VfR Mannheim - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1925/26

1:3 (1:2)

 

Termin: 20.06.1926
Zuschauer:
Schiedsrichter: Becker (Ludwigshafen)
Tore: 0:1 Walter Dietrich (2. Elfmeter), 1:1 Herberger (30.), 1:2 Walter Dietrich (43.), 1:3 (69.)

 

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VfR Mannheim Eintracht Frankfurt

 


 

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VfR. Mannheim — Eintracht Frankfurt 1:3

Endlich einmal ein regenloser Sonntag und trotzdem ist der Besuch kaum von nennenswerter Bedeutung, obwohl doch Eintracht Frankfurt eine Mannschaft ist, die größere Beachtung verdient hätte. Mannheim steht im Zeichen des Volksentscheids, Autos rattern durch die Straßen, rot beflaggt, man brüllt im Chor: Geht zum Volksentscheid, keinen Pfennig den Fürsten, sie sollen „stempeln" gehen." Ob die humorvolle Aufforderung ihren Zweck erfüllt hat, bleibt abzuwarten, jedenfalls verließ keiner den VfR.-Platz, um noch in letzter Minute den Fürsten das Stempeln zu ermöglichen, dies umsomehr, als das Treffen sowohl durch Fairness als auch durch zahlreiche interessante Momente stets gut gefallen mußte. Eintracht ist eine äußerst sympathische Mannschaft, die ein exaktes und technisch hochstehendes Kombinationsspiel wirklich gut beherrscht. Dietrich ein hervorragender Sturmführer und wirklicher Sportsmann, der selbst überaus fair das gleiche von seiner Mannschaft verlangt. So wurde der schnelle Kampf, obwohl Mannheim nicht ganz zu gefallen wußte, zu einem der schönsten, die wir in letzter Zeit hier zu sehen bekamen. Neben guter Technik und Taktik sind Schnelligkeit und überlegtes Handeln die Hauptvorzüge der Frankfurter, denen nur die Ausdauer fehlt, wurde es ihnen doch in den letzten Minuten durchaus nicht leicht, den gut aufkommenden Mannheimern Gleichwertiges entgegenzusetzen. Allerdings sorgte der einheimische Innensturm schon dafür, daß es nicht allzu gefährlich wurde, zumal der Rechtsaußen fast vollständig ausfiel. Umso verwunderlicher ist es aber, daß man trotzdem den gut disponierten Meißner so wenig beschäftigte und immer wieder die Angriffe von rechts einleiten wollte, ein von vornherein aussichtsloses Beginnen. Die Läuferreihe leistete in Abwehr des Gegners und Aufbau der eigenen Angriffe gleich wertvolle Dienste, leider blieb auch hier immer wieder der Flügelwechsel und damit die Entlastung der rechten Seite aus. Die Hintermannschaft tat ebenfalls vollauf ihre Pflicht, Betsch im Tor hatte einige ganz hervorragende Momente.

Die Gäste hatten ihren besten Spieler in Dietrich, der ein ganz großer Könner ist, sein Zuspiel, vor allem die stete Variation selber Aktionen, gaben dem Kampf etwas ungemein Wechselvolles, er ließ keine Schablone aufkommen und fand auch bei seinen Mitspielern recht gutes Verständnis. Nachher als Mittelläufer kam er nicht so zur Geltung, obwohl er auch hier sehr wertvolle Arbeit leistete, der Sturm litt unter dem Fehlen des Führers, so daß VfR. während der zweiten Hälfte das Spiel ausgeglichen gestalten konnte und gegen Schluß nach einer kurzen Drangperiode der Gäste im Endspurt leicht überlegen wurde. Die Arbeit der Läufer war gut und unauffällig. Ein wuchtiges Verteidigerpaar wußte nur zu oft erfolgversprechende Angriffe geschickt zu unterbinden. Trumpp im Tor bekam nicht allzuviel Arbeit, ist aber ein durchaus zuverlässiger Torwart. Becker-Ludwigshafen leitete den Kampf recht zuverlässig, gab aber das dritte Tor der Frankfurter zu unrecht (abseits). Schließlich seien noch die Tormomente hier festgehalten. Schon in der zweiten Minute kommt Frankfurt zu einem billigen Erfolg. Engelhardt wehrt eine Flanke mit der Hand, Dietrich verwandelt den Elfmeter mit plaziertem Schuß zum Führungstor. Frankfurt ist auch weiterhin im Vorteil, doch gelingt Herberger mit Prachtschuß in die obere Ecke nach einer halben Stunde der Ausgleich. Zwei Minuten vor dem Wechsel kann Dietrich mit plaziertem Schuß erneut die Führung für Frankfurt erringen.

Das Spiel ist auch nach der Pause noch ungemein schnell und spannend. V.f.R. findet sich weit besser, spielt aber taktisch falsch, indem fast alle Angriffe ausschließlich vom schwächeren Flügel aus eingeleitet werden. Nach einigen guten Torchancen kommt auch V.f.R. wegen Handspiels von Kirchheim zu einem Elfmeter, doch tritt Eberle den Ball an die Seitenlatte und vergibt so die beste Augleichsmöglichkeit. In der 24. Minute ist Frankfurt gut durchgekommen, Petsch wehrt zweimal, muß aber den Nachschuß des rechten Läufers passieren lassen, allerdings ein klares Abseitstor, da ein Eintrachtstürmer neben Petsch auf der Torlinie steht. V.f.R. kommt noch zu einigen Ecken und nach kurzer Ueberlegenheit mächtig in Front, doch verfehlen die Schüsse fast ausnahmslos ihr Ziel oder werden eine sichere Beute des Eintrachttorhüters. Das 3:1 wird dem Kampf durchaus gerecht, der sicher als wahres Freundschaftstreffen allgemein besten gefallen haben wird.

Am nächsten Samtag haben wir kurz vor Toresschluß noch einmal ein größeres Ereignis. Union Zizkow Prag trifft auf dem V.f.R.-Platz auf den Sportverein Waldhof. Das Kommen der zur Zeit besten Prager Amateurelf wird in Mannheim hoffentlich das verdiente Interesse finden, zumal die Tschechen in stärkster Aufstellung, in der sie unter anderem eine Fortuna Leipzig 6:1 zu schlagen vermochten, antreten werden.       Hans vom Rhein. (aus dem 'Kicker' vom 22.06.1926)

 


 

aus den Vereinsnachrichten 06-1926:

 

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