VfR Mannheim - Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1927/28
1:1 (0:0)
Termin: 02.06.1928
Zuschauer:
Schiedsrichter: Albrecht (Mannheim)
Tore: 1:0 Langenstein, 1:1 (Eigentor)
VfR Mannheim | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Am Neckar und am Rhein VfR. Mannheim — Eintracht Frankfurt a. M. 1:1 Es ist einmal Zeit, davon zu sprechen, wie Vereine, die nicht an den „Runden" beteiligt waren, sich in den Monaten durchgeschlängelt haben, da das Fußballpublikum sich hauptsächlich nur für die Kämpfe um die süddeutsche Meisterschaft und die Gefechte in den Trostrunden interessierten. Ich glaube kaum, daß in Süddeutschland ein Club ist, dem es gelang, während dieser Zeit ein so reichhaltiges und ein so gutes Programm abzuwickeln und unter Dach und Fach zu bringen, wie es bei dem VfR. Mannheim der Fall war. Tradition einerseits, eine starke Spielkraft andererseits brachten es immer zu Wege, in der terminschwangren Zeit doch noch ein Gesellschaftsspiel zu placieren. In der lange Reihe der Privatspiele, die der VfR.-Leitung in allererster Linie dazu dienten, die junge erste Mannschaft vorsichtig und zweckmäßig zu einer gewissen Spielstärke emporzuheben, mag das Treffen gegen den zweiten süddeutschen Meister, die Frankfurter Eintracht, als gewisser Abschluß gelten, als mit klarem Erfolg bestandene Meisterprüfung sozusagen. Es wäre falsch, zu sagen, dieses 1:1 sei für die VfR.-Mannschaft ehrenvoll, denn damit würde man doch feststellen, daß eine von vornherein unterlegene Partei sich gegen einen überlegenen Gegner gut gehalten habe. Das entspricht nicht den Tatsachen, wenigstens nicht den Tatsachen in diesem Spiel. Die Sache war doch so, daß in den ersten 45 Minuten die Leistungen der VfR'ler eher über als unter denen der Eintrachtleute standen, daß im zweiten Teil der VfR. ein wunderbares Kopftor machte und den einsetzenden zähen Generalansturm der Eintrachtleute ganz glatt abwies. Das ausgleichende Tor für Eintracht war nicht — man verzeihe mir den abgedroschenen, aber hier passenden Ausdruck — das zahlenmäßige Ergebnis einer Periode des Ueberlegenseins sondern war ein mißlicher Bock zwischen dem rechten VfR.-Back und dem Tormann in einer Situation, die absolut nichts gefährliches in sich barg. Das Eigentor der VfR'ler war für die Eintracht eine unverdiente Gabe des Glückes. Damit komme ich zur Kritik der Eintrachtelf, einer Elf, die zu den Kämpfen um die deutsche Meisterschaft all unsere Glückwünsche hat und auf die wir einen großen Teil unserer Hoffnungen setzen. Der Eintracht fällt heute die gegen früher ungleich schwerere Aufgabe zu, die Attacken anderer Landesmeister siegreich abzuschlagen und die Trophäe wieder nach Süddeutschland zu überführen. Haben die Frankfurter dazu das Zeug? Ja! Das haben die Kämpfe um die süddeutsche Meisterschaft gezeigt, das haben auch die Spiele der Eintracht gegen namhafte Mannschaften des Auslandes festgestellt. Im Gegensatz zu Fürth und dem 1. FCN. hat die Eintracht nicht den kunstvollen Stil, diese kurze Flachkombination, die die beiden Mannschaften seit Jahren auszeichnete. Auch haben die einzelnen Spieler der Eintracht nicht jenes Ballgefühl u. -beherrschung wie z. B. Kalb, Popp, Schmitt, Hagen, Leinberger, Franz, aber sie haben alle einen Schuß mehr Energie, mehr Freude am Kampf und sind besser körperlich trainiert, sind fähig zu kämpfen, bis sie umfallen. Das ist der hervorstechendste Zug der Frankfurter Eintracht, das ist ihre größte Stärke. Das ist der Stil der Eintracht, der sich auch in der Begegnung mit VfR. Mannheim klar zeigte. Der vollendetste Träger dieser Art zu spielen, ist der Mittelstürmer Goldammer. Im Zusammenhang mit dem Spiel gegen den VfR. darf wohl gesagt werden, daß die Eintracht gut kämpfte, ihr Können auf einem gewissen Niveau stand, daß aber die Mannschaft der Ruhe bedarf, der Schonung, um ein ruhigeres überlegteres Spiel zurückzugewinnen, das sich in einem präziseren Spielaufbau auswirkt. Die Leistung des VfR. ist groß, wenn man bedenkt, daß Eintracht lediglich ohne Dietrich spielte. Maurischat der Back für Kirchheim spielte, darf als Ersatz bei Eintracht nicht angesehen werden. Am besten waren nach meiner Ansicht die drei Hinterleute des VfR: Weckerle—Fleischmann—Au. Die Läuferreihe ist jung, talentiert, berechtigt zu größten Hoffnungen, fehlt lediglich die Routine, die leicht durch eine Reihe entsprechender Kämpfe gewonnen wird. Im Sturm war man etwas ängstlich, besonders Vanhauer. Der Sturmführer Langenstein zeigte sein ganz großes Talent, das in ihm steckt, als er mit Kopfstoß das Tor für Mannheim erzielte. Der Sturm spielte im allgemeinen nicht schlecht, ist aber im Mannschaftsganzen die schwächste Kampfgruppe. Schiedsrichter war Albrecht (07 Mannheim). Gut, sicher und aufmerksam, wie man es eben bei Albrecht gewohnt ist. v. R. (aus dem 'Kicker' vom 05.06.1928)
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