Karlsruher FV - Eintracht Frankfurt |
Süddeutsche Meisterschaft 1927/28 - 10. Spiel
1:2 (0:2)
Termin: 25.03.1928
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Fritz (Oggersheim)
Tore: 0:1 Karl Ehmer (oder Bruno Goldammer?) (16.), 0:2 Walter Dietrich (40.), 1:2 Quasten (49.)
Karlsruher FV | Eintracht Frankfurt |
|
|
Trainer
|
Trainer |
Karlsruher F.V. 1, Eintracht Frankfurt 2 Die Eintracht-Anhänger haben es wohl in Bornheim gelernt (oder ist's umgekehrt?) wie man es in Begeisterung macht. Ein Auto-Korso mit dem Kennzeichen I T und rotweißen Fähnchen belebte um die Mittagsstunde das friedliche Karlsruher Sonntagsgeschehen. Draußen hinter dem Flugplatz hat sich was. Auf der Tribüne schlug Eintracht-Anhang seine Zelte auf und erprobte seine Stimmbänder, als die 11 Frankfurter das von 12.000 Menschen umsäumte Oval beehrten. Der Karlsruher hats gleich gemerkt und überschüttete seine siegesbeflissenen Mannen mit Sympathie. Neu war hier der abgerundete, standfeste Sportruf der Fähnchenträger beim Stande 2:0 für die Eintracht und erleichternd wirkte die gleiche Uebung auf das doch noch gequälte Herz beim endlichen Schlußpfiff ... * Brennend war für uns Karlsruher die Schiedsrichterfrage. Davon hing für heute gar vieles ab. Nach Hannewald und Jose endlich Fritz Oggersheim. Die Schreier kamen natürlich auch diesmal auf ihre Rechnung. Das hinderte aber Herrn Fritz nicht, seinen Weg zu gehen, objektiv zu sein und Spieler wie Zuschauer gleichermaßen zum nötigen Respekt zu zwingen. Die Sicherheit des Auftretens ließ erkennen, daß er die Materie beherrscht und etwaige Opposition nicht fürchtet. Einem solch sicheren Leiter schließt sich das Publikum vertrauensvoll an. Das Spiel war riesig abwechselnd und unterhaltend, aber es war kein inneres Erlebnis. Klassefußball ist etwas ganz anderes. Hierzu kam es nicht. Dem heutigen Kampf gingen gar viele Feinheiten ab. Das Leder rollte zu wenig, es flog zu viel. Frankfurt setzte seine anerkannten Kräfte restlos ein, wo aber ist das Mannschaftsspiel, das Räderwerk, das ineinandergreift und die Herzen jubeln läßt? Man sucht dererlei nun einmal bei Mannschaften, die aussichtsreich um Süddeutschlands Meisterschaft kämpfen. Gruppenweise spielten die Frankfurter ihr gutes Spiel, aber es ging nicht zusammen. Selbst Kräfte wie Dietrich, Ehmer, Kissinger scheiterten an ihrer Aufgabe vor dem Karlsruher Netz, denn Frankfurts unmittelbare Chancen waren dünn gesät. 12:7 standen am Schlusse die Ecken für den KFV. Ein untrügliches Zeichen dafür, daß die Karlsruher ihrem Gegner mächtig zusetzten. Ja, in der zweiten Halbzeit gingen die Einheimischen so weit, den Eintrachtsieg jeden Augenblick in Frage zu stellen. Frankfurt war zur Abwehr verurteilt, die allerdings so vollkommen gelang, daß der KFV. einfach nicht zum sehr verdienten Ausgleich kommen konnte. * 2:1 für Eintracht. Es hätte dem Spielverlauf nach nichts geschadet, wenn der KFV. gewonnen hätte. Sein Spiel war flüssiger, seine Angriffe zahlreicher und gefährlicher. Aber! während Frankfurt in seinem Ersatz-Rechtsaußen Döpfer einen ziemlichen Versager hatte, waren es auf Karlsruher Seite deren zwei: Vogel und Ege. An sich schon ohne Kastner und Würzburger spielen zu müssen, und dazu noch stumpfe Waffen im Angriff, da ist es nicht verwunderlich, wenn der restlose Einsatz der übrigen Reihen nicht ausreicht zum möglichen Siege. Niemand wird behaupten wollen, daß der KFV. einen schlechten Tag hatte. Die Mannschaft war gut im Schwunge, litt zwar unter oft beschriebenen taktischen Mängeln Einzelner ,doch hätte man diese übersehen können, wenn nur das Quintett aus fünf Talenten bestanden hätte. Das ist eine üble Ausrede, davon zu sprechen, daß man heute eben wiederum kein Glück gehabt hat. Hinter diesem vermeintlichen Pech verbirgt sich meistens Mangel an Können des einen oder andern Spielers der entweder außer Form oder für einen Posten im Sturm ungeeignet ist. Was sagte Franz selbst nach dem Spiel gegen Fürth?: „Wenn wir die Chancen des KFV. gehabt hätten, hätten wir fünf Tore gemacht!" Die Struktur der Fürther Elf war nicht besser, die der Eintracht auch nicht besser als die des KFV., und doch zog der KFV. den Kürzeren. Die Mannschaft des KFV. ist im Grunde genommen gut, hat aber eklatante Versager in ihren Reihen. * Und nochmals die Eintracht. Bis zur Pause imponierte das Können seiner Großen. Man studierte die Spieler und ihre Biographie und mußte ihr Einzelkönnen anerkennen. Schütz ist ein Kutterer von Format, die Läuferreihe stabil und vorne Dietrich von überlegener Ruhe. Kellerhoff ein Flügelmann wie er sein soll. Schade, daß Schaller nicht dabei war. Frankfurt litt unter der schwachen Leistung Döpfers sichtlich, aber das Feldspiel gefiel mir gar nicht. Maurischat trat herrliche Strafstöße. Ehmer und Dietrich legten die Tore vor. Quasten schoß für den KFV. nach der Pause den Ball unter die Latte, daß es eine Art hatte. Und Reeb? Von Kübert gereizt, vergaß er sich. Er mußte wegen Tätlichkeit kurz vor dem Schlußpfiff vom Platze. Ausgerechnet Reeb, der fairsten einer! Julius Hüber. (aus dem 'Kicker' vom 27.03.1928)
|