Eintracht Frankfurt - Helvetia Frankfurt

Bezirksliga Main 1924/25 - 13. Spiel

2:1 (0:0)

 

Termin: 14.12.1924
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Meier (Stuttgart)
Tore: 1:0 Paul Imke, 1:1 Mayer, 2:1 Paul Imke

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Helvetia Frankfurt

 


  • Roth (Judisch?)
  • Fritz
  • Schulze
  • Engelhard
  • Goldammer
  • Wagner
  • Blatt
  • Mayer
  • Paschke
  • Burk
  • Mex

 

Trainer
Trainer

 

[...]Interessanter war's bei dem wohl recht harten, aber viel abwechslungsreicheren und auch mehr befriedigenden Kampf am Riederwald, den Eintracht verdient gegen Helvetia mit 2:1 gewann. Leider brachte das Spiel eine Unsportlichkeit mit sich, die wohl in der Geschichte der Eintracht einzig dasteht. Als das Spiel 1:1 stand und Eintracht alles aus sich herausgeben muße, um sich in verzweifeltem Kampfe vor dem Abstieg zu retten, verließ der Eintrachtssturmführer voller Ärger den Platz und ließ seine Kameraden im Stich. Trotzdem — oder vielmehr gerade, deswegen gewann Eintracht dieses für sie so wichtige Spiel, denn sofort arbeiteten die Spieler in Einigkeit und Verständnis miteinander, während vorher fortwährend geschimpft wurde. Und mit Reden und Toben ist noch kein Spiel gewonnen worden!

Die erste Hälfte verlief torlos bei ausgeglichenem Spiel, nach der Pause war Eintracht leicht überlegen und erkämpfte sich einen verdienten Sieg. Der Sturm war noch nicht ganz in Form, sonst hätte er den Chancen nach besser abschneiden müssen, Helvetia hat gegen früher etwas nachgelassen. Nach der Pause schoß Paul Imke das erste Tor auf Vorlage Pfeiffers, dann glich Mayer durch eine schlechte Abwehr der Verteidigung aus. Imke schoß dann auf spitze Vorlage Riegels den siegbringenden Treffer.

Der linke Flügel der Eintracht mit dem wieder schneller gewordenen Riegel und Imke war sehr gut. Imke spielt schon seit langer Zeit bei den Alten Herren, es ist ihm hoch anzurechnen, daß er noch einmal seine bewährte Kraft zur Rettung seines Vereins zur Verfügung stellt. Und er war wirklich wieder der Paul Imke geworden, der er vor zwei Jahren war! Pfeiffer schimpfte mehr als er schaffte, Braun gab sich Mühe, blieb aber zu langsam, Weber war sehr eifrig, ebenso Schönfeld. Schneider scheint überspielt zu sein, dafür war Kirchheim wieder recht gut, da er nicht überlastet war. Die Hintermannschaft war wieder kräftig und sicher, besonders Eberlein.

Helvetia spielte zeitweise sehr schön und gab sich alle Mühe. Es ging hart auf hart, und von dem schmutzigen Gerücht, daß Helvetia aus brüderlicher Liebe zu seinem Nachbarn einem eventuellen Sieg der Eintracht nichts in den Weg legen wolle, blieb bei dem Widerstand nichts übrig. Wie auch die infame Lüge, Helvetia wäre mit viel Ersatz angetreten, durch einen Blick auf die Mannschaftsaufstellung, die gar nicht stärker sein konnte, in sich zusammenfällt. Es ist bedauerlich, daß widerlicher Vereinsfanatismus einige Leute so weit treibt, daß sie bei einem eventuellen Ausscheiden der Eintracht Freudenfeiern veranstalten wollen. Wenn aber die Eintracht mit ihren 2000—3000 Anhängern zu Gast war, da war das Geld doch recht?

Der schnelle Mex und der technisch gute Burk bildeten in gutem Zusammenspiel einen gefährlichen Flügel, hinter dem die rechte Seite mit dem eifrigen Mayer und dem etwas behäbigen Blatt ein wenig zurückstand. Paschke führte den Sturm gut an. Sehr erfolgreich arbeitete die vorzügliche Läuferreihe, aber die Verteidigung machte hier und da einen etwas unsicheren Eindruck. Als Schiedsrichter fungierte Meier, Stuttgart, mit dem man in punkto abseits nicht immer ganz zufrieden war.

[...] Der kommende Sonntag soll dann in dem Spiel V.f. Rasensport — Eintracht zeigen, wer abzusteigen hat. Es wird ein schwerer Kampf werden, zu dem wir uns Philipp Brucker als Schiedsrichter wünschen! (aus dem 'Fußball', Ausgabe 51/1924 vom 16.12.1924)

 

 


 

 

Mainbezirk

An der Meisterschaft konnten die Spiele des vergangenen Sonntags nichts mehr ändern, wohl aber war eine Entscheidung über den Abstieg zu erwarten. Aber die blieb aus, da sowohl Eintracht als auch V.f. Rasensport ihre Spiele gewannen. Erst der kommende Sonntag dürfte mit dem Treffen der beiden Todeskandidaten Klärung bringen. Die Eintracht braucht nur noch einen einzigen Punkt! Und wieviel Punkte hat sie leichtsinnigerweise in diesem Jahr verschenkt? Das ist geradezu tragisch!

Die Eintracht ging an diesem Sonntag gegen Helvetia in einen Verzweiflungskampf. Sie gewann ihn nach hartem Ringen verdient 2:1. Entgegen allen böswilligen Ausstreuungen war Helvetia mit ihrer stärksten Männschaft angetreten, bei der Eintracht kämpfte im Sturm wieder Paul Imke mit, einer der alten Garde, der nun dazu berufen erscheint, die Eintracht zu retten, schoß er doch in diesem Kampf beide Tore und leistete er auch sonst nur Ersprießliches.

Herr Meier, Stuttgart, war Schiedsrichter. Nicht überragend, schwach in Abseitsfällen, aber gerecht und bestimmt. Die Mannschaften standen:

Eintracht: Riegel, Imke, Pfeiffer, Braun, Weber; Schneider, Kirchheim, Schönfeld; Grünerwald, Eberlein; Trump.

Helvetia: Mex, Burk, Raschke, Meier, Blatt; Wagner, Goldammer, Engelhardt; Schulze, Fritz; Judisch.

Der ganze Kampf war hochinteressant und sehr schnell. Trotz allen Eifers blieben beide Mannschaften doch im Rahmen sportlichen Anstandes und die sehr zahlreichen Zuschauer bekamen ein abwechslungsreiches, flottes Spiel und technisch gute Leistungen zu sehen.

Zuerst war Helvetia leicht überlegen, dann war das Spiel bis zur Pause ausgeglichen, später war Eintracht im Vorteil und errang den Sieg verdient. Die Mannschaft zeigte Ehrgeiz und Energie und hätte bei etwas mehr Glück — und wenn Judisch nicht so gut gehalten hätte, ein höheres Resultat erzielen können. Bis zur Pause verhinderten die sehr aufmerksamen Hintermannschaften jeden Erfolg, dann ging Eintracht durch Imke in Führung. Als Trump zur Abwehr aus dem Tor gegangen war, schoß Grünerwald einen Gegner an und Meier beförderte den Ball zum Ausgleich ins leere Tor. Gerade jetzt, als jeder Mann notwendig gebraucht wurde, ließ Pfeiffer, der schon vorher wenig geleistet, dafür aber viel geredet hatte, seine Kameraden im Stich und ging einfach vom Feld, eine ganz ungeheuerliche Unsportlichkeit!

Jetzt kam aber erst der richtige Geist in die Eintrachtmannschaft und der Sieg war ihr nicht mehr zu nehmen. Riegel legte den Ball steil vor, Imke nahm ihn auf und schoß hart aufs Tor, Judisch wehrte verzweifelt ab, aber mit vereinten Kräften wurde der Ball über die Linie befördert, Eintracht hatte gesiegt!

Besonders gut war der linke Flügel, auch die Läuferreihe arbeitete besser als sonst. Bei Helvetia war Judisch wieder fast unbezwinglich, sehr gut die Läuferreihe, ansprechend das Zuspiel des gesamten Sturms.    (aus 'Deutsche Fußball-Zeitung' vom 19.12.1924)



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