Eintracht Frankfurt - VfR 01 Frankfurt

Freundschaftsspiel 1925/26

2:2 (0:1)

 

Termin: 27.03.1926
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Rudi Kirchheim (42., Eigentor), 1:1 Willy Bierling, 1:2 Stroh, 2:2 Karoly

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfR 01 Frankfurt

 


  • Kornrumpf
  • Blum
  • Schmidt
  • Stroh
  • Karl Etsch

 

Spielertrainer Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht — Verein für Rasensport 1901 Frankfurt 2:2.

Wer ist der Verein für Rasensport 1901 Frankfurt? Die Frage ist mit Vorbedacht gestellt, nicht etwa, um eine bis dato unter Ausschluß der Oeffentlichkeit bestehende Gruppe von Fußballspielern ihrem seitherigen Veilchendasein zu entziehen, die Frage ist gestellt, um darauf antworten zu können: der "Verein für Rasensport 1091", Frankfurt, ist der Verein, der im Vorjahre durch ein außerordentlich widriges Geschick absteigen mußte, obwohl er gewiß nicht die schlechteste Mannschaft des Mainbezirkes ins Feld zu stellen hatte. Der V.f.R. 1901 ist der Verein, der sein hartes Los durch gründliche Neuordnung im Innern und Neuaufbau seiner spielerischen Kräfte zu mildern und überwinden suchte. Der V.f.R. 1901 ist der Verein, der in den letzten Verbandsspielen der Westmainkreisliga einen fast beispiellosen Triumphzug feierte und in 20 Verbandsspielen ohne jeglichen Punktverlust 117:18 (!!) Tore erzielte. Der V.f.R. 1901 ist der Verein, der sich durch diese gewaltige Probe eisernen Willens wieder dem berühmten und wohlverdienten "Platz an der Sonne" erzwang.

Dies vorausgeschickt, erhellt die Bedeutung des Samstagsspieles Eintracht gegen V.f.R. 1901 ohne weiteres. Der Wunsch, das in den Kreisligakämpfen bewiesene große Können auch im Kampfe gegen die Bezirksliga unter Beweis stellen zu können, war begreiflich. Demgemäß kam der Kreismeister wohl gerüstet nach dem Riederwaldplatze. Seine vollzählige Elf kam im Vertrauen auf ihr Können mit "Stolz in der Brust, siegesbewußt." Nicht so der Gegner, der wieder einmal den sportlichen Wert dieses Waffenganges ignorierte. Pfeiffer fehlte aus beruflichen Gründen, und Schaller war verletzt. Das Fehlen dieser beiden war bedauerlich und bedeutete eine sichtliche Schwächung der Mannschaft, aber man kann hieraus keinen Vorwurf machen. Bedenklich war dagegen der Mangel an Ehrgeiz, die Gleichgültigkeit, mit der das Prestige des Vereins gefährdet wurde. Und um dieses Prestige hat es sich einzig und allein bei diesem Spiele gehandelt!

Die fast ausschließlich aus sehr jungen Kräften gebildete Elf des V.f.R 1901 hatte das Gebot der Stunde gut erfaßt. Sie spielte mit großem Eifer, mit Gewissenhaftigkeit und Hingabe. Anfangs lag sie gut im Angriff und zwang sogar dem Gegner ihre Spielweise auf. Die Schnelligkeit der jungen Leute gab ihnen manchen Vorteil. Erst nach etwa 20 Minuten kam auch die andere Partei zur Besinnung und spielte ihr überlegenes, technisches Können. Taktisch blieb dagegen V.f.R. bis zum Schlusse die bessere Mannschaft. Waren auch ihre Angriffsunternehmungen nicht so zahlreich wie die des Gegners, so waren sie doch bei weitem gefährlicher, namentlich, wenn sie vom linken Flügel nach vorne getragen wurden, Hier stürmte in Karl Etsch, ein Junge von allerbesten Anlagen. Der Innensturm besitzt zwar in Stroh einen Durchreißer und Torschützen, der sich sehen lassen kann, der aber diesmal gemeinsam mit seinen Nebenleuten den Fehler machte, zu engmaschig zu kombinieren, trotzdem Platz genug zur räumlichen Entwicklung vorhanden war, bei der Unsicherheit der gegnerischen Verteidigung auch ein Gebot der Selbstverständlichkeit gewesen wäre. In der Läuferreihe überragte der Zentrehalf Schmidt, der vielleicht der beste Mann auf dem Felde war. Gemeinsam mit seinem linken Verteidiger Blum, der auch ein großes Spiel lieferte, befaßte er sich mit der Bekämpfung Dietrichs, und man muß sagen, daß ihnen dies des öfteren recht gut gelang. Auch Kornrumpf verteidigte mit Erfolg. Die Mannschaft wird in aller Kürze gegen den Frankfurter Fußballsportverein antreten und; sich sicherlich auch hier nicht schlecht schlagen.

Eintracht zeigte viele Mängel, namentlich in der Hintermannschaft, wo die Unbeständigkeit der Form Kirchheims manche Bedenken rechtfertigt. Auch Schütz zeigte bei weitem nicht sein gewohntes, sicheres Verteidigerspiel. In der Läuferreihe wechselten gute und schlechte Leistungen in bunter Folge. Egly gab stets anerkennenswerte Mühe, aber seine Nebenleute nahmen die Sache manchmal sehr leicht. Im Sturme war Karoly nur als Rechtsaußen nach der Panse annehmbar, als Halblinker störte er die Kombination und hemmte den Durchschlag. Wie immer. Die gesamte Eintrachtelf krankt übrigens an einem immer deutlicher in die Erscheinung tretenden Grundübel: ein Spiel, das sich Fußball nennt, soll man nur in Ausnahmefällen mit anderen Körperteilen betreiben. So lange die Möglichkeit gegeben ist, den Ball mit dem Fuße zu spielen, muß auf die Zuhilfenahme des Kopfspieles, usw. verzichtet werden. Ich weiß nicht, ob es am Samstag den Eintrachtverteidigern, noch mehr aber ihren Läufern zum Bewußtsein gekommen ist, wie viel Unheil ihr übertriebenes Kopfspiel angerichtet hat.

Das gut besuchte Wettspiel ließ gar manche Erwartung unerfüllt. Es war fair in der Durchführung, aber die technische Note fehlte. Vielleicht entschließt sich die beiderseitige Vereinsleitung zu einer baldigen Wiederholung unter restlosem Kräfteinsatz auf beiden Seiten. Eintracht müßte diesmal eigentlich das größere Interesse an einem zweiten Waffengange haben. 2:2 ist zwar keine Niederlage, sicherlich aber auch kein Ruhmesblatt bei einer Begegnung Bezirksliga gegen Kreisliga, zumal man nicht vergessen darf, daß V.f.R. zweimal in Führung lag und es den anderen Mühe genug kostete, den Vorsprung aufzuholen.

Der erste Treffer fiel durch ein Selbsttor Kirchheims, 42 Minuten nach Spielbeginn. Stand bei der Pause: 0:1. Kurz nach Seitenwechsel verwandelte Bierling eine Flanke Webers durch scharfen Schuß, der den Händen des Torhüters entglitt. Noch schöner war die Leistung Strohs, der durch einen schnellen Durchbruch erneut die Führung erzielte. Erst knapp vor Spielende glückte dann Karoly der Ausgleich.       Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 30.03.1926)

 

 


 

aus den Vereinsnachrichten 04-1926:

 

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