Eintracht Frankfurt - TSV 1860 München

'Runde der Zweiten' 1926/27 - 7. Spiel

2:1 (1:0)

 

Termin: 03.04.1927
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Beutel (Ludwigshafen)
Tore: 1:0 Karl Döpfer (10.), 2:0 Karl Döpfer (55.), 2:1 Franz Schütz (83., Eigentor)

 

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Eintracht Frankfurt TSV 1860 München

 


  • Kob
  • Kling
  • Harlander
  • Wendl
  • Pledl
  • Grimm
  • Gabler
  • Stiglbauer
  • Faubel
  • Hornauer
  • Huber

 

Spielertrainer

Trainer

  • Max Breunig

 

 

Eintracht Frankfurt Sieger

1860 München auch in Frankfurt geschlagen.

Eintracht Frankfurt — 1860 München 2:1.

Die Elf der Münchener Löwen scheint doch nicht die Nervenkraft zu besitzen, die nun einmal zu den wichtigen Schlußspielen gehört, wo es fast Sonntag um Sonntag um Sieg oder Niederlage geht. Auch ist für die verletzten Piehler und Vogel doch nicht so vollwertiger Ersatz da, und heute riß man überdies noch den gut eingespielten rechten Flügel Stiglbauer-Hornauer auseinander.

Um es vorweg zu nehmen, so gut wie Frankfurt, hätte auch 1860 die Partie gewinnen können, die Chancen waren da. Den Großteil an dem Eintrachtsieg verdiente sich Frankfurts Verteidigung Schütz-Pfeiffer im Verein mit Trumpp; dieses Bollwerk vermochte München nicht zu stürmen, was schließlich auch daraus erhellt, daß Münchens einziges Tor ein Eigentor von Schütz, der bedrängt, den Ball ins eigene Tor zu Trumpp zurückspielen wollte — ohne erst zu schauen, wo dieser ist.

Frankfurt hatte wohl die erste Zeit das Meiste vom Spiel. Mit kolossalem Eifer schaffte die Läuferreihe, in der heute Egly an Stelle Goldammers sehr gut gefiel. Vorn wie immer Dietrich glänzend, besonders gut im Verständnis mit Kellerhof auf Linksaußen, der noch dazu in Grimm den besten Läufer gegen sich hatte. Seine Flankenläufe waren stets sehr gefährlich. Schaller und Weber konnten sich nicht durchsetzen, und Döpfer — er schoß beide Tore, was sicher kein Fehler ist. Über das glänzende Dreigestirn am Tor ist eingangs alles gesagt. Eintrachts Sieg ist verdient, das kann man ruhig sagen. Heute lieferte die Elf eines ihrer besten Spiele.

München hat uns etwas enttäuscht, wir hätten von ihnen ein anderes Können erwartet. Der Sturm ist zwar äußerst schnell, gefährlich, aber an Eintrachts Deckung bissen sie sich doch die Zähne aus. Zudem zog Eintracht nach dem ersten Erfolg Dietrich mit nach hinten. Warum auch nicht? Wenns gut tut, ist's immer richtig, und der Laden stimmte so! Huber ist zu weich, Stiglbauer mit Halbrechts nicht am rechten Platz. Faubel und Hornauer Mittelmaß. Die Triebkraft Gabler, dessen wieselwendige Wühlarbeit beim Publikum allerdings keinen Anklang fand. Aber wäre ihm nicht noch in den letzten Minuten doch noch der Ausgleich geglückt, wenn sich ihm nicht Trumpp durch prächtige Parade entgegengeworfen hätte. In der Deckung glänzte Pledl, Grimm hatte mit Kellerhof-Dietrich die meiste Arbeit, Wendl ist etwas derb. Die Verteidigung machte insgesamt brave Arbeit. Kob hatte nebenbei mehrmals Glück auch, doch das gehört dazu.

München findet sich gar nicht, und ist Frankfurt im Vorteil. Schon nach 10 Minuten schickt Egly den Linksaußen los, schöner Lauf, Flanke, Kob boxt, auf 15 Meter legt sich Döpfer den Ball zurecht und 1:0 ist fertig. Jetzt schon geht Dietrich zur Aushilfe mit zurück. Stiglbauer kann das leere Tor nicht finden, und Döpfer knallt auf der Gegenseite an die Latte. Nach Wiederbeginn drängt 60, kann aber gegen die Eintrachtverteidigung nicht aufkommen. Dann kommt Eintracht zu einem billigen Erfolg. Strafstoß. Kob scheint die Aussicht versperrt, Döpfers Schuß aus 20 Meter stellt nach 10 Minuten das 2:0 her. Frankfurt spielt jetzt taktisch richtig auf „Halten" — und sie hielten es. Sieben Minuten vor Schluß passiert Schütz das Malheuer — Eigentor — 2:1. Nach der schönen Parade Trumpps gegen Gabler ist bald Schluß und Eintracht Sieger. Als Trost mag den 60ern die Kunde von der Niederlage des K.F.V. gewesen sein — ob nicht Mannheim der lachende Dritte wird??! Oder kriegen gar noch 4 Vereine 9 Punkte? Dann kann's von vorne losgehen — Prost Mahlzeit!      G.Z. (aus dem 'Fußball' vom 05.04.1927)

 

 


 

 

Eintracht Frankfurt - 1860 München 2:1

Die Eintrachtspieler haben ihren Kopf durchgesetzt. Sie haben tatsächlich gegen München gewonnen. Dabei ist dieser Sieg nach dem Spielverlauf nicht einmal so sehr überraschend. Die Eintracht war unstreitig überlegen und hätte noch mehr Tore machen können. Ich habe seit langem von der Eintrachtmannschaft kein so gutes Spiel mehr gesehen. Es war vor allen Dingen in der ersten Halbzeit ganz ausgezeichnet, flüssig, flott und von Stil. Abgesehen von allen anderen Spielern gaben vor allem zwei Spieler dem Treffen die Note. Das war einmal Dietrich, der heute eine Partie lieferte, die ihm in ganz Frankfurt kein Spieler nachmacht. Seine Ballbehandlung, seine Technik und sein taktisches Vorgehen rechtfertigten in vollstem Maße den Ruf, den der Schweizer im internationalen Fußballsport genießt. Wie vorteilhaft müßte es für die Eintracht sein, diesen Mann zwischen zwei energischen Halbstürmern Mittelstürmer spielen zu sehen. — Das war alsdann zum zweiten Willi Pfeifer. Seine Leistung als Verteidiger ist bis jetzt in den hier ausgetragenen Meisterschaftspielen von keinem anderen Verteidiger erreicht worden. Die Ruhe und die Sicherheit seines Spiels waren frappant. Daß die Technik nicht zu kurz kam bedarf keiner Erwähnung.

*

Mich interessierten aber vor allem die Münchner. Nun, 1860 ist eine sehr brave und tapfere Mannschaft. Ihr Trainer hat ihnen sehr viel beigebracht, ohne ihre Solidität, das Grundfeste ihrer Spielweise in irgend einer Form zu beeinträchtigen. (Beeinträchtigen tat die Eintracht.) Jeder einzelne Mann verfügt über eine tadellose Ballbehandlung, über schnellen Start, gutes Ballgefühl Die Mannschaft schwebt nur stets in der Gefahr, sich im Allzuzweckmäßigen und im zu Soliden zu verlieren. Ihrem Können sind Grenzen da gesteckt, wo das Außergewöhnliche Ereignis werden soll. — Immerhin: wenn die Münchner die erste Stelle in der Runde der Zweiten einnehmen sollten, sie sind dann eher hinter den drei an der Deutschen beteiligten zu finden, als der Tabellendritte der Runde der Ersten, er mag heißen wie er will. - Auffallend vor allen Dingen: Harlander, der rechte Back, von enormer Wucht und Schlagkraft ausgestattet mit den Erfahrungen, die ein kluger Fußballspieler im Laufe der Zeit sammelt, befähigt diese Erfahrungen anzuwenden. Auffallend Der einarmige Mittelläufer Pledl, ein fabelhafter Techniker und mit einem glänzenden Gefühl für das taktisch Richtige ausgestattet. (Die Läufer waren überhaupt Münchens Bestes. —) Im Sturm machte sich Gabler bemerkbar. Man sieht seinem Aeußeren das Alter an. Aber die Frische seines Spiels, sein Tordrang strafen die Glatze energisch Lügen. Eine sehr interessante Mannschaft.      Jockey.

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Auch das heutige Frankfurter Treffen berechtigte zu der Vermutung, daß die Bayern überschätzt worden sind. Mit einem einwandfrei berechtigten 1:2 blieben die begehrten Punkte am Main, wo man sie übrigens auch recht sehr willkommen hieß. 1860 spielte durchaus nicht schlecht, aber man hatte doch Ueberlegenheit erwartet, die schließlich vergebens gesucht wurde. In den ersten 10 Minuten kam die Mannschaft nur mit Hilfe von vier Strafstößen über die Mittellinie des Feldes und ließ den Gegner weitere 50 Minuten klar überlegen spielen. Erst in der letzten halben Stunde erwiesen sich dann die Gäste als Leute von allerbester technischer Durchbildung wie man es von den Schülern eines Max Breunig vorausgesetzt hatte. In dieser letzten Phase schienen die Eintrachtleute stark ermüdet während die Gegner den Ball immer schöner und sicherer von Mann zu Mann schoben. Dieses ganz prächtige Zuspiel wirkte mit einem Schlage restlos versöhnend gegenüber der Tatsache, daß 1860 vorher überhaupt keine Torgelegenheit zu verzeichnen hatte. Noch etwas muß berücksichtigt werden: Eintracht war heute in der Form, die das hiesige Publikum leider nur vom Hörensagen aus auswärtigen Leistungen kennt. Siehe die letzten Berichte aus Karlsruhe und Saarbrücken. Lobend muß erwähnt werden, daß die Breunigmannschaft ein riesig schnelles und äußerst hartes, trotzdem aber sehr faires Spiel lieferte, das bis zuletzt seine Spannung behielt.

Schiedsrichter Beutel vom VfR. Friesenheim, Ludwigshafen, mag wohl einige kleine Fehler begangen haben. Trotzdem gefiel er dem besonnenen Teile der Zuschauer recht gut. Auf alle Fälle befleißigte er sich großer Gerechtigkeit.     Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 05.04.1927)

 

 

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