VfR Offenbach - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1927/28 - 9. Spieltag

1:3 (1:3)

Termin: 25.09.1927
Zuschauer: 1.200
Schiedsrichter: Jünger (Schweinfurt)
Tore: 0:1 Fritz Schaller, 0:2 Karl Ehmer, 0:3 Kaufmann, 1:3

 

>> Spielbericht <<

VfR Offenbach Eintracht Frankfurt

  • Spielmann
  • Jäger
  • Appel
  • Wenzel
  • Väth
  • Riechers
  • Führsen
  • Abt
  • Jäger
  • Albert
  • Werner

 


 

Trainer

Spielertrainer

 

Offenbach

VfR. Offenbach — Eintracht Frankfurt 1:3.

Gegen die Popularisierung des Fußballsports ist nichts einzuwenden. Dagegen gegen die Plebeisierung. Leider geht dies oft Hand in Hand. Es ist deshalb Aufgabe des Verbandes, wenn er der Bewegung Herr bleiben will, mit eisernem Besen auszukehren. Strenge Justiz ist nur zu begrüßen, wo sie angebracht erscheint. Aber der Verband darf sich nicht allein auf seine Schiedsrichter verlassen, er muß auch da vorgehen, wo kein Schiedsrichterbericht vorliegt, wo ihm Vergehen durch die Presse oder sonstwie bekannt werden. Denn die Herren Schiedsrichter können nicht alles sehen, manchmal wollen sie auch nicht alles sehen und drücken aus Aengstlichkeit oder Bequemlichkeit beide Augen zu.

Ich befürchte, daß dies auch bei diesem Spiel der Fall war, denn was der Schiedsrichter da an verbalen Angriffen auf seine Person und an tätlichen Angriffen der Spieler untereinander durchgehen ließ, ist mehr, als die größte Langmut verzeihen könnte. Herr Jünger-Schweinfurt war dem Treffen tatsächlich nicht gewachsen. Er hat mit seiner lauen Handhabung weder Ruhm noch Dank geerntet. Vielleicht ist er sonst ganz befähigt. Zu den Spielen der „kleinen" Vereine auf ihren Plätzen sind aber eiserne Schiedsrichter von nöten.

Es ist eigenartig: wir besitzen in der Gruppe Main einige Vereine, die man vielleicht etwas unrichtig „Landvereine" benennt, die in bezug auf Spielstärke nie mit den Spitzenmannschaften, insbesondere nicht mit Eintracht oder Sportverein konkurrieren können. Unbenommen bleibt es ihnen, gegen diese Meistermannschaften mit ihrem höchsten Eifer zu spielen und nach dem Siege zu streben. Es ist sogar schön und abwechslungsreich, wenn solcher Eifer zum Ziele führt. Aber bei diesen Vereinen geht es gar nicht in der Hauptsache um die Punkte, sie suchen nicht den Sieg "nach Punkten", sie suchen den k. o.! Es gibt Spieler und Fanatiker, die gar nicht mit ihrer Parole zurückhalten und diese heißt: „Dene trete mir die Knoche kaput!" Sportverein und Eintracht müssen sich deshalb auf diesen Plätzen am meisten in Acht nehmen; verlieren sie keine Punkte, verlieren sie leicht Spieler.

Der VV. hat kürzlich im Mainbezirk zwei Exempel statuiert. Er wird gut tun, seine Aufmerksamkeit noch anderen „Kandidaten" zuzuwenden, die eine schwere Bestrafung mindestens ebenso verdienen wie die kürzlich Gemaßregelten, vielleicht sogar noch viel eher! Schon das allgemeine Gefühl der Gerechtigkeit würde darunter leiden, wenn jetzt bei zweien Halt gemacht würde, obwohl es Schlimmere gibt. Ich möchte auf den linken Verteidiger von VfR. Offenbach, Appel, aufmerksam machen. Nachdem dieser mehrfach gegen die Regeln verstieß, beobachtete ich, wenn der Ball in seine Spielhälfte kam, fast nur noch ihn. Und ich mußte sehen, daß dieser Sportsmann aber auch bei jeder Gelegenheit das sogenannte „Nachtreten", also Tätlichkeit auf dem Spielfelde beging, ganz gleichgültig, ob dabei ein Ball da war oder nicht. Auch dem Publikum gegenüber benahm er sich in unglaublich unsportlicher Weise. Wie ich von Offenbachern hörte. - ich selbst hatte bisher noch nicht das Vergnügen, den Herrn zu kennen —, handelt es sich um einen notorischen Faulspieler, dessen „Ruf" bisher allerdings noch nicht über die Kreisliga hinauskam. Was die Offenbacher Herren sagten, bestätigte mir nur meine während des Spiels gemachten Beobachtungen und Schlüsse. Dem VfR. Offenbach wäre anzuraten, hier von Vereins wegen Remedur zu schaffen, da es sonst einmal zu schweren Schädigungen kommt. Dazu, daß sich Fanatiker unter den Zuschauern verprügeln, kann ja der Verein nichts. Aber seine Ordner sollten doch darauf wirken, daß die Zuschauer und Spieler nicht mit gemeinen Ausdrücken nur so um sich werfen. Die Tafel: „Wer den Schiedsrichter beleidigt ..... usw.", soll auch ihren praktischen Sinn haben.

Ueber den „Spielverlauf" ist nicht viel zu sagen. Eintracht gewann verdient, wenn auch den Spielern bald der Mut abgekauft wurde. Schaller, Ehmer und Kaufmann machten drei Tore, dann skorte Offenbach, das auch schon vorher Gelegenheit dazu hatte. Eine Elfmeterstrafe wegen Faulspiels verfehlte ihre Wirkung, da Ehmer den Ball schwach schoß und überhaupt nicht plazierte. Sonst gab es nicht viel, wenigstens nichts Erfreuliches. Offenbach spielte die letzte halbe Stunde mit 10 Mann, doch hatte auch Eintracht einige Statisten im Felde stehen. Eintrachts beste Leute waren Schütz und Dietrich, sonst gab es viele Schwächen, besonders in der Hintermannschaft. Bei Offenbach gefiel der linke Läufer. —

1200 Zuschauer, schlechtes Wetter, gereizte Stimmung. (aus dem 'Kicker' vom 27.09.1927)

 


 

 

Eintracht Frankfurt hatte einen schweren Stand, da der V.f.R. Offenbach äußerst massiv spielte und der Verteidiger Appel ungesühnt sich ständig zu Tätlichkeiten hinreißen ließ. Der Eintrachtsturm, der schließlich nur noch aus Statisten bestand, spielte sehr verhalten und ließ einen Elfmeter aus. Der Schiedsrichter versagte vollkommen und ließ die größten Anpöbeleien von Seiten der Offenbacher Spieler über sich ergehen, ohne auch nur einen einzigen Platzverweis auszusprechen. (aus dem 'Fußball' vom 27.09.1927)

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg