Eintracht Frankfurt - Union Niederrad

Bezirksliga Main-Hessen 1927/28 - 13. Spieltag

5:1 (2:1)

Termin: 23.10.1927
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Uhl (Karlsruhe)
Tore: 1:0 Walter Dietrich, 1:1 Wissenbach, 2:1 Karl Döpfer, 3:1 Bernhard Kellerhoff, 4:1 Karl Ehmer, 5:1 Karl Ehmer

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Union Niederrad

 


  • Roth
  • Schminke
  • Merkel
  • Reuter
  • Wissenbach
  • Bickling
  • Kirsch II
  • Rosenberger
  • Kolter
  • Kohoutek
  • Daum

 

Trainer

Trainer

 

Eintracht Frankfurt — Union Frankfurt 5:1.

Union Frankfurt (nicht Niederrad, bitte!) ist zurzeit nicht ganz in Form. An dem Fehlen des Linksaußen Dussek kann das nicht liegen. Der Schwerpunkt des Mangels ruht offensichtlich in der Läuferreihe, die fast ausschließlich defensiv kämpft und ihren Sturm einem recht ungewissen Schicksal überläßt. Diese vollkommen verkehrte Taktik hat sich schwer gerächt, denn man hat die Unionelf in so kampfesmutig-aggressiver Erinnerung, daß man sich schlecht vorstellen kann, wie der alte Uniongeist zu einem 1:5 gekommen wäre. Bereits vom Spielbeginn an mußte man mit einem vielleicht noch deutlicheren Resultat rechnen. In den ersten zehn Minuten blieb Eintracht ausschließlich im Besitze des Balles, und wenn auch der Gegner ihn immer noch im entscheidenden Augenblicke wegtreten konnte, mit diesem einen Kicke waren seine momentanen Beziehungen zum Balle abgetan und erledigt, im Besitze des Balles war Union nicht. Auch späterhin, als die Gäste doch merklich mehr in den Gang der Dinge eingriffen, kam es doch niemals zu einheitlichen Handlungen. Es war und blieb die Verteidigungsschlacht gegen einen im voraus als überlegen anerkannten Gegner. Man darf der Union nach dem heutigen Eindruck anraten, ihre Läuferreihe, wo auch immer es gehen mag, nach vorne zu werfen, um den Angriff zum bewährtesten Verteidigungsmittel werden zu lassen. Daß die Mannschaft eine gute Figur zu machen versteht, weiß man aus früheren Kämpfen, diesmal sah man keinerlei überzeugende Taten. Im einzelnen sind die Leute gut, einige sogar sehr gute Techniker, aber ein planmäßiger Aufbau im Spiele gehört schließlich auch dazu. Die Mannschaft kann mehr, als sie heute zeigte.

An dem Siege der Eintracht ist nichts zu deuteln, an seinem Werte nichts herabzusetzen. Eintracht ist weiterhin in bester Form. Mir scheint, daß die Erfolge dieser Mannschaft nicht zuletzt auf die erheblich gesteigerten Leistungen des Mittelläufers Goldammer zurückzuführen sind. Goldammer lieferte eine ganz hervorragende Partie. Schade, daß er eine Viertelstunde vor Schluß verletzt ausscheiden mußte. Seine beiden Nebenleute traten gegen ihn zurück. Kübert nicht so sehr wie Müller. Sehr einheitlich arbeitete die Angriffsreihe, in der nur Kellerhoff manchmal etwas zu umständlich zu Werke ging, was er nicht selten mit Ballverlust büßen mußte. Die drei Hinterleute wurden nicht gerade übermäßig in Anspruch genommen, immerhin zeigten sie sich auch den gefährlichen Bällen gegenüber als zuverlässig. Schütz Klasseform hält an.

Den Torreigen eröffnete Dietrich, übrigens' auch heute wieder der spiritus rector „vons janse", durch einen Kopfball. Nach einem Geplänkel vor dem Eintrachttore, bei dem Eglv den Ball nicht weit genug wegzuschaffen vermag, placierte Mittelläufer Wissenbach einen vorbildlich schönen Fernschuß, der seiner Partei den Ausgleich brachte. Kurze Zeit später bringt eine Flanke Kellerhoffs aber wieder die Führung für Eintracnt, da Döpfer einen Rollschuß anbringen konnte. Roth, der den Ball offenbar zu spät anschwirren sah, warf sich etwas zu spät. Nach einem Vorstoße Dietrichs konnte Kellerhoff den Ball über Verteidigung und Torwächter hinweg ins leere Tor heben. Dann folgte eine Handlung, von seltener Schönheit. Goldammer war nach hartem Kampfe gegen Kolter im Besitze des Streitobjektes geblieben, spielte zu dem etwas nach rückwärts flankenden Kellerhoff, Dietrich schoß mit größter Schärfe und Ehmer, der ziemlich weit vor ihm stand, lenkte mit dem Kopfe ein. Sehr oft wird man leider solch schöne Kampfbilder nicht zu sehen bekommen. Schließlich konnte Ehmer noch einen Eckball Kellerhoffs einköpfen.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 25.10.1927)

 

 


 

 

Ebenso glatt wie im Vorspiel blieb Eintracht Frankfurt auch auf eigenem Platze über Union Niederrad Sieger. Eintracht war fast während des ganzen Spieles tonangebend, so daß Niederrad trotz großer Offensivfreudigkeit kaum gefährlich werden konnte, da die Gästeangriffe meist bereits an der Strafraumgrenze zum Stehen kamen. Eintracht spielte nicht in bester Form, was wohl darauf zurückzuführen war, daß sich die Elf in Anbetracht des sicheren Sieges für den schweren Kampf am kommenden Sonntag schonte. Das Spiel wurde teilweise sehr hart durchgeführt. Eine Viertelstunde vor Schluß mußte Goldammer infolge einer erlittenen Verletzung ausscheiden. Eintracht hatte wiederum eine sehr gute Hintermannschaft, dagegen spielte die Läuferreihe unter Form. Der Sturm gefiel durch zweckmäßige Zusammenarbeit. Niederrads bester Mann war der Mittelläufer Wissenbach. Dietrich eröffnete durch Kopfball den Torreigen, eine Viertelstunde später erzielt Wissenbach durch unverhofften Schuß den Ausgleich. Bis zur Pause erhöht Döpfer auf 2:1. Ein weiteres Tor von Kellerhof sowie zwei weitere Erfolge von Ehmer gestalten den Sieg dann eindrucksvoller. (aus dem 'Fußball' vom 25.10.1927)

 

 

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