Eintracht Frankfurt - Rot-Weiss Frankfurt

Freundschaftsspiel 1929/30

1:2 (0:1)

Termin: 06.08.1929
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Birk (Frankfurt)
Torschützen: 0:1 Engel, x:2 Engel

 

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Eintracht Frankfurt Rot-Weiss Frankfurt

 


  • Kreß
  • Kornrumpf
  • Engelhardt
  • Kraushaar
  • Sand
  • Dietermann
  • Engel
  • Pache

 

Trainer Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt — Rotweiß Frankfurt 1:2 (0:1).

Reichlich 5000 Zuschauer waren der Einladung auf Dienstag (!) Abend nach dem Riederwaldplatze gefolgt und erlebten eine große Sensation. Eintracht, zweifellos zurzeit Frankfurts am meisten versprechende Mannschaft, die drei Tage zuvor Westdeutschlands Meister, Schalke 04, in einem vorzüglichen Spiel ganz einwandfrei 6:1 geschlagen hatte, wurde von Rotweiß, das weder in den verflossenen Verbandsspielen noch in der Folgezeit recht in Schwung kommen wollte, vollkommen berechtigt mit l:2-Toren besiegt. Nicht etwa, daß Eintracht wesentlich unter ihrer in den letzten Monaten von anerkennenswerter Dauer gebliebenen guten Form gekämpft hätte. Die Elf lieferte — wenn auch nicht ganz die bestechende Art wie gegen SpVgg., den „Club", Marseille und Schalke erreicht wurde — ein sehr schönes, flüssiges Spiel, in dem nur der Ehrgeiz etwas prononzierter hätte sein dürfen, die Läuferreihe etwas sorgfältiger im Zuspiel und der linke Verteidiger, der jüngste Mann unter seinen Kameraden, etwas weniger blasiert. Trotz der Aufsehen erregenden Niedlerlage besteht also kein Grund, die gute Form der Mannschaft als nicht mehr vorhanden zu bezeichnen. So wenig am Samstag Schalke 04 schlecht war, weil Eintracht so hoch gewann, so wenig dürfen die Riederwälder als außer Form bezeichnet werden, weil die Bockenheimer wieder einmal bewiesen, daß sie jederzeit da sind, wenn es sich lohnt, den Arm nach einem Lorbeer auszustrecken. Gewiß, Rotweiß war im Feldspiel, namentlich in der Kombination, nicht ebenbürtig, kam auch gewiß nicht so oft zu Vorstößen, als Eintracht vor dem Rotweißtore lag, aber die Mannschaft war von redlichstem Ehrgeiz beseelt, war mindestens 10 Prozent schneller, und namentlich die Läuferreihe vollbrachte ein so raffiniertes Stellungsspiel, daß hierin allein schon der Sieg berechtigt, und verankert liegt. Kam noch hinzu, daß die unverwüstliche Verteidigung, Kornrumpf-Engelhardt, wieder einmal einen ganz großen Tag hatte, vor allem aber Kreß, der junge Internationale, einfach unschlagbar war. Im einzelnen muß betont werden, daß Rotweiß mit dem Mittelläufer Sand einen Mann auf diesen wichtigsten Posten stellen kann, wie er dort seit langem gefehlt hat, und obendrein hierdurch Dietermann, den seitherigen Vertreter dieses Rollenfaches, als rechten Läufer frei bekam, wo er sich bereits bei seinen ersten Versuchen fast als erstklassig erwies. Es war ein Vergnügen, zu sehen, wie Dietermann seinen beiden Gegenstürmern Zug um Zug einen Ball nach dem andern abfing, und wenn „Onkel Alex", d.i. der seit langem bewährte linke Läufer Kraushaar, den letzten Rest von unnötigem Dribbeln und zu langem Halten des Balles abgelegt haben wird, dann wird auch der dritte Frankfurter Großverein eine Läuferreihe haben, wie sie übrigens zu Zeiten Wagner-Fritz-Engelhardt schon einmal in Bockenheim zu bewundern war. Auch der Rotweiß-Sturm präsentierte sich in guter Form, namentlich der schnelle Linksaußen Engel, der mit seinem wuchtigen und sicheren Linksschuß auch die beiden Tore erzielte. Merklich schwächer als der linke Flügel war der rechte, wo Pache frühzeitig hinter seiner Läuferreihe verschwand, wodurch natürlich seine beiden Nebenleute im Sturm stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Alles in allem darf man sagen: „Rotweiß ist im Anmarsch!"

Daß Eintracht ohne Pfeiffer und Dietrich antrat will gar nichts besagen, denn die geschlagene Elf war die gleiche, die Westdeutschlands Meister so überzeugend abgeschüttelt hatte. Es ist — sieht man von dem unglücklichen Jubiläumsspiel gegen Fürth ab — die einzige Niederlage, die die Riederwälder seit Monaten zu verzeichnen haben. Ich führe sie hauptsächlich auf die unzulängliche Schnelligkeit des Sturmes in seinen Bewegungen und seinen Entschlüssen zurück, teils auch auf vorläufig noch mangelhaftes Instellunggehen.

Schiedsrichter Birk von Olympia Frankfurt bewies während etwa 75 Minuten eine ganz hervorragende Art von Spielleitung. Dann aber rächte es sich, daß er sich durch das falsche Winken eines Linienrichters mehrfach zu unrichtigen Entscheidungen verleiten ließ und schließlich unter den lebhaften Protestrufen der Zuschauer aus dem Konzept geriet. Und wenn tausendmal die Gewohnheit sich einzubürgern scheint und wenn sie tausendmal von allen „Großkopfeten" des Schiedsrichterwesens gutgeheißen und gefördert wird, die Meinung des Linienrichters bei Tatsachenentscheid ergänzend heranzuziehen: ich werde es jedem Schiedsrichter übel ankreiden, der die beiden wichtigsten Grundsätze preisgibt, ohne die ein brauchbarer und seiner Sache sicherer Schiedsrichter nach meiner unerschütterlichen Ueberzeugung undenkbar ist. Der eine dieser Grundsätze lautet: „Selbst ist der Mann!", der andere: „Viele Köche verderben den Brei!"      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 13.08.1929)



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