Eintracht Frankfurt - Vienna Cricket and Football-Club

Freundschaftsspiel 1927/28

6:0 (2:0)

Termin: 26.12.1927 im Stadion
Zuschauer: 3.500
Schiedsrichter: Uhrig (Bürgel)
Tore: 1:0 Bernhard Kellerhoff (30.), 2:0 Fritz Schaller (38.), 3:0 Walter Dietrich (57.), 4:0 Karl Döpfer (65., Handelfmeter), 5:0 Karl Ehmer (70.), 6:0 Karl Ehmer (80.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Vienna Cricket and Football-Club

 


  • Eichinger
  • Matoushcek
  • Ondrey
  • Chvatal
  • Robl
  • Hodek
  • Kohler
  • Friese
  • Molacek
  • Raab
  • Schwarzer

 

Trainer

Trainer

 

 

 


(aus dem 'Sport-Tagblatt', Wien, vom 27.12.1927)

 



(aus 'Illustriertes Sportblatt', Wien, vom 31.12.1927)

 

 


 

 

Wiens Amateure erleiden Schiffbruch!

Eintracht Frankfurt - Cricket Vienna Wien 6:0 (2:0).

Die Frankfurter Eintracht hat sich durch dieses Spiel das große Verdienst erworben, zugunsten der Frankfurter Nachbarhilfe werbend gewirkt zu haben. Als der ruf an sie erging, ein Wohltätigkeitsspiel für ein soziales Liebeswerk zu veranstalten, übernahm sie freudig die Pflicht, den durch die Straßennotgemeinschaft betreuten Mitbürgern der Stadt Frankfurt eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Das verdient umso größere Anerkennung, als gerade unser neue Meister trotz der zu erwartenden schweren Spiele um die "Süddeutsche" sich in den Dienst dieser guten Sache stellte.

Am Abend des 1. Weihnachtsfeiertages feierte die erste Elf des neuen Meisters im internen Kreise die errungene Meisterschaft. Wie so oft zeigte es sich auch hier, daß die Elf von einem selten guten kameradschaftlichen Geist beseelt ist, so daß es nicht Wunder nehmen darf, daß man nach dem ruhmvoll absolvierten 22 Spielen der Saison diese Feier würdig und ausgiebig beging.

Diese kleine Abschweifung soll zu diesem Spiel überleiten. Mit spielender Leichtigkeit rang Eintracht die Wiener Cricketer nieder. Man darf sogar noch viel weiter gehen. Eintracht hätte vielleicht den Gästen eine Niederlage bereitet, die ähnlich wie die der Cricketer seinerzeit gegen Karlsruhe gelautet hätte, wo Karlsruhe mit nicht weniger als 15:1 Sieger geblieben war, wenn die Eintracht - keine Siegesfeier gehabt hätte. Damit soll jedoch keineswegs gesagt werden, daß sich das in diesem Spiel bemerkbar gemacht hätte. Denn zwischen beiden Mannschaften bestand sowieso ein Klassenunterschied. Technisch waren zwar die Wiener ansprechend, dagegen fehlte ihnen jede Durchschlagskraft und vor allem: die Ausdauer. Eintracht brauchte sich deshalb nicht übermäßig anzustrengen, um das halbe Dutzend Tor vollzumachen. In der zweiten Halbzeit gelang es ihr sogar, die Wiener in Grund und Boden zu spielen. Es muß deshalb die Fragen aufgeworfen werden: War die Eintracht so gut oder die Wiener so schlecht? Man muß zur Beantwortung dieser Frage etwas weiter ausholen. Die Wiener Amateurvereine nähren sich heute von dem Ruhm, der einem großen Teil der Profivereine dieser Stadt anhaftet. Aber dabei fehlt diesen Amateurvereinen doch so viel, daß sie heute nicht mehr Können besitzen, als gute deutsche Kreisligavereine. Das zeigte sich auch hier. Neben technisch ansprechenden Leistungen war die elf nur auf Zerstörung aus und wehrte sich gegen eine noch höhere Niederlage. Damit ist eigentlich schon alles über die Gäste gesagt. Trotzdem war stets zu erkennen, daß Eintracht zurzeit sich in einer Verfassung befindet, die als vorzüglich zu bezeichnen ist, so daß man mit großer Zuversicht ihrem Abschneiden in den süddeutschen Meisterschaftsspielen entgegensehen darf. Selbst das Fehlen von Schütz machte sich in diesem Spiel nicht bemerkbar. Die Mannschaft zeigte eine harmonische Abgestimmtheit, ein prächtiges Zusammenspiel, kurz: sie bildete wiederum eine Einheit.

In Anbetracht des beträchtlichen Unterschieds in den beiderseitigen Leistungen kann man sich über das Spiel und auch in der Mannschaftskritik sehr kurz fassen. Bei Eintracht war nur Kübert merklich schwächer als an den Vorsonntagen. Dietrich war nicht schlecht, aber sein Zuspiel ließ oftmals zu wünschen übrig. In ganz großer Form war wiederum Goldammer, der sich zu einem Mittelläufer von wirklich großem Format entwickelt hat. Er beherrschte völlig die Lage, fing fast sämtliche Torabstöße des Gegner ab und zeigte dann ein Zuspiel, wie man es sich besser nicht wünschen kann. Neben ihm ragte noch Schaller besonders hervor. - Die Wiener hatten in dem Torwart Eichinger mit eine ihrer besten Stützen. Die Verteidigung stach durch ihren Eifer, Hodek durch sein unfaires Spiel hervor.

Uhrig, Bürgel, der dieses Spiel leitete, zählt zu der alten Garde unserer Pfeifenmänner. Er zeigte sich auch in diesem Spiel von seiner besten Seite, weshalb man es allseits bedauern wird, wenn Uhrig, der sich mit diesem Gedanken trägt, demnächst von seiner aktiven Schiedsrichtertätigkeit zurücktreten wird.

Sechs Tore als Ausbeute.

Wien leistete bis zur 30. Minute erfolgreichen Widerstand und leistete bis zu dieser Zeit verhältnismäßig ansprechende Leistungen. Doch da fiel der erste Eintrachttreffer. Ein Schuß von Ehmer prallte vom Wiener Torhüter ab zu Kellerhof, der freistehend mühelos einsenden konnte. Als Kellerhof acht Minuten später eine vorbildliche Flanke gab, ließ Schaller seine ganzen Künste spielen, indem er raffiniert über den angreifenden Torwart hinweg einköpfte. Nach Halbzeit wurde die Ueberlegenheit der Eintracht so groß, daß die Cricketer von Glück reden durften, daß jetzt nur noch vier Tore bis zum Schluß fielen. Dietrich setzte in der 57. Minute durch einen scharfen Rollschuß den Torreigen fort. Wenig später brachte Goldammer eine derartige Bombe an, daß der Wiener Torhüter durch die Wucht des Schusses zu Boden gerissen wurde. In der 65. Minute verwandelte Döpfer einen Handelfmeter zum vierten Tor. Wiederum fünf Minuten später brachte ein neuer prächtiger Kombinationsangriff den fünften Treffer. Schaller und Döpfer gingen gemeinsam durch, wobei Schaller schließlich zur Mitte lenkte, wo Ehmer dem Vorstoß die Krönung verlieh. Zehn Minuten vor Schluß beschloß Ehmer nach einer prächtigen Vorlage von Schaller den Torreigen. ('Sport-Echo' vom 27.12.1927)

 

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