Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1927/28 - 10. Spieltag

1:1 (1:1)

Termin: 02.10.1927
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Karl Fritz (Oggersheim-Ludwigshafen)
Tore: 1:0 Karl Ehmer (27.), 1:1 Strehlke (40.)

 

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Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Discher
  • Furch
  • Heinig
  • Henß
  • Pache
  • Völler
  • Wijk
  • Bretteville
  • Klumpp
  • Strehlke
  • Brück

 

Trainer

Trainer

  • William Townley

 

Frankfurter Echo

Eintracht gegen Fußballsportverein Frankfurt 1:1.

„ .... und falls es unentschieden,
Hoch Land- und Völkerfrieden! ...",

so hatte Papa Bensemann in einem sinnigen Gedicht die beiden Parteien an jenem ominösen 26. Juni 1927 aus der Ferne begrüßt. Wie bekannt, endete dieses verunglückte Freundschaftsspiel nicht unentschieden, und es gab auch damals keinen „Land- und Völkerfrieden" zwischen den beiden feindlichen Brüdern. Wohl aber gab es eine Atmosphäre größter Spannung, die noch gesteigert wurde durch den seitherigen Verlauf der Verbandskämpfe, der beiden Vereinen einen bis dahin unbekannten Siegeslauf ohne jeglichen Punktverlust brachte. Was Wunder also, daß ,,alles, was Beine hatte" (oder ein Auto, oder sonst etwas ähnliches) nach dem Eintrachtsportplatze wanderte, wo endlich über die derzeitige Machtfrage in der Gruppe Main entschieden werden sollte.

Man kennt die Frankfurter Großveranstaltungen, die im Zeichen des Fußballsportes stehen, zur Genüge. In Form von Repräsentativ- und Länderspielen, Schlußkämpfen um den Pokal und die Meisterschaft von Süddeutschland, Endspielen um die deutsche Bundesmeisterschaft haben wir sie alle miterleben dürfen. So imposant sie waren, keine dieser Veranstaltungen reicht an den heutigen Tag heran, an diesen denkwürdigen 2. Oktober, an dem zwar „nur ein simples" Verbandsspiel zwischen zwei Ortsvereinen zum Austrag kam, trotzdem aber

alles vorher Gewesene durch die Harmonie des Verlaufs in den Schatten gestellt

wurde. Die beiden harten Rivalen, Gegner aus tausend heißen Schlachten, haben das Odium des 26. Juni wieder abgestreift, haben die schwere Schuld, die jeder zu seinem Teil an jenem schwarzen Tage auf sich geladen hatte, wieder gut gemacht und einer Riesenzuschauermenge durch die Tat bewiesen, daß man sich sportlich scharf bekämpfen und dennoch vollkommen gesittet benehmen kann. Das heutige Spiel war vielleicht eines der allerfairsten Verbandsspiele, die je in Süddeutschland zum Austrag kamen, und wird seinen vorzüglichen Eindruck auf die vielen Tausenden von Augenzeugen und die noch größere Menge der Radiozaungäste nicht verfehlt haben. So dick seinerzeit die Schuld der Uebeltäter unterstrichen wurde, so klar und deutlich darf heute allen Beteiligten Dank gesagt werden, für die Propaganda, die dieses Treffen für den Fußballsport bedeutet.

Nicht nur die Wohlanständigkeit auf dem Spielfelde darf gepriesen werden, auch sonst können einige Superlative berechtigte Anwendung finden. Zunächst ist von einem Rekord an Zuschauern zu berichten. Mindestens 25.000 (fünfundzwanzigtausend!!) Zuschauer füllten den geräumigen Eintrachtplatze bis hart an die Grenze seiner Tragfähigkeit. Es dürfte sich hierbei um den stärksten Besuch eines Verbandsspieles handeln, über den seither berichtet werden konnte. Und wenn den beiden Vereinen das Schlachtenglück weiterhin in der seitherigen Weise hold bleibt, dann wird es bei dem Rückspiele eine noch größere Menge auf die Beine bringen, sehr zum Nutzen des Sportes überhaupt, der jeden Anlaß wahrnehmen sollte, die Massen aufzurütteln.

Auch über die Spielleitung des Herrn Karl Fritz vom Fußballverein Oggersheim-Ludwigshafen, ist nur das allerbeste zu berichten. Dieser Schiedsrichter, persönlich übrigens ein äußerst schlichter, aber um so freundlicherer Mann, stand bei Spielbeginn vor einer ebenso schwierigen als undankbaren Aufgabe. Sollte er, angesichts dieser 25.000 Zuschauer auch für eine Katastrophe verantwortlich werden? Nun, dieser Herr Fritz amtierte unauffällig, regelsicher, zielbewußt, und der Erfolg blieb nicht aus. Bravo, Herr Fritz!

Und nun zum Spiele.

Bei Fußballsportverein fehlte der Torhüter Krüger, bei Eintracht vermißte man den Linksaußen Kellerhoff, bzw., die meisten vermißten ihn nicht, denn Kaufmann war nicht schlechter, als der Westdeutsche.

Eintracht stand also: Trumpp - Schütz, Egly — Kübert, Goldammer, Müller — Schaller, Döpfer, Ehmer, Dietrich, Kaufmann,

während Fußballsportverein mit: Discher — Furch, Heinig — Henß, Pache, Völler — Wijk, Bretteville, Klumpp, Strehlke, Brück, angetreten war.

Man darf sagen, daß sich beide Parteien als gleichwertig erwiesen haben, so daß der Ausgang des Treffens mit 1:1 Toren befriedigt hingenommen werden mag. Nimmt man die Torgelegenheiten zur Grundlage, so darf allerdings gesagt werden, daß Eintracht hätte gewinnen können, ja, sogar bereits bis zur Pause in einer Weise, die ihr den endgültigen Sieg vermutlich gesichert hätte. Aber die Torchancen zum mindesten die nicht ausgenutzten, kommen für die Beurteilung der Gesamtleistung nicht in erster Linie in Frage. Wesentlich wichtiger ist das Feldspiel, weil es das Allgemeinkönnen in die Erscheinung treten läßt. Hierin hatten beide Parteien ihre Vorzüge und Schwächen, wie man sie zum Teil bereits aus den früheren Begegnungen kennt. Nicht immer wurde man den Eindruck los, daß sich beide Mannschaften in erster Linie um zwei äußerst wichtige Punkte plagten, aber trotzdem wäre es vollkommen unrecht, wollte man von einem Punktspiel in der landläufigen Auffassung mit dem Beigeschmacke des Minderwertigen sprechen. Bis kurz nach der Pause stand der Kampf sogar zweifellos auf guter Stufe, erst späterhin, mit dem weiteren Verstreichen dieser kostbaren letzten Spielminuten, kam der Eindruck des „Punktspieles" deutlicher zur Erscheinung. Die Leistungen entsprachen im allgemeinen den Erwartungen der Leute vom Bau. Eintracht stellte die bessere Hintermannschaft, Fußballsportverein hatte bessere Läufer, die Angriffsreihen hielten sich, im guten und im schlechten, ziemlich die Wage. Eintracht kämpfte mehr und energischer als man es je von ihr erwartet hatte, und Fußballsportverein mußte häufig genug die größere Schnelligkeit einsetzen, um ausgleichen zu können. Technisch gab es auf beiden Seiten sehr gute Leistungen, in die sich gelegentlich auch minderwertige mischten, taktisch stand die eine Seite unter Dietrichs, die andere unter Paches Diktat. Bemerkenswert ist die gute Haltung von Discher und Henß beim Sportverein, von Goldammer und Egly bei Eintracht.

Die ersten 10 Minuten standen im Zeichen beiderseitiger Unruhe und Ueberhastung, dann begann Fußballsportverein, die ersten Fühler auszustrecken. Eintracht warf aber den Gegner sehr bald zurück und erzielte 27 Minuten nach Beginn die Führung. Ein Einwurf wanderte über Schütz und Döpfer zu Ehmer, der plaziert einsandte. Kurze Depression des Gegners blieb aber seitens der Eintracht ungenutzt. Inzwischen sammelte Fußballsportverein wieder sein Selbstvertrauen und drückte auf den Ausgleich. Er gelang 13 Minuten später nach einem Fehler Müllers und wurde von Wijk eingeleitet. Bretteville köpfte zu Strehlke und dieser schoß ein. Bis zur Pause kam dann Eintracht nochmals etwas nachdrücklicher zur Geltung, ohne aber Tore zu erzielen. Nach der Pause wechselte der beiderseitige Unternehmungsdrang leidlich gleichmäßig, einmal schien Eintracht resignieren zu wollen, aber dieser Schein war ebenso kurz als auch trügerisch.

Und nun, auf frohes Wiedersehen beim Rückspiel, bei dem vielleicht das Stadion eben groß genug sein wird. Beide Parteien haben in allen Ehren ihren ersten Punkt verloren und sich ritterlich geschlagen. Eingedenk des harmonischen Verlaufes des heutigen Tages mögen sie sich für das Rückspiel rüsten, das ein weiteres Ruhmesblatt in der Schlachtenchronik der beiden Vereine werden möge.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 04.10.1927)

 

 


 


Trainer Gustav Wieser (aus dem 'Fußball' vom 04.10.1927)

 

Das Frankfurter Derby hat erneut seine Zugkraft bewiesen und über 25.000 Zuschauer angelockt, was einen neuen Rekord bei Verbandsspielen für den Mainbezirk bedeutet. Der Kampf brachte als bedeutendstes Merkmal die ganz vorzügliche Form der Frankfurter Eintracht, die diesmal zielbewußt spielte und sich in der denkbar besten körperlichen Verfassung befand. Der Kampf unterschied sich von den früheren Spielen besonders dadurch, daß diesmal die Bornheimer nicht dominierten, vielmehr die Eintrachtler einen völlig ebenbürtigen Gegner abgaben und zuweilen sogar der Fußballsportverein etwas im Hintertreffen lag. Es war ein Kampf im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn auch die Kombination dadurch nicht so richtig in Fluß kam, so wurde man dafür andererseits durch ganz prächtige Einzelleistungen hinreichend entschädigt. Trotz der großen Rivalität, die zwischen den beiden Vereinen besteht, war das Spiel stets fair, was nicht zuletzt ein besonderes Verdienst des ganz vorzüglichen Schiedsrichters war, der mustergültig den mitreißenden Kampf leitete. Sportverein spielte ohne den Torwächter Krieger, der seinem Verein den Rücken gekehrt hat. Er wurde von Discher hinreichend ersetzt. Überhaupt waren schwache Punkte in beiden Mannschaften nicht zu finden. Als die besten Leute waren Strehlke und Pache auf Bornheimer Seite und von der Eintracht Dietrich und besonders der talentierte Verteidiger Schütz anzusprechen, von denen letzterer der beste Mann des Feldes war. Beide Tore fielen in der ersten Halbzeit. Den Führungstreffer schoß Ehmer durch eine Bombe aus 20 Meter Entfernung, der Ausgleich fiel nach einem mißglückten Abwehrversuch von Trumpp durch den Halblinken Strehlke. (aus dem 'Fußball' vom 04.10.1927)

 

 

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