Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Freundschaftsspiel 1928/29

1:0 (0:0)

Termin: 23.06.1929
Zuschauer:
Schiedsrichter: Jakob Uhrig (Bürgel)
Torschützen: 1:0 Karl Ehmer

"30 Jahre Eintracht"

 

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Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Stuhlfauth
  • Popp
  • Kugler
  • Weickmann
  • Lindner
  • Weidinger
  • Wieder
  • Kalb
  • Reinmann
  • Weiß
  • Hornauer

 

Wechsel
Wechsel
  • Kuhnt für Weidinger (46.)
Trainer Trainer
  • Hans Tauchert

 

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt — 1. FC. Nürnberg 1:0 (0:0).

Frankfurts Meistermannschaft beschloß mit diesem mit großer Spannung erwarteten Gastspiel des 1. FC. Nürnberg die dreigliedrige Kette ihrer großen Jubiläumsspiele, die ihr auf der ganzen Linie Erfolge brachten. Auf die knappe und völlig unverdiente 0:1-Niederlage gegen die SpVgg. Fürth und den Aufsehen erregenden 5:0-Sieg über den Französischen Meister folgte nun der nicht minder bemerkenswerte Triumph über den fünfmaligen Deutschen Meister. Damit hat die Frankfurter Eintracht an ihren Festtagen eine Form unter Beweis gestellt, die denen Recht gibt, die den Mainmeister in die vorderste Reihe der süddeutschen Spitzenmannschaften stellten. Es mag sein, daß den Nürnbergern in den noch bevorstehenden DFB.-Kämpfen eine kompaktere Form und Spielweise zur Verfügung stehen wird, man darf aber keinesfalls sagen, daß sie diesmal unter Form spielten oder nicht hätten gewinnen wollen. Der Erfolg der Frankfurter war für die Gäste unabwendbar und auf Grund der Einheitlichkeit der heimischen Mannschaft unantastbar verdient und berechtigt. Dies ergibt sich aus dem Umstand, daß Eintracht etwa zwei Drittel der gesamten Spielzeit im Angriff lag, während die Gäste sich mit ihren Angriffsunternehmungen mit dem restlichen Teil der Zeit begnügen mußten. Dies ergibt sich auch aus dem Umstand, daß die Abwehr der Frankfurter Angriffe den Gästen oftmals derart erschwert wurde, daß sie bereits bei Halbzeit ein Eckenverhältnis von 3:8 und nach Spielende von 3:12 hinnehmen mußten. Die Frankfurter dominierten hauptsächlich durch ihre größere Schnelligkeit und ihr genaueres Zuspiel, wenigstens soweit die Ballabgabe aus der Hintermannschaft an die Angriffsreihe in Betracht kommt. Man kann es dem Jubilar nicht hoch genug anrechnen, daß er gerade dieses Treffen in seiner besten Form hinter sich gebracht hat Hier ist der gegebene Moment, in dem nunmehr des jungen Trainers Oswald gedacht werden muß, der seine Schützlinge auf die Minute fit in dies schwere Rennen schickte.

Der „Club" erfreut sich in Frankfurt größter Beliebtheit, auch wenn er, was auch einem Meister passieren kann, einmal ein Match verliert. Wir Frankfurter verdanken den beiden Nürnberg-Fürther Spitzenklubs eine solch große Reihe denkwürdiger Musterkämpfe, daß man sich fast auf die restlosen Anerkennungen aus früheren Anlässen berufen darf. Und trotzdem treibt es einen immer aufs neue, gerade dem „Club" wiederholt zu sagen, daß er nach wie vor die größte Zugkraft für die Frankfurter Fußballgemeinde verkörpert. Was wir Frankfurter insbesondere an diesen Kalbs, Stuhlfauths, Popps, Hornauers usw. bewundern, ist die große Sicherheit, mit der sie ihr Pensum beherrschen, und die weit über den üblichen Begriff hinausgehende Routine aller ihrer Spieler. Man muß den Nürnbergern zugute halten, daß ihr Ersatz für den verletzten Mittelstürmer Schmitt und den in Köln spielenden Geiger nicht ganz vollwertig war, während Eintracht das große Glück hatte, den ebenfalls in Köln mitwirkenden Schütz in dem jungen Stubb vollkommen ebenbürtig ersetzt zu sehen. Die Schwächen der beiden Nürnberger Ersatzleute wirkten sich in der Tat aus. Der rechte Läufer Weickmann ließ — trotz allen lobenswerten Fleißes seiner Bemühungen — den Frankfurter Linksaußen Kellerhoff weit häufiger passieren, als dies vermutlich einem Geiger vorzuwerfen gewesen wäre. Auch Weidinger hielt seine beiden Sturmflügel nicht in Schmitt'scher Manier zusammen, und als er nach der Pause durch Kuhnt abgelöst wurde, bedingte dies eine ungewohnte Umstellung der gesamten Angriffsreihe, die sich nicht immer vorteilhaft auswirkte. Wenn trotz dieser beiden nicht unerheblichen Einschränkungen der Club auch diesmal wieder in Frankfurt gut gefallen hat, so ist mit diesem berechtigten Lob einer unverkennbaren Tatsache Rechnung getragen.

Es war ein Kampf der beiden Hintermannschaften. Der wenig beschäftigte Frankfurter Torhüter Trumpp, der nur einmal, ganz im Anfang des großen Treffens, einen Beweis seines Könnens zu erbringen Gelegenheit bekam, auf der einen Seite und der unverwüstliche „Heiner" am entgegengesetzten Ende der Spielfläche. Stuhlfauth hielt einige Bälle von so erheblicher Gefährlichkeit, daß man sagen darf, daß er seine Mannschaft von einer deutlicheren Niederlage befreit hat. Sehr angenehm war die Feststellung, daß beide Verteidigerpaare in gleichem Maße beste Klasse repräsentierten. Das gilt ganz eindeutig von dem Standard-Paar Popp-Kugler, das bezieht sich aber auch in genau dem gleichen Maße auf die Frankfurter Verteidigung Pfeiffer-Stubb. Wenn man bedenkt, daß der Ersatzmann für Schütz überhaupt erst einige wenige Male in der ersten Mannschaft gespielt hat und nun gleich vor eine solch große Aufgabe gestellt wurde, so ist seine famose Art, in der er den linken Fügel Weiß-Wieder abwehrte, doppelt anzuerkennen. Stubbs Ballsicherheit war erstaunlich und gab derjenigen Popps nicht das geringste nach. In der Läuferreihe hatte Eintracht ein unverkennbares Plus gegenüber dem Club. Goldammer spielte von der ersten bis zur letzten Minute untadelig und bewegte sich auf großer Linie. Er überragte bei weitem den Grad eines durchschnittlichen Vereinsmittelläufers. Selbstredend unterstützten ihn seine beiden Nebenleute sehr wirkungsvoll. Bei Nürnberg ließ sich Lindner weniger nachsagen, als der Ersatzmann Weickmann, der für Kellerhoffs Bedeckung nicht schnell und wendig genug war. Kalb litt unter Weickmanns Schwächen mit und hatte oft genug auf dem rechten Flügel auszuhelfen. Auch das Fehlen des gerade aufs Kalbs Mittelläuferspiel dressierten Mittelstürmers Schmitt spürte Kalb merklich. Im Nürnberger Sturm klappte die Verbindung der beiden Flügel nicht genügend, um die Angriffsmaschine voll in Gang zu bringen. Im Schießen sah man nur vereinzelt die erwarteten Bestleistungen. Treibende Kräfte waren hier Weiß und Hornauer. Auch Reinmann machte verschiedentlich seine bekannten Vorstöße, erhielt aber nur ganz selten Zeit zum Flanken. Eintrachts erfolgreichste Angriffsleute waren Kellerhoff und Kron, die besten Schützen Ehmer und Dietrich. Bei Dietrich mangelte es jedoch manchmal an genauem Zuspiel.

Der Spielverlauf ergab eine reiche Fülle spannender Momente. Nur einige wenige mögen herausgegriffen werden, so das Ueberspielen Stuhlfauths durch Kellerhoff und dessen schwacher Schuß über das leere Tor, ein gefährlicher Fernschuß Goldammers, der allerdings von Stuhlfauth meisterhaft zur Ecke gelenkt wurde, kurz darauf ein Bombenschuß Dietrichs, der wiederum dank der Kunst Heiners zur Ecke (7.) führte, eine Abtwehrmethode, die auch bei einem Riesenschusse Ehmers als letzte Lösung übrig blieb. Inzwischen waren natürlich auch die Nürnberger nicht untätig geblieben, wenn sie auch bei weitem nicht in dem gleichen Maße dem Eintrachttor Gefahr brachten. Ein Vorstoß Reinmanns mit einem scharfen Schuß des Linksaußen Weiß knapp über die Latte, ein Diagonalball Kalbs, der von Trumpp „einhändig" zur Ecke gemacht wurde, zwei gediegene Eigenunternehmungen Hornauers und ein direkter Strafstoß Kalbs waren die ernsthaftesten Torversuche der Gäste. Nach dem Seitenwechsel war erneut zweimal Weiß im Gefahrbereich, doch ging sein Ball einmal über die Latte, das andere Mal knapp neben den Pfosten. Kurz vorher hätte Kugler durch mißverstandene Ballrückgabe an Stuhlfauth beinahe ein Selbsttor verursacht, wie auch Stubb einmal sein Tor durch Zögern im Angriff bedenklich gefährdete. Zwei Versuche Kalbs, Strafstöße ins Netz zu bringen, mißglückten, dagegen placierte Ehmer einen Strafstoß aus etwa 20 Meter Entfernung trotz zahlreicher Abwehr der Nürnberger famos ins Netz. Das war der einzige Torerfolg. Er datierte aus einem Beinstellen Popps gegenüber dem mit dem Balle durchbrechenden Dietrich.

Schiedsrichter Jakob Uhrig aus Bürgel stand vor einer sehr schweren Aufgabe, die er jedoch nicht schlecht löste, wenn auch gewisse Dinge anders hätten entschieden werden können. Gelegentlich gab es kleinliche Pfiffe, manchmal dafür auch wieder kleine Nachsichten gegenüber gewissen Nürnberger „Spezialitäten".      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 25.06.1929)



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