SpV Waldhof Mannheim - Eintracht Frankfurt

Süddeutsche Meisterschaft, Nordgruppe 1920/21 - 5. Spiel

2:0 (1:0)

Termin: 17.04.1921
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Dämmermann (Nürnberg)
Tore: 1:0 Höger, 2:0 Höger

>> Spielbericht <<

SpV Waldhof Mannheim Eintracht Frankfurt

  • Lohrmann
  • Engelhard
  • Lidy
  • Heitz
  • Ph. Bausch
  • Schäfer
  • Daibel
  • Skutlarek
  • Schwärzel
  • Hutter
  • Höger

 


 

Waldhofs Revanche

Sp.V. Waldhof — Eintracht Frankfurt 2:0.

Mit dem Ergebnis des Vorspiels trennten sich auch diesesma! die beiden Meister, nur mit dem Unterschied, daß diesesmal der Sieger die damals unterliegende Partei war. Seinerzeit konnte Eintracht Frankfurt in der 1. Halbzeit durch einen unverhofften Treffer in Führung gehen, dieser Erfolg wurde aber während des Restes der ganzen Spielzeit zäh festgehalten, indem man die Stürmerreihe ihrem eigenen Schicksal überließ. Dieselbe war dann nur zu überraschenden Durchbrüchen verurteilt und mit einem dieser Durchbrüche konnte dann nach der Pause der gefährliche Szabo den von Eintracht erzielten Vorsprung um ein weiteres Tor erhöhen. Gegen die starke Verteidigungsmauer Eintrachts kämpften Waldhofs berühmte Stürmer, ohne dieselbe ernstlich zu durchbrechen. Schüsse, die dennoch aufs Tor kamen, wurden von Gmelin unschädlich gemacht. Dieser hatte im Vorspiel einen guten Tag, und überwachte streng sein Heiligtum, ohne den Waldhofstürmern den wohlverdienten Erfolg zu gönnen.

Sicherlich hätte Eintracht auch an diesem Sonntag dasselbe System zur Anwendung gebracht, aber dazu bedurfte der Meister vom Nordmain den bereits oben erwähnten Vorsprung über seinen Gegner. Derselbe konnte diesesmal nicht erzielt werden, und Eintracht mußte daher wohl oder übel das Spiel dauernd offen halten. Zu diesem Treffen traten beide Mannschalten ersatzgeschwächt an, bedauerlicherweise fehlten auf beiden Seiten je eine gute Kraft. Für den erkrankten Herberger hatte der Platzinhaber den linken Flügelstürmer der Ligareserven eingestellt, und auf der anderen Seite spielte für Dornbusch Neureuther als Mittelstürmer.

Die etwa 6000 bei diesem Spiele anwesenden Zuschauer waren Zeuge eines mittelmäßigen Kampfes um den 2. Platz in der Nordgruppe. Es klappte einfach nicht. In der 1. Halbzeit war es die Verteidigung des Odenwaldmeisters, die oft ganz bedenkliche Schnitzer vorführte. Nach der Pause taute Waldhofs Hintermannschaft etwas auf, dafür sprang aber Eintrachts Deckung in deren Fußstapfen. Zu alledem muß noch das andauernde Schreien und Schimpfen der Eintrachtspieler gerügt werden, von welchen Pfeiffer ganz besonders in den Vordergrund trat.

Nach dem Erlebten beim Spiel Waldhof —Nürnberg durfte man mit ziemlicher Bestimmtheit annehmen, daß die Eindrücke auf die Besucherzahl nicht ohne Folgen bleiben würde. Und so kam es. Noch nicht die Hälfte an Zuschauern wie im Spiel gegen den Meister waren zugegen. Die Enttäuschten hätten nochmals einen Versuch machen müssen, er hätte sich gelohnt. Ein interessanter, schnell durchgeführter Kampf war die Begegnung beider Gegner, reich an spannenden Momenten und im großen und ganzen fair. Dazu ein ganz vorzüglicher Schiedsrichter, der selbst die eingefleischtesten Mannemer Krischer zufrieden stellte.

Nach Anspiel Waldhofs, das mißlingt, beginnt Frankfurt mit aufs höchste gesteigertem Tempo. Bald aber haben sie die Tücken des Waldhöfer sandigen Platzes erkannt und sind bemüht, mit ihren Kräften haushälterischer umzugehen. Die forschen Angriffe der Gäste scheinen von Erfolg gekrönt, als sie nahe der Strafraumgrenze einen Strafstoß erhalten, den Lohrmann schlecht mit dem Fuß abwehrt. Doch die Gefahr geht für Waldhof gut vorbei. Eintracht bleibt zunächst im Vorteil, ihre erste Ecke wird knapp verschossen. Die durch das Fehlen Herbergers bedingte Umstellung des Sturmes macht es den Einheimischen schwer, sich zu finden. Bange Minuten haben sie auszuhalten, doch dank des so sehr geringen Schußvermögens der Eintrachtstürmer überstehen sie die Bedrängnis. Langsam kommt Waldhof auf, um dann seinerseits in Offensive überzugehen. Schön ist der Kampf zwischen Höger und Schneider, den beiden leichten Sprintern. Mal ist dieser, mal jener siegreich. Eben ist Höger der Erfolgreiche, rast mit dem Leder gegen das Heiligtum Gmelins — ein Schuß und Mannem ist mit 1:0 vorne. Verdient war diese Krönung; der Leistung Högers — aber mein lieber Gmelin, dieser Ball mußte gehalten werden.

Die Überlegenheit der Eintracht-Läuferreihe ist markant, Jockel, unermüdlich wie ein Junior; Durchbruch Hutter wird gefährlich, Gmelin zeigt sich hierbei sehr schlecht, und mit ergebnisloser Ecke für Waldhof wird die brenzliche Sache beendet. Wieder ist Höger durch, sein Schuß hält Gmelin. Einen der interessantesten oder spannendsten Augenblicke ergibt ein Herumlaufen Gmelins — Ball verfehlen — leer gähnt das verlassene Tor — — — oooh, Höger flankt ins Aus. Unangenehm fällt Lohrmann II auf, der die Überlegenheit seines Bruders anscheinend kopieren will, und sich dabei wiederholt reichlich unsicher zeigt. Hutter hat Pech — Lattenschuß. Gleich darauf ist wieder die Spannung da — Gmelin entfällt Flanke Högers, doch Skutlarek ist nicht schnell genug, um einzuschieben. Torabstoß übernimmt Eintrachtsturm, Ergebnis Lattenschuß Imkes und Ecke für Frankfurt. Auch diesmal ohne Erfolg. Der Pfiff zur Pause findet Waldhof in der Gäste Spielhälfte.

Der Wiederantritt der Mannschaften läßt bei Waldhof eine sich bewährende Umstellung im Sturm erkennen. Zunächst drückt Waldhof, wobei Gmelin zwei Schüsse von Höger und Skutlarek sicher hält. Dann übernimmt Frankfurt das Kommando, prächtig kombinieren die Gäste — aber der Torschuß fehlt. Nach den jetzt gezeigten Leistungen der Frankfurter im Felde, mußte der Ausgleich kommen, aber die Hilflosigkeit im Strafraum ist jämmerlich. Kein herzhafter Schuß — nicht mal der Versuch zu einem solchen ist zu konstatieren. Langweilige Fummelei, bis der Ball verloren ist.

Eben ist Szabo durch, näher kommt er dem Tor, ein etwas, das eine Flanke sein soll und wieder ist die Chance zum Ausgleich vergeben. Noch einmal hat Frankfurt mehr vom Spiel, der Erfolg hing in der Luft — wie man Fußballsprichwörtlich in solchen Fällen zu sagen pflegt — doch alles vergeblich. Engelhard schafft mit weiten sicheren Schlägen Luft, den Rest verpfuschte Eintracht selbst. Wie man Tore macht zeigt bald darauf Waldhof. Die Umklammerung ist durchbrochen — Ausgeglichenheit der Vorteile um den Ball ist wieder hergestellt. Einmal rettet Brandt, dann Pfeiffer schön, doch können die Gäste nicht verhindern, daß Höger abermals erfolgreich ist. 2:0.

Die Niederlage der Gäste ist damit besiegelt, Waldhof erneut angespornt. Der interessanteste Teil des Spieles hat in der nun folgenden Belagerung des Frankfurter Tores begonnen. Jede Minute schafft andere spannende Augenblicke, Schuß auf Schuß saust über oder neben den Kasten, in Kopf- und Fußabwehr leistet die Gästehintermannschaft Hervorragendes. Ecke für Waldhof verschießt Skutlarek. Noch einmal rafft sich Eintracht zusammen, Szabo stürmt in der Mitte, aber die Unentschlossenheit der Stürmer ist die gleiche. Was trotzdem aufs Tor kommt, hält Lohrmann. Noch beiderseits je eine Ecke ohne Erfolg und Waldhof hat an seinem Bezwinger im Vorspiel mit demselben Resultate Revanche genommen.

Das Ergebnis drückt das Verhältnis des beiderseitigen Könnens nicht ganz richtig aus. Im Felde war Frankfurt wohl die bessere Mannschaft, aber das ganz auffallend schlechte Können vor dem Tore des Gegners brachte der Mannschaft die „zu Null" Niederlage. Kombination ist sehr gut durchgeführt, Zuspiel von einer Gruppe zur andern vorzüglich. Gelegenheiten zum Erfolgerzielen waren vorhanden. Verteidigung und Läuferreihe vorzüglich, Sturm im Felde sehr gut, vor dem Tore schlecht.

Waldhofs stärkste Waffe — der Sturm — litt anfänglich unter der Neuaufstellung, lieferte aber in der zweiten Hälfte sein bekannt rationelles Spiel. Höger die Triebfeder. Läuferreihe nur teilweise zufriedenstellend, manchmal schlecht. Verteidigung zuverlässig, nur anfänglich wiederholt unsicher. Hutter zum Schluß noch die dringlichste Ermahnung, seinen Unwillen nicht dadurch Luft zu machen, daß der Mann die Hauptsache und der Ball Nebensache ist. Man muß nicht immer Torschütze sein!! F. K.

*

Herr Fredericus urteilt über die Leistungen der Mannschaften: Schnee- und Regenwetter die ganze Woche hindurch; am Samstag endlich wolkenfreier Himmel und der Sonntag brachte uns dann wenigstens trockenes, ruhiges Wetter: die erste Voraussetzung für ein gutes Spiel. Etwa 7000 Zuschauer waren frühzeitig erschienen und fanden dadurch Gelegenheit, das ausgezeichnete Spiel der 1. Schülermannschaften des M.F.C. Phönix und der des Platzinhabers zu betrachten. Dieses Treffen, ebenfalls ein Meisterschaftsspiel, war reich an spannenden Momenten sah die Waldhöfer gegen die bisher noch ungeschlagene 1. Schülerelf des Phönix mit 8:0 siegreich.

Nun die Großen. — Die Gäste in weißem Sport mit roten Strümpfen, ein sonderbarer Kontrast zwischen diesem Sport und den neuen blauen Blusen der Einheimischen.

Gmelin trug an beiden Toren keine Schuld. Mit viel Glück konnte er, der mehr als einmal ziemlich leichtsinnig spielte, die Torzahl auf zwei halten. Seinem Gegenüber Lohrmann stand er allerdings weit nach. Trotzdem war er mit den Verteidigern und der Läuferreihe, in der vor allem Jockel Erwähnung verdient, das Rückgrat der Mannschaft. Halbrechts im Sturm mittelmäßig, einzig Imke in Form. Szabo fiel ziemlich aus. Der Ersatzläufer Schäfer hielt gut im Schach. Waldhofs Sturm hatte zeitweise zu wenig und zu ungenaue Unterstützung von hinten; trotzdem aufopfernd. Högers Stern ist wieder aufgegangen; Schwärzels Glatze war schuld an seinem guten Spiel. Die Gegner waren geblendet. Hutter spielt überhaupt nie schlecht; er war überall. Skutlarek in der 1. Halbzeit halblinks, dann auf seinem alten Platz, den er mit gewohnter Pünktlichkeit ausfüllte. Daibel etwas mehr Selbstvertrauen. Läufer erst sehr ungenaues Spiel, dann aber gut. Beide Verteidiger das Bollwerk gegen die feindlichen Angriffe. Lohrmann unbesiegbar. Sein glänzendes Spiel ließ keinen Erfolg zu.

Aut jeden Fall, und wenn auch die beiderseitigen Leistungen nicht immer die allerbesten waren, hat Frankfurt einen guten Eindruck hinterlassen. Zwar ließ sie ihr weiches Spiel vom Tor zu keinem Erfolg kommen, aber trotzdem haben wir Mannheimer sie als sehr starken Gegner kennengelernt. Fredericus.

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Kurz und bündig ist folgender Bericht:

Der Platz in guter Verfassung, das Wetter, zum Fußballspielen wie geschaffen, zwei wichtige Faktoren, die für ein schönes: Spiel Voraussetzung sind. Frankfurt erscheint zuerst auf dem Platz in ihrem auffallendem Treß. Ob die roten Strümpfe schön sein sollen? — Waldhof läßt zehn Minuten auf sich warten. Der Kampf beginnt. Es entbrennt zunächst ein schöner, harter Kampf um das erste Tor. Waldhofs Sturm, ohne Herberger, zeigt gleich den besseren Schneid und Zug aufs Tor. Während der Platzinhaber vor dem Tor immer gefährliche Situationen schuf, konnte Frankfurt vor dem Tore nie recht gefährlich werden. Die Kombination war gut, ebenso die Technik; aber den Schuß ließ Frankfurt vollständig vermissen. Der Kampf blieb bis zum Schluß im allgemeinen fair. Sehr unangenehmen Eindruck machte besonders in der ersten Halbzeit das viele Rufen beider Mannschaften. [...] Nach Halbzeit ließ das Tempo nach. Und als erst Waldhof das zweite Tor erzielt hatte, suchte nur noch der Sturm Frankfurts aufzuhalten, während diie Hintermannschaft sehr gleichgültig spielte. Szabo suchte zum Schluß noch ein Ehrentor zu erreichen und spielte „Stürmerreihe"; aber alles mußte zerschellen an der aufopfernd spielenden Verteidigung Waldhofs. Besonders Engelhard und Bausch Ph. glänzten. Dem Waldhof-Sturm gebührt ein Gesamtlob, besonders Höger hatte einen sehr guten Tag. Immer gesunden überraschenden Schuß. Waldhof war unbedingt die bessere Mannschaft und hat den Sieg verdient, Frankfurt mußte manchmal mit zehn Mann verteidigen. Der Schiedsrichter war dem Spiel nicht gewachsen und hat vieles übersehen. Ph. M. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 16/1921)

 

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