FSV Mainz 05 - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1929/30

1:1 (1:1)

Termin: 11.08.1929
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Schmidt
Torschützen: 1:0 Müller (36.), 1:1 Karl Ehmer (37.)

 

>> Spielbericht <<

FSV Mainz 05 Eintracht Frankfurt

  • Krumbfuß
  • Otto Freitag
  • Dolezilek
  • Schneider
  • Werth
  • Müller
  • Draisbach
  • Kaiser
  • Weilbächer

 


 

Wechsel
  • Hirsch für Werth (46.)
  • Willi Freitag für Otto Freitag (75.)
Trainer
Trainer
  • Julius Etz
Trainer

 

Aus dem goldenen Mainz

Mainz 05 — Eintracht Frankfurt 1:1. Ein Freundschaftsspiel, durchaus fair, aber ohne große Leistungen. Gerechtes Endresultat. Eintracht glänzt durch feine Ballbehandlung, Mainz durch größeren Eifer.

4000 Zuschauer wohnten dem heutigen Rückspiel der beiden Kontrahenten bei und bekamen, um es vorweg zu sagen, nicht den großen Kampf zu sehen, den sich die Meisten wohl versprochen hatten. Eine sportliche Delikatesse zu bieten, hatten sich die 22 wohl für einen anderen Sonntag vorbehalten, obwohl eigentlich beide Mannschaften Veranlassung genug gehabt hätten, mit etwas ganz Besonderem aufzuwarten, wenn man bedenkt, daß Eintracht ihre vorwöchentliche Niederlage gegen Rotweiß gutzumachen und Mainz die unerwartet hohe Niederlage des Vorspiels wettzumachen hatte.

Beide Teams erschienen nicht komplett; so fehlten bei den Gästen vor allem Dietrich und Schaller. Trumpp war durch Schüler vollwertig ersetzt. Das gleiche war bei den Einheimischen der Fall: Lautner wurde durch das ganz hervorragende Spiel von Krumbfuß absolut nicht vermißt; Dolezilek als Ersatz für Kast brauchte einige Zeit, um sich einzugewöhnen, war jedoch dann umso besser.

Mit Anstoß finden sich die Gäste sofort, während Mainz aufgeregt erscheint. Verschiedene Fehlschläge schaffen heikle Situationen vor dem Mainzer Tor, doch Krumbfuß ist auf der Hut und macht die Fehler seiner Vorderleute wieder gut. Allmählich macht sich Mainz aus der Umklammerung frei und stattet Schüler einige Besuche ab, wobei es sich erweist, daß auch er seiner Aufgabe voll und ganz gewachsen ist. Die Hauptarbeit nehmen ihm Schütz und Stubb bereits ab und die Frankfurter Läuferreihe zeigt sich vorerst noch ihrem Gegenüber in Spielaufbau und Zuspiel ganz bedeutend überlegen. Auf Mainzer Seite ist es zunächst der Ersatzmann Dolezilek, der infolge Lampenfiebers völlig ausfällt und in dieser Beziehung von Werth nahezu erreicht wird. Letzterer verfehlt freistehend Müllers Flanke. Auf der Gegenseite schießt Krohn blitzschnell, doch Krumbfuß hält. Die linke Seite mit Kellerhoff-Krohm kommt immer wieder gut durch, hervorragend unterstützt durch ihren Hintermann Mantel. Leis und Ehmer können jedoch nicht recht zum Schuß kommen. Kaiser erzwingt nach halbstündiger Spieldauer die erste Ecke. Endlich gelingt es Ehmer, einen seiner gefürchteten Durchbrüche anzubringen, Krumbfuß hält den auf den Mann geschossenen Ball, taumelt aber durch die Wucht des Schusses. Die zweite Ecke für Mainz wird abgewehrt, Weilbächers Nachschuß geht knapp über die Latte. Mainz ist sichtlich überlegen, nur Werth vermag nicht an seine vorsonntäglichen Leistungen anzuknüpfen, er spielt zu überhastet, wird vielleicht auch von Schneider nicht so bedient, wie es wünschenswert ist. Die 36. Minute bringt das Führungstor der Einheimischen durch Müller, der über den am Boden liegenden Schüler hinweg einschießt, welch letzterer einen Prachtschuß von Schneider nur knapp abzuwehren vermochte. Eine Minute später aber steht die Partie wieder remis, indem Ehmer einen unhaltbaren 25-m-Schuß anbringen konnte. Mit einem Pfostenschuß von Krohn schließt die erste Halbzeit ab.

Nach der Pause wechselt Mainz Werth gegen Hirsch aus, der die Sturmführung übernimmt und dies mit besserem Erfolg als zuvor Schneider. Seine Ballverteilung ist besser, durchdachter, variantenreicher. Gleich nach dem Seitenwechsel erzwingt Frankfurt seine erste Ecke. Krumbfuß schlägt im Fallen einen Schuß von Krenz ab, dann steht Müller abseits. Mantel zeigt jetzt zu viel Galleriespiel und zieht dabei gegen Müller öfters den Kürzeren. Herr Schmidt zerpfeift das Spiel oft unnötigerweise und trifft des öfteren unverständliche Entscheidungen. Krumbfuß boxt einen Ball ins Feld zurück und trifft dabei Ehmer im Gesicht, hoffentlich unabsichtlich. Leis steht frei vor dem Tor, kann sich jedoch nicht zum Schuß aufraffen. Kaiser und Draisbach spielen sich gut durch, Müller gibt wieder einmal mehr Mantel das Nachsehen, Schüler hält einen Drehschuß von Hirsch, Krumbfuß muß einen Bombenschuß von Ehmer unschädlich machen, Das Spiel erreicht seinen Höhepunkt, beide Mannschaften kämpfen jetzt mit vollem Einsatz um den Sieg. Eine vierte Mainzer Ecke ist fällig, auch sie kann nicht verwertet werden. Eine Viertelstunde vor Schluß wird Otto Freitag verletzt, für den sein Bruder Willi mit gutem Erfolg einspringt. Einen Eckball holt Frankfurt noch auf, wieder ist sein Sturm im Angriff, vermag jedoch die Verteidigung ebensowenig zu durchbrechen wie die Gegenseite.

Bei Eintracht vermißte man in der Hauptsache Dietrich; er ist der eigentliche Sturmführer der Mannschaft. Mit ihm und Schaller auf Rechtsaußen wäre Mainz wohl kaum an einer Niederlage vorbeigekommen. Die beiden Ersatzleute strengten sich wohl an, konnten die Etatsmäßigen naturgemäß aber doch nicht voll ersetzen. Ehmer wurde seitens der Mainzer Läuferreihe und Verteidigung nicht allzu viel Gelegenheit gegeben, seinen unheilvollen Schuß anzubringen. Krenz und in der zweiten Halbzeit besonders Kellerhoff wurden von ihren gegnerischen Läufern mehr als liebevoll bewacht. Läuferreihe und Verteidigung, einschließlich Torwart, wurden ihrer Aufgabe jederzeit gerecht.

Bei Mainz fiel eigenartigerweise der letzten Sonntag ganz ansprechend sich einführende Werth fast ganz aus. Die Gründe, auf die sein heutiges Versagen zurückzuführen sind, sind mir unbekannt. Das Verständnis und Verhältnis zwischen ihm und Schneider scheint nicht das Beste zu sein; ich hoffe aber, daß beide Sportsleute genug sind, um sich verstehen zu lernen. Dem Spielausschuß aber sei empfohlen, Werth den Posten des Halblinken zu übertragen, für Draisbach ist deswegen immer noch Platz in der Mannschaft.      Cavo. (aus dem 'Kicker' vom 13.08.1929)



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