kellner aus klarer Abseitsstellung den Ball aufgenommen. Unmittelbar nach der Pause stieß der Linksaußen Kreß wuchtig vor und placierte zum zweiten Male den Ball ins Eintrachtnetz. Jetzt erst wachten die Frankfurter aus ihrem Gleichmut auf. Ein vorbildlich getretener Strafstoß Pfeiffers verhalf zum ersten Tore durch Dietrich, mit einem Elfmeter wegen Hände wurde durch Kron der Ausgleich erzielt, und eine Prachtleistung Schallers, der die gegnerische Deckung unwiderstehlich umspielte, ließ den Mittelstürmer Leis ein weiteres Mal skoren. Schließlich erzielte Schaller selbst den vierten und letzten Treffer für seine Partei.

Trotzdem bereits in der ersten Minute, als Schaller im Strafraum der Gäste von deren linkem Verteidiger festgehalten wurde, ein nicht gegebener Elfmeter fällig war, trotzdem das erste Tor der Gäste unweigerlich aus Abseitsstellung eingeleitet war, trotzdem der Eintrachthüter einmal den Ball etwa acht Schritte durch seinen Strafraum getragen hatte, ohne durch den erforderlichen Freistoß an die Grenzen seiner Befugnisse erinnert zu werden, trotzdem ohne Verwarnung wegen Unsportlichkeit auf beiden Seiten je einmal der Ball absichtlich mit den Händen niedergeschlagen worden war, darf Herr Ries aus Fechenheim erneut als ein geschickter und befähigter Spielleiter bezeichnet werden.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 20.08.1929)



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