Eintracht Frankfurt - Wiener Amateure

Freundschaftsspiel 1924/25

0:4 (0:1)

Termin: 10.08.1924
Zuschauer:
Schiedsrichter: Weingärtner
Tore: 0:1 Swatosch, 0:2 Eberlein (Eigentor), 0:3 Sock, 0:4 Schaffer

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Eintracht Frankfurt Wiener Amateure

 


  • Lohrmann
  • Poppovic
  • Schneider
  • Geyer
  • Reiterer
  • Hiltl
  • Hierländer
  • Swatosch
  • Schaffer
  • Wieser
  • Sock

 

Trainer
Trainer

[...] In dieser Beziehung stand das Spiel gegen den österreichischen Meister auf höherem Niveau. Die

Amateure schlugen Eintracht 4:0 (1:0)

aber die Frankfurter kämpften doch wenigstens trotz ihrer schwachen Kräfte. Amateure Wien, die wohl beste Mannschaft des Kontinents! Wer zählt die Völker, kennt die Namen, die gastlich dort zusammenkamen? Trotzdem die Brüder Konrad und der Internationale Tandler fehlten, zeigten uns doch diese illustren Gäste, was künstlerischer, geistiger Fußball ist. Einzigartig war das unglaubliche Stellungsvermögen aller Teile dieser Mannschaft, das peinlich genaue Zuspiel, die Ruhe, die Fairneß, kurz und gut, über dem Ganzen lag unsichtbar die Hand Alfred Schaffers. Unsichtbar, nicht sichtbar, denn auf dem Feld leistete Alfred Schaffer nicht das, was große Teile des Publikums von ihm erwarteten, weil sie seine Art nicht kennen. Verfolgen des ganzen Spiels, instruktiv, genial, Eingreifen, wo es ihm notwendig erscheint, nachhelfen, einen guten Gedanken weitergeben, keine unnötigen Anstrengungen, den Körper nicht unnötigen Gefahren aussetzen, und dann doch im geeigneten Moment alle Wucht für eine Sekunde vereinigend, das ist Alfred Schaffer. Der eigentliche Schaffer, der Arbeiter, das ist Swatosch, ein Spieler von selten gesehener Energie und Wucht, jeden Gedanken seines Führers verstehend, meisterhaft zuspielend, rasant schießend. Und in der Verteidigung steht Poppovic, ein Turm in der Schlacht, ein Koloß, fast nicht zu überwinden, trotz riesiger Körperkräfte stets ein ritterlicher Gegner. Und im Tor steht sogar noch Lohrmann!!

Was konnte din Eintracht gegen diese Superlative der Fußballkunst viel ausrichten? Das waren wohl die Gedanken aller Zuschauer, und doch waren sie alle überrascht, zu sehen, welche Zähigkeit, welche Hingabe in dieser Elf steckte. Ohne blasierte Kanonen in ihren Reihen zu haben, hielten sie das Spiel bis zur Pause 1:0 und bei etwas mehr Glück (2 Selbsttore!) wäre das Resultat für sie günstiger gewesen. Aber eben nur mit Glück, denn verdient gesiegt haben auch in der Torzahl die Wiener Amateure, die wohl nicht ganz aus sich heraus gingen, denn Kampfmomente sah man von ihrer Seite aus nur in der Viertelstunde, in der Eintracht mit allen letzten Kräften angriff. Sonst war es ein Tändeln, entzückendes Spielen, aber eben nur Spielen und nochmals Spielen, kein rassiges Kämpfen!

Nun aus dem Philosophieren zurück zur Genauigkeit des Chronisten. Die Mannschaften standen sich unter Leitung von Herrn Weingärtner, unserem beliebten, guten Schiedsrichter gegenüber. Die erste Hälfte stand durchweg im Zeichen der Wiener, für die Swatosch mit weitem Riesenschuß das erste, kaum haltbare Tor erzielte. Frankfurts kleiner Sturm war gegen die prächtige Abwehr der Läufer fast machtlos, Lohrmann hatte kaum einzugreifen.

Nach der Pause änderte sich das Bild ein wenig. Die Angriffe der Eintracht wurden stärker, mehrfach auch gefährlich, aber die Leistungen waren doch nicht derart, daß ein Erfolg gegen Lohrmann und die famose Verteidigung geglückt wäre, selbst das leere Tor wurde nicht gefunden. Ein Eigentor Eberleins war Wiens zweiter Erfolg, Trump und Grünerwald stürzten übereinander und mit ihnen beförderte Sock das Leder zum dritten Male in die Maschen. Kurz vor Schluß sah man dann noch Schaffer in höchster Leistungsfähigkeit. Den Ball von Fuß zu Fuß jonglierend durchbrach er wuchtig die Verteidigung und setzte ohne unnötigen Kraftaufwand den Ball zum vierten Male ins Netz.

Noch eins sei erwähnt: Wie ich schon am Eingang des Berichts sagte, fehlten die Brüder Konrad, oder noch besser gesagt, es fehlte der Mittelläufer Konrad Jenö, und dieser Mangel zeigte sich doch oft während des Spiels. Das war aber auch fast das einzige, was man an der Mannschaft bemängeln konnte, und das ist wenig. Glückliches Wien!! (aus dem 'Fußball', Ausgabe 33/1924 vom 18.08.1924)

 




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