Wormatia Worms - Eintracht Frankfurt

Süddeutsche Meisterschaft 1927/28 - 12. Spiel

0:1 (0:0)

Termin: 15.04.1928
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Seelmacher (Nürnberg)
Tore: 0:1 Fritz Schaller (47.)

 

>> Spielbericht <<

Wormatia Worms Eintracht Frankfurt

  • Gisbert
  • Brosch
  • W. Müller
  • Völker
  • Fries
  • Hartmann
  • Ruppert
  • Ludwig Müller
  • Winkler
  • Dietz
  • Philipp

 


 

Trainer
  • Ludwig Philipp
Trainer

 

 

Wormatia Worms 0, Eintracht Frankfurt 1

Wieder hat der Hessenmeister knapp ehrenvoll und wieder durch Hinzukommen einer reichlichen Dosis Pech verloren. Er verlor durch einen unglücklichen Sturz in der fünften Minute zweiter Halbzeit den Verteidiger Müller, der sich einen Muskelriß zuzog und ausscheiden mußte. Das geschah drei Minuten später, als Eintracht durch einen gut gelungenen Angriff der rechten Flanke, den Schaller gewandt zum Tor abschloß, in Führung gegangen war. Das Ausscheiden Bubi Müllers hatte die Zurücknahme des besten Wormser Stürmers, Ludwig Müller, in die Verteidigung zur Folge. Dieses zeitliche Zusammentreffen der Umstände, die für den Spielverlust Wormatias entscheidend waren, deprimierte die Mannschaft sichtlich, die in der Folge besonders im Sturm, ihrer stärksten Waffe, nicht mehr zu zusammenhängenden Aktionen kommen konnten, was dem Mainmeister, der in der Folge dieses für ihn glückliche Moment ausnützend, die Verbinder defensiv spielen ließ naturgemäß außerordentlich zustatten kam.

So ist der Eintrachtsieg als ein unter glücklichen Umständen errungener zu bewerten. Das will nicht besagen, daß er nicht verdient wäre. Denn verdient war er. Eintracht hatte nämlich nicht nur die geschlossener spielende Mannschaft, sondern auch ein deutlich sichtbares Plus in der Technik und Taktik. Und ihre höhere Spielkultur hat den Sieg verdient. Deswegen bleibt er aber doch glücklich errungen, den hauptsächlich die Hintermannschaft verdient hat, die in Deckung und Schlußtrio ganz hervorragend wirkte und den Sturm des Hessenmeisters nicht recht zur Entfaltung kommen ließ.

Wären diese Linien nicht ganz hervorragend gewesen, dann wäre Eintracht mit einem Sieg nicht nach Hause zurückgekehrt. Was nämlich der Angriff zeigte war alles andere als Spitzenleistung. Das Innentrio fummelte zuviel und zeigte sich ausgesprochen schußschwach. Nur Kissinger ließ hie und da einmal überraschende Schüsse los, die aber bei Gisbert keine Gegenliebe fanden. Schaller und Kellerhoff waren dagegen in bester Form. Ihre Arbeit blieb aber durch das Versagen der Sturmmitte unausgenützt. Dietrich, der für dem erkrankten Goldammer den Mittelläuferplatz eingenommen hatte, fehlte im Innensturm an allen Ecken und Kanten. Seine Führereigenschaft können von einem Ehmer, Döpfer oder Kissinger nicht ersetzt werden und ein Eintrachtangriff ohne den Schweizer als geistigen Führer gleicht Brot ohne Salz. Goldammer wird wohl voll durch Dietrich, nicht aber dieser durch Ehmer, Döpfer oder Kissinger ersetzt. Der Schweizer leitete heute vom Mittellauf aus das Geschehen ganz hervorragend, war ungemein sicher, produktiv und überall da, wo es gefährlich zu werden drohte. Maurischat und Bechtold besetzten die Plätze der Außenläufer. Sie waren sehr gut, wie überhaupt die Deckung in jeder Phase das Spiels sicher und gut war. Ganz hervorragend war Schütz; allererste Klasse. Kirchheim nicht immer sicher. Trumpp war nicht allzustark beschäftigt. Zeigte sich aber verschiedentlich als zuverlässiger Hüter.

Wormatias Hintermannschaft hat durch die Einstellung Broschs zweifellos gewonnen. Er ist sicherer und vor allem spielerfahrener als Ruppert und greift taktisch recht geschickt ein. Es fehlt ihm allerdings an Wendigkeit, die er durch Training zu verbessern versuchen müßte. W. Müller hatte einen guten Tag. Ludwig Müller bewies in der zweiten Halbzeit, daß er heute noch wie früher ein Klasseverteidiger bester Sorte ist. Die Sicherheit und Entschlossenheit seines Eingreifens, seine vollendete Kopftechnik waren in Anbetracht des Umstandes, daß er doch schon Jahre lang im Sturm spielt, verblüffend. Man muß es fast bedauern, diesen Mann im Sturm verwenden zu müssen. Völker im Mittelhalf war ausgesprochen schwach. So schwach wie schon lange nicht mehr. Dazu benahm er sich verschiedentlich sehr vorbei. Das passiert ihm immer da, wenn er spielerisch nicht in Form ist! Fries und Hartmann sehr zufriedenstellend. Der Wormser Sturm kam, bedingt durch die starke Gegenwehr der Eintrachtdeckung und Verteidigung, nicht recht zur Entfaltung und spielte stark zerrissen. Als sein bester Mann, Müller, zurück mußte, war er ganz fertig. Trotzdem hätte ihm der Ausgleich glücken müssen, wenn Winkler, einmal 8 Meter vorm Tor freistehend, eine Vorlage gestoppt und sie bedächtig in die Ecke geschoben hätte, anstatt sie mit Wucht an die ... Latte zu knallen. Dieser unüberlegte Schuß kostete der Mannschaft wenigstens einen Punkt. Die Außenstürmer Dietz und Ruppert konnten gefallen. Philipp war zu langsam.

Schiedsrichter war Seelmacher (Nürnberg), der das oft harte und sehr schnelle Spiel gut leitete. Er benachteiligte aber Wormatia beim Stand 1:0 mit einem nicht gegebenen Handspiel eines Eintrachtspielers im Strafraum, was Ihm ein Pfeifkonzert seitens des fanatischen Teils der Zuschauer einbrachte, vor denen er bei Schluß des Spiels durch Polizei in Schutz genommen wurde. Herr Seelmacher empfand wahrscheinlich einen Elfmeter als zu hart. Jedenfalls lag aber Handspiel vor.

Ecken Verhältnis 8:4 für Worms.
Zuschauer etwa 7—8000.      Fritz Schenk. (aus dem 'Kicker' vom 17.04.1928)

 

 

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