Eintracht Frankfurt - SV Waldhof Mannheim

Süddeutsche Meisterschaft 1927/28 - 14. Spiel

5:4 (5:2)

Termin: 29.04.1928 im Stadion
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Karl Schmitt (Offenburg)
Tore: 1:0 Fritz Schaller, Elfmeter Eintracht und Elfmeter Mannheim, 3:1 Fritz Schaller, 4:1 Walter Dietrich, 5:1 Karl Ehmer, 5:2 Brückl, 5:3 Brückl, 5:4 Skutlarek

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SV Waldhof Mannheim

 


  • Skutlarek
  • Brückl
  • Decker

 

Trainer Trainer

 

 

Eintracht Frankfurt 5, Sp.V. Waldhof 4

Es war ein äußerst spannendes, zum Schlusse sogar aufregendes Treffen, das der Frankfurter Eintracht vor etwa 12.000 Stadionbesuchern den zweiten Tabellenplatz und damit die Teilnahmeberechtigung an den Kämpfen um die Deutsche Meisterschaft brachte. Es war ein Kampf von einer Härte, wie man sie selten sieht. Auch die Siegesaussichten der beiden Parteien lösten sich, wenigstens in der Zeit nach der Pause, oft genug blitzschnell ab. Der Gesamteindruck der Veranstaltung war insofern schon recht erfreulich, als man auf keiner Seite einen sogenannten „schwachen Punkt" ermitteln konnte. Beide Mannschaften zeigten sich als gut zusammengeschweißtes Ganzes. Natürlich gab es auf beiden Seiten bessere und schlechtere, richtiger gesagt, weniger gute Mannschaftsteile, aber im allgemeinen durfte man mit den Leistungen jedes einzelnen Spielers zufrieden sein. Eintracht beherrschte bis zur Pause die Lage weniger deutlich als sicher. Die bekannte Schnelligkeit der Mannheimer wurde von Frankfurter Seite noch überboten, so daß sich die Gegenpartei mit raffiniertem Stellungsspiel zu helfen suchte, einer Taktik, in der sie allerdings Meister war. Bis zur Pause fielen die Tore tatsächlich — um einen deplazierten Ausdruck zu gebrauchen — in regelmäßigen Abständen. Döpfer und Schaller fabrizierten den ersten Treffer in wunderbarer Weise. Ihm folgte für jede Partei ein Elfmeter wegen Handspielens. Beide wurden verwandelt. Wieder leitete eine sehr gute Leistung Döpfers den dritten Eintrachttreffer ein, den Schaller ins Tor beförderte, Dietrich verwandelte die zweite Eintrachtecke und Ehmer köpfte einen Strafstoß Küberts ins Netz. Unmittelbar vor der Pause holte Brückl durch einen Fehler Kirchheims ein Tor für Mannheim auf, so daß bei 5:2 Seitenwechsel erfolgte. Kurz vor der Pause hatte der Eintrachtverteidiger Schütz das Nasenbein gebrochen, spielte zwar später mit einem Notverbande weiter, aber seine Mannschaft schien doch nicht mehr das notwendige Vertrauen zu seiner Zuverlässigkeit zu haben, so daß in den folgenden 45 Minuten doch nicht mehr alles so klappte, wie es bis zur Pause der Fall war. Vor allem aber hatten sich die Gegner inzwischen aus ihrer anfänglichen Befangenheit herausgefunden und bewiesen bis zum Spielende, daß sie trotz ihres schlechten Tabellenstandes in ihrer derzeitigen Form zu den besten Mannschaften des deutschen Südens zu rechnen sind. Ihre Kombination ist genau, ihr Stellungsspiel äußerst nutzbringend. Leider hatte der Sturm vor der Pause ziemlich wenig Glück mit teilweise recht scharfen Schüssen. Mannheims Torhüter wehrte glänzend ab, in der Hintermannschaft fiel das sichere Spiel des Mittelläufers angenehm auf, im Sturme führte Brückl zielbewußt, neben ihm war wohl Decker der beste Angriffsmann. Die Einzelkritik der Eintrachtleute hat ebenfalls mit einem Lobe des Torwächters zu beginnen. Er warf sich der Gefahr entgegen, gerade als es um den Eintrachtsieg besonders bange aussah, Schütz, der gesunde, wird dem anwesenden Herrn Otto Nerz sicherlich gut gefallen haben. Aber auch der Mann mit dem Notverband tat noch vollauf seine Schuldigkeit. Bemerkenswert arbeitete der Eintrachtsturm. Die rechte Seite zeigte Produktivität, die linke Technik. Schaller und Döpfer harmonierten besser zusammen, als Dietrich und Kissinger. Dieser erwies sich als tadelloser Linksaußen, aber seinem Nebenmanne, so tüchtig er in der Einleitung von Handlungen ist, ist nun einmal die Fähigkeit nicht gegeben, sich den Intentionen der anderen schnell genug anzupassen. So haperte es gelegentlich auf der linken Angriffsseite.

Bemerkenswert bleibt, daß Eintracht nach der Pause keine Tore mehr zu erzielen vermochte, während Mannheim durch einen Kopfball Brückls und einen placierten Schuß Skutlareks dem Ausgleich greifbar nahe rückte. Schließlich brachte Eintracht doch noch ihr 5:4 unter Dach und Fach. Sie ist also Tabellenzweite und wird in den weiteren Spielen um die „Deutsche" gewißlich keine schlechte Figur machen.

Die Spielleitung des Herrn Karl Schmitt vom FV. Offenburg verdient besondere Erwähnung. Er demonstrierte deutlich den Unterschied zwischen einem peinlich genauen und einem kleinlichen Schiedsrichter. Herr Schmitt hat in diesem für ihn sehr schwierigen Kampfe tadellos bestanden. Wenn es trotzdem einige Protestrufe gab, dann trifft die Meinung der Zuschauerschaft neben das Ziel. Uebrigens, was will die Divergenz in den Auffassungen des Publikums und des Spielleiters besagen? Das Sinnen und Trachten der Zuschauer ist meistens auf Torgewinn oder Torverhütung eingestellt, nur der Spielleiter konzentriert sich allein auf die Einhaltung der Spielregeln. Können da Meinungsverschiedenheiten ausbleiben?      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 01.05.1928)

 

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