Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04

Freundschaftsspiel 1929/30

6:1 (4:1)

Termin: 03.08.1929
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Hannewald (Frankfurt)
Torschützen: 1:0 Bernhard Leis (2.), 1:1 Schaarmann I, 2:1 Karl Ehmer, 3:1 Karl Ehmer, 4:1 Joseph Kron, 5:1 Fritz Schaller, 6:1 Joseph Kron

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FC Schalke 04

 


  • Sobottka
  • Badorek
  • Neumann
  • Böcke
  • Valentin
  • Rodner
  • Simon
  • Szepan
  • Ebert
  • Kuzorra
  • Schaarmann I

 

Wechsel Trainer
  • Schaarmann II für Neumann
Trainer Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt gegen Schalke 04 6:1

Der Titel eines westdeutschen Meisters war die erste Empfehlung, die Schalke 04 mitbrachte. Dazu kam noch ein 4:1-Sieg, errungen über den jetzigen deutschen Meister, die Spielvereinigung Fürth. Nach der Katastrophe, die Schalke 04 am Riederwald wiederfuhr, ist man womöglich geneigt, den Titel eines westdeutschen Meisters nicht allzu hoch einzuschätzen. Man wird auch vielleicht sagen: Der Sieg über Fürth war einer jener Erfolge, wie sie das Schicksal nur alle hundert Jahre fügt. Weder das eine noch das andere hat seine Richtigkeit.

Schalke 04 ist keine schlechte Mannschaft, aber sie hatte das Pech, mit einem Gegner zusammenzukommen, der in bester Form war. Man kann nun einmal seine schönen Sachen nicht zeigen, wenn man von dem anderen daran gehindert wird, die Koffer auszupacken, in denen die schönen Muster untergebracht sind. Selbst Czepan und Kuzorra hatten nur wenig Gelegenheit, ihre Künste zur Schau zu stellen. Was sie machten, genügte auch nicht, um das Niveau sonderlich zu heben. So entstand notgedrungen der Eindruck, daß Schalke 04, als Einheit genommen, keine Offenbarung sei, denn man war am Riederwald nicht so anmaßend, um das Versagen der Gäste nur auf die eigene Tüchtigkeit zurückzuführen.

Das Spiel verlief schön, wie jeder Kampf, der von 22 Könnern geführt wird, die nur die Absicht haben, dieses tatsächliche Können einzusetzen. Von Spielbeginn an war die Frage nach dem Sieger eigentlich wie dunkel, was jedoch den Reiz der Partie nicht trübte, der allein von der Schnelligkeit und der Lebendigkeit ausging, mit der gekämpft wurde.

Eintracht löste ihre Aufgabe im Stil einer Meistermannschaft. Kraftvoll und mit einer Selbstverständlichkeit, die Eindruck machte. Die Verteidigung arbeitete sicher, Schütz mitunter mit einer reichlich großzügigen Seite, die in anderen Spielen nicht anzuraten ist. Stubb ist ganz im Sinn seiner Vorbilder (Eintracht hatte immer Verteidiger, die sich sehen lassen konnten) erzogen. Er verspricht einstweilen schon sehr viel. In der Läuferreihe war Goldammer der Tüchtigste, gleich gut in Angriff und Aufbau. Bis zur letzten Minute des Kampfes herrschte er, ein Magnet für das Leder, im Mittelfeld. Kübert kam nicht so sehr zur Geltung, was durch die schlichte Art seines sich trotzdem Geltung verschaffenden Wirkens zum Teil erklärt wird. Manchmal zeigte Mantel, was er alles in den Beinen und in dem Kopf hat manchmal hatte er allerdings auch keine Lust und trabte recht lahm an.

Der Sturm war in guter Verfassung, spielte verständig und schien auch mit dem Herz bei der Sache. Schaller lief prächtig und schoß ebenso prächtig, sobald er den Ball richtig auf den Fuß bekam (was bei ihm bekanntlich in Gottes Hand ruht). Leis ist wohl der richtige Mann, der als Halbrechter Schaller in Bewegung setzen kann. Ueberlegt und auch beweglich führte Ehmer die erfolgreiche Angriffsreihe, Kron ist im Feld schon fast vollendet, und Kellerhoff ,galloppierte" wieder glänzend. Auch die Flanken, die von links kamen, waren eine Augenweide.

Schalke 04 krankte an der Schwäche seiner Läufer. Sie gingen ganz in der Zerstörung auf, in der die Hussen, Rödner und Böcke, immerhin gefällig wirkten. Der Mittelläufer Valentin trat wenig in Erscheinung, und das ist das Schlimmste, was man von einem Centre-Hallf sagen kann. Beide Verteidiger waren nicht ganz sicher. Ebenso erschien der Torwart Sobottka unsicher, sobald man ihn mit dem Ball hantieren sah, dann überraschte er wieder durch glänzendes Halten.

Kuzorra und Czepan waren gut aber nicht besser als Ebert in der Mitte und der sehr schnelle Scharmann I auf dem linken Flügel. Auch der rechte Außenstürmer Simon fiel nicht ab. Der Sturm stellte überhaupt den besten Teil der westdeutschen Meistermannschaft vor.

Das Spiel war reich an fesselnden Szenen. Es fand einen dramatischen Anfang mit einem Prachttore der Eintracht und dem Ausscheiden des durch einen Fall verletzten Pfeiffer. Eintracht hatte stets ein leichtes Uebergewicht, Schalke erfreute durch schnelle Vorstöße. Die Tore für Eintracht schossen Leis, Ehmer, Ehmer und Kron in der ersten Spielzeit und Schaller, Kron in der
zweiten Spielzeit. Scharmann I war der erfolgreiche Stürmer für Schalke.

Leidlich gut leitete der Schiedsrichter Hannewald von Rot-weiß (Frankfurt).      Ernst Nebhut. (aus dem 'Kicker' vom 06.08.1929)

 

 


 

"Eintracht" ist Sonderklasse!

Eintracht Frankfurt - FC. 04 Schalke 6:1 (4:1)

Eintracht Frankfurt erbrachte am Samstag erneut den Beweis, daß sie zur Elite des deutschen Fußballsportes zählt und mit Spielvereinigung Fürth, 1. FC. Nürnberg und Hertha-BSC. Berlin in eine Reihe zu stellen ist. Bedarf es eines besseren Beweises als des 6:1-Sieges über den westdeutschen Meister FC. 04 Schalke? Er, der doch gewiß als sehr spielstark bekannt ist, wurde in der überzeugendsten Weise aus dem Felde geschlagen, er wurde in einem Stil niedergekantert, der kaum noch übertroffen werden kann.

Eintracht Frankfurt pflegt heute eine solch vorzügliche Kombination, wie sie auch die beiden Matadore aus Nürnberg-Fürth nicht besser vorzuführen in der Lage sind. Das Stellungsspiel ist ganz ausgezeichnet, jeder einzelne Spieler ist technisch hervorragend durchgebildet und körperlich in bester Disposition. Im Spiel ist alles Schablonenhafte gewichen, mit meisterhafter Strategie wirb es jetzt durchgeführt. Das schätzt nun auch das sachverständige Publikum, denn dafür zeugen die 4000 Zuschauer, die sich eingefunden hatten und die sich alle in ihrer Kritik über den Mainmeister einig waren: In ihm haben wir eine wirkliche Klassenmannschaft!

Der durchaus nicht schlechte westdeutsche Meister Schalke hatte unter diesen Umständen verhältnismäßig wenig zu bestellen, denn Eintracht behielt die Vorherrschaft über das ganze Spiel, das in flottem Tempo und in durchaus fairer Weise durchgeführt wurde. Es war ein Lehrspiel im besten Sinne des Wortes. Und wenn trotz des imponierenden und überlegenen Sieges das Spiel doch stets interessant war, so zeichnete dafür der gute Wille der Gäste verantwortlich, das Spiel immer offen zu halten. Hierdurch hatte nämlich Eintracht erst richtig die Gelegenheit, ihre feine Kombination richtig zur Entfaltung zu bringen, wobei man größte Genauigkeit im Zuspiel von den hinteren Reihen her und ein prächtiges Angriffsspiel, sei es im Innensturm, auf den Flügeln oder in der Gesamtheit, hinreichend bewundern konnte.

Eintracht diktierte den Spielverlauf.

Eintracht kommt sofort gut in Schwung, wobei ihr eine Überrumpelung des Gegners gelingt. An der Strafraumgrenze stehend, nimmt Leis eine Vorlage von links auf und verwandelt durch einen wahren Prachtschuß zum 1:0 für Eintracht. Das war bereits in der 2. Minute. Die Gäste bleiben vorerst in der Defensive. Einen famosen Rollschuß von Ehmer hält Sobottka mit viel Mühe. Als einmal der Gästetorhüter den Ball nicht weit genug ans der Gefahrenzone wegbeförderte, lenkt Schaller auf das leere Tor, aber Sobottka erwischt im

Zurückgehen gerade noch den Ball. Ein gut durchgeführter Vorstoß bringt Schalke eine große Chance, aber Kuzorras Schuß prallt von dem auf der Torlinie stehenden Stubb ab und ins Feld zurück. Erst mit dem nächsten Angriff haben die Gäste Glück. Kuzorra legt den Ball schließlich schußgerecht an Schaarmann vor, der mit Effet das Leder an dem sich werfenden Trumpp vorbei einlenkt. Die Gäste haben gleichgezogen. Nur kurz währt ihre Freude. Eine prächtige Kombination Kellerhof-Kron-Ehmer beschließt letzterer mit placiertem Flachschuß: 2:1. Eintracht bleibt weiterhin im Vorteil. Gelegentlich eines Eckballes vor dem Schalker Tor kämpft Leis mit dem Torwart, sodaß Sobottka nicht zum Eingreifen kommt, und als dann Ehmer den Ball erhält und einen feinen Drehschuß abgibt, ist der dritte Treffer fertig. Ein gutes Zuspiel benutzt Leis zu einem Alleingang, wobei er einen der Verteidiger umspielt, um aber jetzt knapp über das Tor zu schießen. Drauf unternimmt Kron eine Einzelleistung, die das vierte Tor ergibt. Drei Minuten später ist Halbzeit.

Nach Wiederbeginn bietet sich den Gästen eine gute Torgelegenheit in Form eines Elfmeters, der wegen Handspiels von Schütz fällig geworden war. Aber Kuzorra verschießt ungewollt. Das Spiel bleibt auch weiterhin äußerst interessant. Als Schaller einmal den Ball richtig aus der Luft abfaßt und aufs Tor jagt, ist der Gästehüter dagegen machtlos. Das sechste Tor erzielt Kron mit Bombenschuß nach gutem Durchspiel im Innentrio.

Die Mannschaften in der Kritik.

FC. 04 Schalke hatte in dem Sturm große Könner stehen, die aber gegen die gegnerischen Reihen vergebens anzukämpfen versuchten und schließlich einsahen, daß es für sie ein nutzloses Tun bleiben mußte. Der beste Mann war der als Ersatz eingestellte Linksaußen Schaarmann, der besonders in der ersten halben Stunde prächtige Vorstöße unternahm. Aber auch das Innentrio war sehr gut besetzt, wurde aber von der Eintrachtläuferreihe glänzend im Schach gehalten. Zu berücksichtigen bleibt allerdings auch, daß diese Reihe insofern vor eine doppelt schwere Aufgabe gestellt war, als sie von der Läuferreihe recht schlecht bedient wurde. Denn die Läufer waren ständig so beschäftigt, daß sie fast nie zum Aufbau kamen und sich fast ausschließlich auf defensives Abwehrspiel verlegen mußten. Aber trotzdem hätte ihr Zuspiel weit besser sein müssen. Die Verteidigung schlug sich schlecht und gerecht. Zu besseren Leistungen konnte sie bei dem blitzschnellen Abspiel der gegnerischen Stürmer nicht kommen. Sobottka als Torwächter erschien stellenweise unsicher; er hatte in der ersten Hälfte die Sonne im Gesicht, was sich entsprechend bemerkbar machte, aber dafür wurde er später umso besser. Nach Spielschluß äußerten sich die Schalker Spieler dahingehend, daß sie schon lange nicht mehr einem solch spielstarken Gegner wie der Eintracht Frankfurt gegenübergestanden hätten.

In der Tat gab es auch bei Eintracht kaum einen schwachen Punkt. In ganz großer Form war die Verteidigung. Pfeiffer, der sich wieder durch fortgesetztes Training mit eisernem Willen auf die Höhe seines früheren Könnens gebracht hatte, machte nach etwa 20 Minuten Spielzeit bei einem Abschlagversuch einen Fehltritt, wobei er sich eine ernsthafte Zerrung zuzog. Für ihn sprang dann Stubb ein, der mit Schütz zusammen die denkbar stärkste Verteidigung bildete. Stubb ist nun auch im Abschlag mit dem rechten Bein sicherer geworden, wodurch er noch wesentlich gewonnen hat; er ist bestimmt einer der schnellsten Spieler der Mannschaft. Trumpp ist zwar gut, aber er hat auch noch Schwächen. Es erweckt unbedingt den Eindruck, als ob dieser Spieler körperlich noch nicht auf dieser Höhe ist wie die übrigen zehn Mann, was auf ungenügende Teilnahme an dem Konditionstraining schließen läßt. Die Läuferreihe ist glänzend im Schuß: Mantel der intellektuelle der drei, Goldammer im Kopfspiel, Zuspiel und Zerstörung ein mustergültiger Mittelläufer, und Kübert besonders in seinem Fleiß auffallend. Im Sturm stand ein ,,homo novus": Leis, der gegen Niederrad als Mittelläufer ausprobiert worden war, stürmte diesmal auf halbrechts und man darf sagen auch mit Erfolg. Er ist ein großer Kämpfer und versteht sich auch gut dem Kombinationsspiel anzupassen. Trotzdem fehlt ihm noch der letzte Schliff, was aber bald erreicht sein dürfte. Schaller war gut, knallte viel aufs Tor aber oftmals auch unüberlegt und ungenau. Kellerhof auf der Gegenseite war dagegen um vieles besser, er schloß seine Läufe mit stets brauchbaren Flanken ab. Sehr gut ist zur Zeit auch wieder Ehmer als Mittelstürmer. Er zeigte wiederholt ganz vorzügliche Einzelleistungen. Kron beginnt nun endlich, bei entscheidenden Augenblicken seinen Körper richtig einzusetzen, was man seither bei ihm sehr vermißte. Mit dem körperlichen Einsatz kommt auch allmählich eine bessere Schußkraft vor dem Tore, die er seither nur beim Feldspiel zeigte. Jedenfalls haben wir nunmehr in der Eintracht Frankfurt eine Mannschaft, die sich sehen lassen kann.     (aus dem 'Sport-Echo für das Maingebiet' vom 05.08.1929)



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