1. Würzburger FV 04 -
Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1927/28
2:2 (1:2)
Termin: 04.03.1928
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Theo Maul (Nürnberg)
Tore: 1:0 Seppl Müller (5.), 1:1, 1:2 Karl Döpfer, 2:2 Stauß
Würzburger FV 04 | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Aus der Boxbeutelstadt 1. Würzburger FV. gegen Eintracht Frankfurt 2:2 (1:2). Eintracht, der Bezwinger von SpVgg. Fürth, der Meister der Mainbezirksliga und Anwärter auf die süddeutsche Meisterschaft, war seit den Verbandsspieleu des Clubs und der SpVgg. Fürth die große Sensation für Würzburg. Schon während der ganzen Woche herrschte in Würzburg eine fieberhafte Erwartung, die sich in einem Massenbesuch des Vereinsplatzes auswirkte. Das prächtige Wetter lockte aber auch wirklich zum Sportplatz. Da bereits um 1 Uhr das Kreisligaspiel SpV. Würzburg und Burgkundstadt als Vorläufer des Eintrachttreffens auf dem Fußballvereinsplatz stattfand, war um die Mittagszeit der Zustrom zur Frankfurter Straße schon in bester Entwicklung. Eintracht Frankfurt konnte nicht so ganz überzeugen. Das große Können dieser stabilen Mannschaft soll beileibe nicht herabgesetzt werden, aber die Würzburger erwarteten in dem Bezwinger einer SpVgg. Fürth Leistungen einer solchen und wie die des 1. FCN. und die wurden nicht gezeigt. Eintracht konnte wohl auch gegenüber der heute in ganz hervorragender Form befindlichen Würzburger Mannschaft eine solche Gesamtleistung nicht aufbringen. Ein Mann war es, der an die Ballbeherrschung unserer Größten im Fußballsporte heranreichte und sich auf gleiche Stufe stellte — Dietrich, der Mittelläufer! Er lieferte ein ganz hervorragendes Spiel, ohne ihn hätte die Eintracht-Mannschaft nicht mit einem Unentschieden heimkehren können. So gut Dietrich durch sein glänzendes Kopfspiel, sein bestechendes Zuspiel und durch seine raffinierten Tricks gefallen mußte, so mißfiel er durch seine unnötigen unfairen Mätzchen. Leider griff Maul vom Club als Schiedsrichter nicht rechtzeitig genug ein und da Druck bekanntlich Gegendruck erzeugt, erhielt das Spiel eine unschöne Begleiterscheinung. Dietrich zog in der zweiten Halbzeit durch eigenes Verschulden den Kürzeren und mußte 15 Minuten vor Schluß ausscheiden. Für ihn sprang ein Ersatzmann ein, der den linken Läuferposten einnahm. Das Spiel beginnt mit beiderseitigen energischen Vorstößen, wobei die der Frankfurter gefährlicher erscheinen, da sie nicht so in die Breite gehen, wie die der Einheimischen. Als besonders seltenes Kuriosum ist festzustellen, daß Seppl Müller nach 5 Minuten einen Angriff unterbindet und mit dem Ball nach vorne läuft und aus 40 Meter - weniges über der Mittellinie - für Würzburg den Führungstreffer hoch unter die Latte einschießt. Auch Verteidiger vermögen Tore zu erzielen!! Natürlich löste diese Glanzleistung einen nichtendenwollenden Beifall der 5000 Zuschauer aus. Trumpp sah offenbar den Ball zu spät, oder hinderte ihn die Sonne; als er hoch griff, war es schon zu spät — hinter ihm zappelte der Ball im Netz. Dieser Erfolg gab der Vereinsmannschaft einen sehr großen Rückhalt. Ein ausgeglichenes Spiel greift Platz, aus welchem immer wieder Dietrich und Seppl Müller hervorragen. Auf eine Flanke von links - Kellerhof kam mit einer Vorlage Kissingers gut durch — fiel das Ausgleichstor. Willner lief zu früh und vollkommen unnötig aus dem Tore, der Ball kam zu Ehmer, dessen Schuß aber von dem ins Tor geeilten Fuchs abgewehrt wurde. Der Ball lag dann friedlich an der 5-Meterlinie, als schließlich ein Frankfurter sich seiner erbarmte und ins Würzburger Tor setzte. Noch vor Halbzeit ging Frankfurt in Führung. Döpfer kam auf Rechtsaußen durch und legte den Ball dem Halbrechten schußgerecht vor die Füße. Den flachen Ball hielt Willner im Werfen, aber er warf ihn selbst ins Tor! Genau wie vor acht Tagen das Führungstor der Hanauer!! Ball fest halten gehört mit zu den ersten Voraussetzungen eines Bezirksligatorwartes!! Nach der Halbzeit drehte der Fußballverein mächtig auf. Volle 30 Minuten beherrschten die Würzburger die Eintrachthälfte, woran selbst die zurückgeeilten Halbstürmer — Kissinger und Staum - nichts zu ändern vermochten. In die Zeit dieser Drangperiode fiel der verdiente Ausgleich. Herrsch legte dem Rechtsaußen Stauß wunderbar vor und mit plaziertem flachen Schrägschuß sandte Stauß unhaltbar ein. In der weiteren Folge hätten für Fußballverein noch Erfolge nicht nur fallen können, sondern müssen. Stauß schoß aus kürzester Entfernung knapp über den Pfosten, Herrsch zielte auf den Querbalken und Hick an das Außennetz. Alles andere erledigte Trumpp in sicherer Form. Nun mußte Dietrich ausscheiden, er schlug dem Mittelläufer Staab mit der Reihe unter die Schuhsohle, als Staab den Ball schon weggegeben hatte. Kellerhoff hätte noch Gelegenheit gehabt, für Eintracht ein drittes Tor zu erzielen, aber er war über das Nichtangreifen von Willner so erstaunt, daß er den Ball zu spät aufnahm. Fuchs rettete dann zur vierten Ecke für Eintracht. Kurz vor Schluß kam Eintracht noch einmal etwas auf. aber es reichte nicht mehr zu einem Erfolg, ebenso nicht für Würzburg, das noch in den letzten Minuten am Eintrachttor sich einfand. Mit einem schmeichelhaften 2:2 konnte Eintracht wirklich zufrieden sein. Die besseren Torchancen hatte Würzburg; von den Toren sind die von Würzburg erzielten als die schöneren anzusprechen. Müller Seppl bewies seine bestechende Form durch eine fabelhafte Ballbehandlung. Mit den Bällen, die er abspielt, kann sein Nebenmann immer etwas anfangen. Kissinger konnte gegen Mülllers Abwehrspiel nicht aufkommen und darunter litt der linke Eintrachtflügel. Bei Eintracht glänzte Dietrich und Kübert, sehr gut waren Torwart und Verteidigung, sowie Ehmer als Mittelstürmer. Aus der Eintracht-Mannschaft ragten in der Hauptsache Einzelleistungen, wie solche Dietrichs, im allgemeinen nicht hervor, dafür waren die Leistungen der gesamten Elf auf einem ausgeglichenen hohen Niveau. Bei Würzburg ist außer Seppl Müller besonders lobend zu erwähnen Staab als Mittelläufer, sowie Fuchs und insbesondere Eiberle, dann Herrsch. Schwach waren Willner, Hick und Müller (Luft). Wohl gefällt durch sein forsches Angreifen, sein Ballaufnehmen bedarf wie sein Kopfspiel noch eingehenden Trainings. Klingner als linker Verteidiger bot angesichts seiner langen Ruhepause eine gute Partie. Sein Schlag ist noch etwas unrein. Seine Körperbeherrschung unvollkommen, sonst könnte er nicht ständig zu Boden fallen. Maul als Schiedsrichter ließ das Spiel von Anfang an zu hart werden. Die Verletzung Dietrichs wäre nicht gekommen, wenn er schon gleich zu Beginn die Schärfe unterbunden hätte. Schmittle. (aus dem 'Kicker' vom 06.03.1928)
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