Eintracht Frankfurt - FC Modena
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Freundschaftsspiel 1927/28
4:0 (4:0)
Termin: 17.05.1928 im Stadion
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Willy Haseneier (Frankfurt)
Tore: H. Kissinger, Karl Ehmer (2), Walter Dietrich
Eintracht Frankfurt | FC Modena |
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Trainer | Trainer |
Frankfurter Echo Eintracht Frankfurt — FC. Modena 4:0. Am total verregneten Himmelfahrtstage weilte der F.C. Modena, verstärkt durch zwei Spieler von ,Pro vercelli" und einen Mann der F.G. Padua, bei der Frankfurter Eintracht. Der F.C. Modena war anscheinend mit etwas Skepsis empfangen worden, und als bereits nach 20 Minuten Spielzeit Eintracht ein 4:0 herausgearbeitet hatte, da schien wieder einmal der Beweis erbracht daß es sich bei dem spielerischen Ruhme der Italiener um „trop de bruit pour une omelette" handele. Aber — es schien nur so! Es war der tedesco furor, der Deutschen Ungestüm, der den romantischen Gästen gewissermaßen beim Betreten des Spielfeldes schon die klassischen Worte ihres größten Landsmannes, des Dichters der „Göttlichen Komödie" zugerufen hatte: „Lasciate ogni speranza, voi ch' entrate!" „Die Ihr hier eintretet, laßt jede Hoffnung hinter Euch!" Die ersten 30 Minuten dieses Frankfurter Spieles mögen für die Italiener tatsächlich eine Art Hölle gewesen sein und sie selbst auf die Erinnerung an Dantes unvergänglichen Spruch über der „Höllenpforte" hingestoßen haben. In diesen 30 Minuten war Eintracht in allerbester Form und spielte den Gegner in Grund und Boden. Nach 20 Minuten waren vier tadellose Tore erzielt, während sich die Modena-Leute vis à vis de rien befanden. Dann ließ Eintracht nach. Nicht, um schlecht zu werden, dafür hatte die Elf heute einen zu prächtigen Tag. Aber sie spielte verhalten, sie schonte sich. Und nun zeigte es sich, daß die Italiener eine recht gute Mannschaft besaßen, in der eigentlich nur die Läuferreihe nicht recht den Erwartungen entsprach. Das Schlußtrio war sehr gut, insonderheit der Torwächter, der sich manchmal mit großer Routine in gewagte Paraden einließ. Sehr schlagsicher waren die Verteidiger, die nur etwas früher hätten einsehen müssen, daß der aufmerksame Eintrachtsturm nur zweimal auf ihre Abseitstaktik hereinfiel. Auch der Angriff funktionierte durchaus gut, namentlich der linke Flügel mit Einschluß des Paduaners Vecchina als Mittelstürmer. Die Leute kombinierten flach und sehr genau, liefen mit großer Ueberlegung in Stellung und schossen auch, wo immer eine Möglichkeit herauslugte. Trumpp hielt einige dieser Bomben famos, andere verfehlten ihr Ziel. Wie gesagt, schwach war nur die Läuferreihe, die vor allem nicht genügend Stellung hielt, weil sie nie wußte, wen von den Frankfurter Stürmern sie am meisten bewachen sollte, und, da alle in guter Form waren und dauernd bedrohlich wurden, den einen über dem andern vergaß. Eine schlechte Angewohnheit hatten übrigens fast alle Italiener, sie "hakten" dauernd. Aber schließlich war Willy Haseneier vom FSpV. Frankfurt trotz längerer Pause im Schiedsrichtern genügend im Bilde, um wenigstens die eklatantesten Fälle zu unterbinden. Wenn er nicht immer eingriff, dann offenbar in der Absicht, den Kampf nicht zu zerpfeifen. Ueber die Eintrachtmannschaft ist in letzter Zeit viel Rühmliches geschrieben worden. Mit Recht. Die Elf ist nach wie vor gut in Schwung. Manchmal glaubt man, Spuren von Ermüdung zu bemerken, im nächsten Augenblicke klappt dann alles wieder umso besser. Was sich am meisten zum Vorteil geändert hat, ist die auffallend deutliche Abschwächung des Unterschiedes zwischen den anerkannten „Kanonen" und den übrigen Spielern. Heute füllt ein Kübert, ein Döpfer, ein Müller genau so gut und vollwertig seinen Platz aus wie Dietrich, Schütz, Goldammer usw. Besonders war wieder Schaller. Ihn und Kübert sollte Maurice Parry in ihrer derzeitigen Form kennen lernen. Er würde seinen Spaß haben! Gut, sehr gut auch Müller, nur dürfte sein Zuspiel noch genauer werden. Was diesmal den gesamten Sturm so gefährlich, machte, war das Geschick, mit dem er dem Gegner verwehrte, in seine Karten zu gucken, und nie erkennen ließ, wer von den fünfen eigentlich der gefährlichste war. Das ist die Kunst, die ein guter Sturm eigentlich immer zur Entfaltung bringen müßte. Bis die Italiener von selbst herausgefunden hatten, daß Schaller vielleicht der aggressivste war, hatte er bereits die drei ersten Tore eingeleitet. Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 22.05.1928)
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