Eintracht Frankfurt - FC Hanau
93 |
Kreisliga Nordmain 1920/21 - 18. Spiel
1:0 (0:0)
Termin: 06.02.1921
Zuschauer:
Schiedsrichter: Werner (Stuttgart)
Tore: 1:0 H. Mölders
Eintracht Frankfurt | FC Hanau 93 |
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Wieder Punktgleichheit im Nordmain Eintracht-Frankfurt — Hanau 93 1:0. Eintracht ist im Kampf um die Kreismeisterschaft, die sich noch niemals so hartnäckig abspielte als gerade in diesem Jahre, wieder einen Schritt vorwärts gekommen. Es soll nicht verleugnet werden, daß es alle ihre Kräfte in Anspruch nahm, um gegen die überaus flinke und in der Verteidigung zähe Hanauer Mannschaft zu gewinnen, trotz der namentlich in der zweiten Hälfte des Spieles zutage getretenen Überlegenheit. Hanaus junge Mannschaft, deren Ausbildung in der Hand des tüchtigen Trainers Herrn Biro liegt, spielte zweifellos ein wenig unter ihrer Form. Die leichte Elf ist harten Boden gewöhnt und konnte sich schließlich mit dem schweren, tiefen Boden nicht mehr abfinden. Trotzdem machte sie ihrem Gegner noch schwer zu schaffen, ohne vor dem Frankfurter Tor allzu gefährlich zu werden, während Eintracht bedeutend mehr Gelegenheit zu Torschüssen hatte, die jedoch nicht genug ausgenützt wurden. Man hatte die Überzeugung, daß Imke in diesen Situationen mehr erreicht hätte. Erfreulich war, daß das Spiel nichts mit Punktjagd zu tun hatte und sich stets in den Grenzen des sportlichen Anstands hielt, so daß die sehr zahlreich erschienenen Zuschauer dem sehr schnellen und interessanten Spiel mit Befriedigung folgen konnten. Bei der siegreichen Eintrachtelf müßte im Sturm noch mehr Aufmerksamkeit der einzelnen Spieler auf das Spiel ihrer Nebenleute Platz greifen; die Kombination geht zu sehr in die Breite, statt nach des Gegners Tor, auch hängt der Innensturm manchmal zu sehr aufeinander. Mölders war besonders gut in Form; er konnte dem Innentrio viele sichere Torgelegenheiten schaffen; vielleicht gibt er in Zukunft seine Flanken etwas höher als bisher. Böttcher und Dornbusch glänzten durch raffinierte Technik, Köster arbeitete viel mit Körperkraft, ohne den Gegner unfair anzugehen. Die Läuferreihe könnte nicht besser sein. Schönfeld ist überall und kämpft zäh, er läßt den Gegner nicht locker. Schneiders Spiel war eine Augenweide. Jockel sitzt immer hinter seinem Sturm; sein Stellungsvermögen läßt ihn das allzu anstrengende Laufen nach dem Ball vermeiden, so daß er seine ganze Aufmerksamkeit der richtigen Ballverteilung zuwenden kann. Die Verteidigung und Gmelin waren, wie immer, zuverlässig und sicher. Pfeiffers Kombinationsspiel mit Schneider dürfte hier im Kreis unerreicht dastehen. Von der Hanauer Mannschaft hatte man eigentlich etwas mehr erwartet, doch lassen einzelne Momente in ihrem Spiel die zielbewußte Arbeit des Trainers erkennen. Sicherlich hat die Elf in dieser Aufstellung eine Zukunft. Vielleicht kehren die einst für den 1. Hanauer F.C. 1893 so glorreichen Zeiten in nicht sehr ferner Zeit zurück. Das zeitweilige Versagen dürfte auf die am Anfang bereits erwähnten Gründe zurückzuführen sein. Der Sturm war in einem dem des Gegners über: die Kombination geht nach vorn, die Stürmer wissen, daß raumgreifendes Spiel, daß der Zug nach des Gegners Tor das einzig richtige ist. Allerdings konnten die jungen Sportsleute nicht gegen die kräftige Eintrachthintermannschaft aufkommen; bei einer weniger sicheren Verteidigung dürfte der Elf stets der Sieg zufallen. Der beste Mann ist nach meiner Meinung der Mittelläufer, der die Leitung des Spiels vollkommen in der Hand hat, und auf den sich das ganze Spiel zuspitzt. Auch er ist stets direkt hinter seinem Sturm und fungiert sozusagen als zweiter Mittelstürmer. Die Außenläufer waren gut; sie halten gute Verbindung zwischen Verteidigung und Außensturm und spielen aufopfernd. Die Verteidiger waren durchweg sicher; auffällig war ihr weiter flacher Schlag. Horst ist ein ganz hervorragender Torhüter. Der Schiedsrichter, Herr Werner (Stuttgart), war bis auf einige schwache Momente, recht zufriedenstellend; auch den besten Schiedsrichtern, zu denen man ihn ja in Süddeutschland zählt, können Fehler unterlaufen. Sehr erfreulich war die Anknüpfung echt sportlicher Freundschaftsbande zwischen den beiden alten Ligavereinen, jahrzehntelanger Gegner auf dem grünen Rasen, bei einer wohlgelungenen Feier am Abend des in voller Harmonie verlaufenen Wettkampftages. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 6/1921)
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