SV Waldhof Mannheim - Eintracht Frankfurt

Süddeutsche Meisterschaft 1927/28 - 5. Spiel

2:7 (1:3)

Termin: 12.02.1928
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Sackenreuther
Tore: 1:0 Decker (20.), 1:1 H. Kissinger (21.), 1:2 Fritz Schaller, 1:3 Fritz Schaller, 1:4 Walter Dietrich, 1:5 Karl Döpfer, 2:5 Brückl, 2:6 Fritz Schaller, 2:7 Walter Dietrich

 

>> Spielbericht <<

SV Waldhof Mannheim Eintracht Frankfurt

  • Rihm
  • Hauth
  • Engelhardt I
  • Model
  • Bretzing II
  • Hoggenmüller
  • Kohl
  • Brückl
  • Decker
  • Engelhardt II
  • Hörner

 


 

Trainer
  • Johann Hetzel
Trainer

 

 

Sp. V. Waldhof 2, Eintracht Frankfurt 7

Konstatieren wir zum Beginn einmal mit dürren, nackten Worten, daß Waldhof erstklassig mit Pauken und Trompeten begraben wurde. Das ist eine Tatsache, die zwar durch das Resultat eindeutig dargestellt wird, die aber im ganzen Verlauf des Spieles noch viel krasser zum Ausdruck kam. Ich habe die Mannschaft von Waldhof in allen ihren Spielen, mit Ausnahme des Kampfes gegen Wormatia, gesehen, nie aber habe ich den Rheinmeister so außer jeder Form gesehen.

Für die Bombenabfuhr der Waldhöfer sind zwei Momente ausschlaggebend gewesen. Erstens einmal das stabile Können und die richtige kampfesharte Einstellung der Eintrachtmannschaft, wovon weiter unten noch einiges zu sagen ist und zweitens die Platzwahl. Die Leute vom Rhein hatten nämlich die ersten 45 Minuten gegen einen ziemlich starken Wind zu kämpfen, hatten viel zu viel einzusetzen, um im zweiten Teil des Spieles auch nur noch einigermaßen bei Kräften zu sein.

Mit allem, was die Waldhöfer intus hatten, haben sie sich in der ersten Hälfte gewehrt, 1:3 nur lagen sie in Nachhand. Es war die Allgemeinansicht in der Pause, daß das Spiel für Waldhof noch nicht verloren war. Man hatte aber vergessen, wie zermürbt die an und für sich weit unter Form kämpfende Hintermannschaft sein mußte. Ein weiteres Tor der Eintracht sofort nach der Pause gab den Genickfang und zertrümmerte den schwachen Rest an Widerstandskraft vollständig.

Waldhof war noch nie die Mannschaft, die taktisch überragend war; auch heute nicht. So hat es der Sturm der Waldhöfer versäumt, einen oder zwei Leute zur Aushilfe nach hinten zu senden, um die übermäßige Inanspruchnahme der Abwehr zu verhindern. — Wo war Decker, der doch sonst immer in der Läuferreihe zu finden ist? — Rihm im Tor war schwach, an diesem Gesamturteil können auch einige gute Leistungen nichts ändern. Die Verteidigung mit Hauth und Engelhardt I blieb unter der gewöhnlichen Form und zeigte viele Fehlschläge und einige verhängnisvolle Stellungsschnitzer. Die Läuferreihe Hoggenmüller, Bretzing, Model fiel restlos aus. Bretzing war viel zu wenig Kämpfer, um auch nur einigermaßen der Mannschaft ein Ruckgrat zu geben. Im Sturm war das Innentrio Engelhardt II, Decker, Brückl sehr agil, ist auch mit einigen Härten ganz gut aufeinander abgestimmt. Die beiden Flügelleute Hörner und Kohl entbehren erstens der Härte, trauen sich zweitens nicht zu schießen und gaben drittens Flanken, die meistens hinter der Angriffsreihe landeten.

Die Frankfurter Eintracht ist wirklich die Mannschaft, der man Aussichten auf einen der beiden ersten Plätze geben kann. Sie kämpft, ist technisch gut und in ihrer Struktur zusammenhängend. Alle Spieler sind körperlich kräftig beieinander, sehr eifrig und sehr rasch. Dirigent ist Dietrich, der zuerst in der Sturmmitte und dann im Läuferzentrum spielte. Auf beiden Posten gleich gut. Nächst ihm gefiel mir am besten der frühere Nürnberger Kissinger, der seine Nebenleute gut freispielte und der selber ranging, wenn es nottat. Döpfer und Schaller auf dem rechten Flügel leisteten gleich wirksame Arbeit wie Kissinger und Kellerhoff auf der linken Seite. Die beiden Außenläufer Kübert und Müller waren in der ersten Hälfte schlecht, erholten sich aber in den zweiten 45 Minuten. Goldammer erreicht viel durch seine Härte, er ist der richtige Mann, der den nötigen Druck hinter die äußerst gefährliche und schußstarke Angriffslinie der Eintracht bringt. Von dem Hintertrio hat mir der Tormann Trumpp am wenigsten gefallen; bei der Annahme des Balles war er ziemlich unsicher, zeigte jedoch einige glänzende Abwehrparaden. Schütz und Kirchheim sind zwei Backs, die sich und den Gegner nicht schonen, die gut miteinander zusammenarbeiten und einen befreienden Abschlag nach den Flügeln haben.

Sackenreuther leitete das Spiel in der von ihm gewohnten sicheren Weise; großzügig zwar, aber nie ließ er die Zügel schleifen.

In großen Strichen sei noch die Geschichte der neun Tore erzählt. Zwanzig Minuten nach Beginn sperrt Decker den Verteidiger Kirchheim geschickt ab und verlängert die Vorlage bis ins Tor. Kaum eine Minute später hat Kissinger aus dem Hinterhalt ausgeglichen Das zweite und dritte Tor markiert der Rechtsaußen Schaller. Rihm hätte eines davon mindestens halten müssen.

Sofort nach der Pause nützt Dietrich einen ganz groben Fehler von Hauth aus und stellt die Partie auf 4:1. Rihm macht immer wieder Fehler, die von den Eintrachtstürmern prompt ausgenützt werden. Für das 5:1 zeichnet Döpfer. Bretzing und Brückl holen miteinander auf 5:2 auf, jedoch Schaller seilt nach einem Alleingang mit 6:2 die alte Differenz wieder her. Das letzte Tor erzielt Dietrich mit einem Strafstoß aus 25 Meter Entfernung. Rihm hätte bei schärferer Aufmerksamkeit auch diesen Treffer vermeiden können.

Die beiden Mannschaften standen vor 10.000 Zuschauern in folgender Aufstellung:

Frankfurt: Trumpp — Schütz, Kirchheim — Kübert, Goldammer, Müller — Schaller, Döpfer, Dietrich, Kissinger, Kellerhoff.

Waldhof: Rihm — Hauth, Engelhardt I — Model, Bretzing II, Hoggenmüller — Kohl, Brückl, Decker, Engelhardt II, Hörner.

B. Ott. (aus dem 'Kicker' vom 14.02.1928)

 

 

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