FC Hanau 93 - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1927/28 - 21. Spieltag

1:4 (1:2)

Termin: 18.12.1927
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Becker (Ludwigshafen)
Tore: 1:0 Dorn, 1:1 Fritz Schaller, 1:2 Karl Döpfer, 1:3 Karl Ehmer, 1:4 Karl Ehmer

 

>> Spielbericht <<

FC Hanau 93 Eintracht Frankfurt

 


 

Trainer

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Hanauer Sport

FC. 1893 Hanau - Eintracht Frankfurt 1:4 (1:2).

Von all den vielen und großen Ereignissen in dieser Verbands-Saison nahm das Treffen 93 — Eintracht einen ganz besonderen Platz ein. Sportlich stand dieser Kampf auf einer sehr hohen Stufe, brachte dem Besucher eineinhalb Stunden seltenen Genusses, ließ ihn mitleben, mitfühlen und begeistern. Eintracht war in der Tat für alle eine Ueberraschung, bewies mit elementarer Wucht die mächtige Entwicklung vom Start zum Ziel.

Auf dem großen Gelände der 93er gab es kalte Füße, aber ebenso warme Herzen. Die leichte Schneedecke, der hart gefrorene kalte Boden beeinträchtigte die exakte Ballbehandlung sowie die Körperbeherrschung. Der glitscherige Boden stellte an die Spieler große Anforderungen. Diese ungünstigen äußeren Umstände müssen bei der Betrachtung viel stärker berücksichtigt werden als es im allgemeinen geschieht.

Das Spiel war also eine Offenbarung und eine Enttäuschung. Was ich von Hanau 93 mit erwartet hatte, hat uns die Frankfurter Eintracht in vollen Zügen geboten. Dies ist wohl die einzige Genugtuung, die die äußerst zahlreiche Zuschauermenge mit nach Hause genommen hat. Der auszeichnete Eindruck, den die vorzügliche Leistung der Gäste auslöste, wurde aber leider abgeschwächt durch die unerwartet mäßige Reaktion und das schwache Spiel der Hanauer, und das war schade, da wir so um eine weit bessere Gesamtleistung gekommen sind. Das Eintracht-Spiel war um vieles besser als das des Gegners. Sie spielte ein Spiel, das den Augen und dem Geiste in gleicher Weise wohl tat. Auch selten hat man eine Mannschaft so aufopferungsvoll durchhalten sehen. Sowie eine Linie überlastet war, rückten andere zur Entlastung nach. Wenn es schien, daß ein einzelner Mann in Schwierigkeiten geraten würde, kamen andere herbei, um den Gefährdeten zu decken und den Angreifer kalt zu stellen. Diese etwas anstrengende, aber durchaus gesunde Taktik wurde während der 90 Minuten in glänzender Weise mit vorbildlichem Stellungsvermögen und einer über hiesige Begriffe hinausgehenden Gabe durchgeführt. Andere Vorteile kamen dazu. Sie waren schneller als ihre Gegner, sie spielten mehr mit dem Kopf, stoppten besser und vor allen Dingen waren sie in der Kunst des Tauschens überlegen. Man merkte ihnen an, daß ihre Körper durch Leichtathletik biegsamer gemodelt worden waren, als man dies sonst gewohnt ist.

Der beste Mann auf dem Platz war unzweifelhaft der Eintrachtler Goldammer. Brillant im Abnehmen besitzt er eine von den Läufern selten erreichte Präzision im Zuspiel. Seine beiden Nebenleute waren gut, verschwanden jedoch hinter seiner Leistung. Die beiden Verteidiger, Schütz und Egly, die wohl nicht zu mehr zu den jüngsten des Mannschaftsteiles zählen, verstanden es ohne alllzugroße Anstrengung, die Angriffe des Hanauer Sturmes zu unterbinden. Zu dem Guten der Frankfurter Hinterleute hatte der flott kombinierende Sturm dazu noch Pech; und wenn sie einerseits durch die nicht schlechte Platzverteidigung in Schach gehalten wurden, dann schienen sie auch anderseits durch eine übernatürliche Macht am Skoren verhindert zu werden. Wie oft kam Eintracht zum sog. Einmannspiel, und die meisten Frankfurter müssen nicht einmal, aber mehrmals Steinebach zum Teufel gewünscht haben, weil er gut plazierte und scharf geschossene Bälle ihrer Favoriten mit einer tödlichen Sicherheit im letzten Moment stets abzuwenden verstand.

Es ist wirklich keine leichte Aufgabe, wenn man von der einen Seite nur Gutes und von der anderen — mit wenigen Ausnahmen — nur sehr Mäßiges melden muß. Selbst im Elan und in der Geschwindigkeit, die die Hanauer sonst auszeichnete, waren sie ersteren Leuten unterlegen. Hanau hat gewiß bedeutend unter Form gespielt und wäre trotz des brillanten Spiels des Gegners einer bedeutend besseren Leistung fähig gewesen; daher sage ich: sie haben schlecht gespielt und sind zu einem guten Teil an diesem überaus mäßigen Abschneiden schuld. Ueber Steinebach sprach ich: Klingler, Karl und die Flügel gaben sich besondere Mühe, der Eintracht Widerstand zu zeigen.

Das Spiel war ein weiterer Genuß durch die Anständigkeit beider Mannschaften, die in dem Unparteiischen Becker, Ludwigshafen, keinen schlechten gefunden haben.

Die Tore schossen 1. für Hanau durch Dorn, ein aus der Luft geschossenes Ausgleichstor durch Schaller, den Führungstreffer durch Döpfer. Nach der Pause kommt Ehmer zum dritten Treffer, zum vierten, die Ueberlegenheit Eintrachts ließ gegen Schluß etwas nach, während Hanau ziemlich abgekämpft erschien. (aus dem 'Kicker' vom 20.12.1927)

 

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