Eintracht Frankfurt - FV Saarbrücken |
Süddeutsche Meisterschaft 1927/28 - 4. Spiel
5:1 (1:0)
Termin: 05.02.1928 im Stadion
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Schliefer (Bamberg)
Tore: Karl Döpfer, H. Kissinger (2), Walter Dietrich, Franz Schütz; für Saarbrücken: W. Schmidt
Eintracht Frankfurt | FV Saarbrücken |
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Trainer | Trainer |
Eintracht Frankfurt 5, F. V. Saarbrücken 1 Der Fußballverein Saarbrücken wurde als willkommener Vertreter des Saarlandes von der Frankfurter Eintracht mit Blumen und Ansprache empfangen. Trotz der sehr deutlichen Niederlage machten die Gäste keinen schlechten Eindruck, wenngleich offensichtliche Schwächen klar erkennen ließen, daß der Saarbrückener FV. vorläufig nicht zur ersten süddeutschen Klasse gerechnet werden darf. Man darf annehmen, daß die Gäste auch unter Verwendung der heute fehlenden Spieler Dahlheimer, Siegling, Gelf, Welcker, nicht wesentlich stärker sind, als sie sich heute einer nicht allzu zahlreichen Zuschauerschaft im Frankfurter Stadion zeigten. Immerhin war die Notwendigkeit, Ersatzleute einstellen zu müssen, insofern von Bedeutung, als Zeimet anfangs Mittelstürmer spielte und so seiner Partei nicht den Zusammenhalt geben konnte, wie seine Kameraden dies von ihm als Mittelläufer gewohnt sind. Die Saarleute brachten in Weingärtner einen ganz vorzüglichen Torhüter mit, der nur anfangs gegen einige hohe Bälle etwas unsicher war, dann aber den äußeret zahlreichen und fast stets recht gefährlichen Schüssen des Eintrachtsturmes mit erstaunlicher Sicherheit zu begegnen wußte. Nicht ganz sicher zeigte sich die Verteidigung, in der Lesch durch leichte Verletzung etwas behindert schien. Immerhin war sie noch besser, als die Läuferreihe, die nach der Pause den Frankfurter Sturm nicht mehr zu halten wußte. Eine löbliche Ausnahme machte der linke Läufer Ruster, der durch überlegtes Stellungsspiel dem Frankfurter Rechtsaußen viele Bälle wegfangen konnte. Als Zeimet durch Platzwechsel der Läuferreihe den gelohnten Halt geben wollte, war das Schicksal der Gäste, die sich bis zur Pause leidlich gehalten hatten, bereits besiegelt. Durchaus nicht schlecht, wenn auch wenig erfolgreich, arbeitete der Sturm, der vor allem in Benzmüller und Comes zwei aggressive Leute besitzt. Sehr regsam betätigte sich auch der Halblinke W. Schmidt, dem schließlich auch das verdiente Ehrentor gelang, wenn auch die Hintermannschaft der Eintracht keinen allzu ernsthaften Versuch gemacht hatte, es zu verhindern. W. Schmidt, Zeimet und Comes zeigten übrigens auch einige sehr energische Schüsse. Was bei der Angriffsreihe besonders lobenswert erscheint, ist die wirksame Mithilfe beider Halbstürmer in der Hintermannschaft. Im allgemeinen spielte die Mannschaft nicht hart genug auf Sieg. Der letzte Rest von Hingabe war nicht vorhanden. Auch Eintracht lieferte keine Kampfpartie. Anscheinend fühlte sie sich von Anfang an des Sieges gewiß. Man darf aber nicht übersehen, daß dieser Sieg erst nach der Pause zum zahlenmäßigen Ausdruck kam. Vor der Pause wollte es mit den besten Gelegenheiten nicht recht klappen. Zahlreiche Torchancen wurden ausgelassen, verschossen oder abgewehrt. Drei Pfostenschüsse lassen auch eine Kleinigkeit Pech von Bedeutung erscheinen. Volle 36 Minuten waren jedenfalls nötig, bis eine Kombination Goldammer—Kellerhoff—Schaller—Döpfer den ersten Treffer zeitigte. Von da an kam allerdings die Frankfurter Technik und das überlegene Zusammenspiel vollauf zur Wirkung. Kissinger machte das zweite, Dietrich das dritte, und wiederum Kissinger das vierte Tor. Alles waren die Früchte glänzender Kombinationshandlungen. Zum Schluß verwandelte noch der Verteidiger Schütz einen von Kellerhoff getretenen Eckball. Trotz des mehr als hinreichenden Erfolges muß aber daran erinnert werden, daß das Zusammenspiel des Innensturmes meistens zu engmaschig war. Bei einer besseren Abwehr auf der Gegenseite wäre die Taktik der Eintracht bestimmt nicht zu so vielen Toren gekommen. Immerhin darf anerkannt werden daß außergewöhnlich viel und gut geschossen wurde und daß die gesamte Eintrachtelf ein für das Auge sehr gefälliges Spiel lieferte. Nur Kirchheim und Müller waren schwach, auch Trumpp schien nicht auf der Höhe früherer Tage. Man darf jedoch annehmen, daß die Eintracht bei ernsteren Gegnern auch wieder größere Kraftanstrengungen machen wird, als sie ihr heute abverlangt wurden. Herr Alois Schliefer vom FV. Bamberg war kein schlechter Spielleiter. Jedenfalls „schlief er" während des Spieles nachweislich nicht und entpuppte sich als sehr brauchbarer Spielleiter. Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 07.02.1928)
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