Frankfurter Fußball-Verein - VfR Mannheim

Süddeutsche Meisterschaft 1912/1913 - 3. Spiel

1:1 (1:0)

Termin: 16.03.1913
Zuschauer:
Schiedsrichter: Nußhart (München)
Tore: 1:0 K. Burkhardt (8.), 1:1 (85.)

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Frankfurter Fußball-Verein VfR Mannheim

 


  • Roth
  • Banzhof
  • Espenschied
  • Engel
  • Nerz
  • Sack
  • Kratzmann
  • Schäfer
  • Stemmle
  • Altfelix
  • Aulbach

 

 

Um die süddeutsche Meisterschaft.

Frankfurter Fußballverein und Verein für Rasenspiele Mannheim spielen unentschieden 1:1. Pause 1:0 für Frankfurt.

Frankfurt a. M. Die Erwartungen, die man an das Zusammentreffen der beiden Meister geknüpft hatte, sind leider infolge des heftigen Windes, der während der ganzen Spielzeit über den Platz fegte, nicht in Erfüllung gegangen. Bei Mannheim vermißte man Trautmann, der dem Spiele als Zuschauer beiwohnte. Dem Frankfurter Fußballverein war es in letzter Stunde gelungen, für seinen vom Verband disqualifizierten Mittelstürmer Weiss Spielerlaubnis zu bekommen. Im übrigen stand die Mannschaft wie am letzten Sonntage gegen Stuttgarter Kickers.

Frankfurt hatte Platzwahl und spielte zuerst mit dem Wind. Das Spiel wurde sofort von den Einheimischen in die Hälfte Mannheims gelegt, deren Verteidigung sofort harte Arbeit zu verrichten hatte. Wieder war es die Läuferreihe der Frankfurter, die versuchte, ihren Stürmern die Bälle gut zuzuführen. Die Tücke des Windes verhinderte aber diese Absicht. Frankfurt versuchte sein bekanntes Kombinationsspiel, wobei jedoch die Angriffe an der gewandten und ballsicheren gegnerischen Verteidigung scheiterten. Die Überlegenheit mit dem Wind war derart, daß sich Mannheim wohl oder übel genötigt sah, einen dritten Mann mit in die Verteidigung zurückzuziehen. Der Mannheimer Sturm versuchte wohl verschiedentlich, dem Tore der Einheimischen zuzustreben, vermochte jedoch irgendwelche Erfolge nicht zu erzielen. Die einzelnen Versuche scheiterten bereits an der einheimischen Verteidigung, die ziemlich weit aufgerückt war und mühelos parieren konnte. Der Frankfurter Sturm verstand es nicht, seine Spielweise den Windverhältnissen anzupassen; obwohl Weiss mit seiner großen Durchschlagskraft in der Mitte stürmte, gelang es ihm nicht, positive Erfolge zu erzielen. Die Stürmer versuchten immer wieder, mit Kombination durchzukommen, doch gingen die gutvorgelegten Bälle in den meisten Fällen aus. Hätte es der Frankfurter Sturm verstanden, die Gunst der Witterung durch fleißiges Schießen auszunutzen, dann wäre es wohl nicht ausgeschlossen gewesen, daß der Mannheimer Torwächter etwas mehr beschäftigt worden wäre.

Das Tor für Frankfurt fiel in der 8. Minute durch Burkardt. Eine Flanke von ihm wurde von dem Wind ins Tor gedrückt. Wenn Roth etwas besser achtgegeben hätte, wäre der Erfolg zu verhindern gewesen. Wie bereits oben gesagt, wickelte sich der Kampf in der ersten Hälfte ausschließlich auf der Mannheimer Seite ab. Frankfurt erzielte hintereinander 3 Eckbälle, die wohl gut getreten wurden, jedoch nichts einbrachten. Kurz vor der Pause gelang es Mannheim ebenfalls, einen Eckball zu erzielen, der von der Frankfurter Verteidigung abgewiesen wurde.

Die Hoffnung, die wohl bei der Platzwahl bestanden hatte, der Wind würde abflauen, erwies sich in der zweiten Spielhälfte als trügerisch. Genau wie Frankfurt in der ersten Hälfte gedrückt hatte, stand das Spiel jetzt im Zeichen der Überlegenheit Mannheims. Die Rasenspieler erzielten denn auch bereits in den ersten Minuten 2 Eckbälle, die sehr gut hereingegeben wurden, jedoch zu keinem Erfolge führten. Das aufopfernde Spiel der Frankfurter Läuferreihe, das sich in Sonderheit auf die Deckung der Mannheimer Stürmer erstreckte, verhinderte, daß die gefährlichen Torschützen der Rasenspieler zum Schusse kamen. Die Frankfurter Stürmerreihe, die sich nicht auf das Verteidigen verlegte, versuchte öfters, dem Mannheimer Tore gefährlich zu werden, was ihr auch verschiedenemale gelang. So ließ beispielsweise in der 15. Minute Leising, der rechtsaußen gut durchgekommen war, eine günstige Gelegenheit aus. Das gleiche passierte bald darauf Burkardt linksaußen.

Nach diesen beiden Zwischenfällen übernahmen die Rasenspieler wieder das Kommando, um direkt überlegen das Frankfurter Tor zu belagern. Sie erzielten in kurzen Zwischenräumen zwei weitere Eckbälle, die zur Folge hatten, daß die Frankfurter Mannschaft mehr in Deckung ging. Beide Chancen konnten von Mannheim infolge dieser Vorsichtsmaßregel nicht verwertet werden. Der gefürchtete Stürmer Stemmle wurde zudem von Jockel und Claus derart gedeckt, daß er nicht zum Schusse kommen konnte. Wieder einmal gelang es der Frankfurter Stürmerreihe, den Ball vor das Mannheimer Tor zu bringen, doch ließ Dornbusch die sich bietende Chance aus. Das gleiche unterlief bald darauf Köllisch, der eine von Leising gut herangegebene Flanke dem herbeigeeilten Verteidiger vor die Füße legte. Von der 30. Min. ab ging Mannheim mit allen Kräften aus sich heraus. Die Frankf. Verteidigung stand aber wie eine Mauer, wobei sie allerdings nicht verhindern konnte, daß die verschiedenen brenzlichen Situationen zu mehreren Eckbällen kurz hintereinander führten. Erst 5 Minuten vor Schluß gelang es Mannheim, den vorletzten Eckball zu verwandeln und dadurch gleich zu ziehen. Die letzten Anstrengungen der Rasenspieler, ein weiteres Tor zu erzielen, blieben Dank dem aufopfernden Spiele der einheimischen Verteidigung ohne Erfolg.

Wie bereits eingangs erwähnt, ließ die Ungunst der Witterung ein einwandfreies Spiel nicht zu. In der ersten Hälfte verteidigten die Rasenspieler ihr Tor, in der zweiten Hälfte die Frankfurter. Sowohl das Tor der Gäste, wie das der einheimischen Mannschaft, waren Zufallstore, die durch den Wind erzielt wurden. Wenn man trotzdem die Leistungen der einzelnen Spieler einer Kritik unterzieht, so muß in erster Linie der aufopfernden Tätigkeit des Frankfurter Torwächters Neppach Erwähnung getan werden, dem es mit zu verdanken ist, daß Mannheim nach Halbzeit nur ein Tor erzielen konnte. Sein Gegenüber Roth hatte in der ersten Hälfte bedeutend weniger zu tun, da die Bälle meistenteils von Frankfurt verschossen wurden. In der zweiten Hälfte hatte Roth überhaupt nichts zu tun. Das Mannheimer Verteidigerpaar war in der Abwehr der einheimischen Angriffe glücklicher und verschuldete weniger Eckbälle. Es war ihm allerdings der Umstand günstig, daß die Frankfurter Stürmerreihe durch Kombinationsspiel versuchte, durchzukommen. Der Mannheimer Sturm kombinierte in der zweiten Hälfte wohl auch, vergaß indessen nie, jede Gelegenheit, zu schießen, vorbeigehen zu lassen. Die einheimische Verteidigung konnte in den meisten Fällen erst im letzten Moment eingreifen. Hierauf ist es zurückzuführen, wenn das Eckballverhältnis in der zweiten Hälfte sich sehr zu Gunsten Mannheims neigte. Die Läuferreihen waren beiderseits voll und ganz auf der Höhe. Jockel erblickte seine Hauptaufgabe darin, Stemmle zu decken. Er entledigte sich ihr, wie aus dem Resultat hervorgeht, mit Erfolg. Die beiden Frankfurter Außenläufer Braun und Becker leisteten in der zweiten Hälfte in der Abwehr Hervorragendes. Namentlich Becker wußte kurz vor Schluß noch eine sehr günstige Chance für Mannheim durch energisches Dazwischengehen unschädlich zu machen. Der Mannheimer Sturm war bedeutend energischer, wie der Frankfurter. Der einheimische Mittelstürmer Weiss war nicht ganz auf seiner Höhe. Befriedigen konnten eigentlich nur die linke Seite und Dornbusch. Leising spielte wohl sehr eifrig, verdarb aber manche Chance durch sein unüberlegtes Handeln. Er hätte als alter Praktiker die guten Gelegenheiten, die sich ihm in des zweiten Hälfte geboten hatten, in Anbetracht der Wichtigkeit des Treffens besser ausnutzen müssen.

Das Spiel unterstand der Leitung des Herrn Nußhart (München). Er wußte ab und zuzugeben, wenn auch vielleicht in dem einen oder anderen Falle ein Strafstoß angebracht gewesen wäre. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 22/1913 vom 17.03.1913)

 

 

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