SV Wiesbaden - Frankfurter Fußball-Verein

Nordkreis Liga-Klasse 1912/1913 - 7. Spiel

2:3 (1:1)

 

Termin: 01.12.1912
Zuschauer:
Schiedsrichter: (Mannheim)
Tore: 1:0 Rauch, 1:1 Fritz Weicz, 2:1, 2:2 K. Leising, 2:3 Karl Jockel

>> Spielbericht <<

SV Wiesbaden Frankfurter Fußball-Verein

 


 

Verband Süddeutscher Fußballvereine E.V.

Unter dem Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Alfons von Bayern

2. Dezember 1912
Amtliche Mitteilungen
Fußball Nr. 58

Nordkreis

Frankfurter Fußball-Verein, sowie der Spieler Weiß haben gegen die Urteile der Südmaingaubehörde ordnungsgemäß Berufung eingelegt, das Urteil tritt daher vorerst außer Kraft.

[...]

Protokollauszug der Kreissitzung am 23. November 1912 in Frankfurt a. M., Hotel zum „Großen Kurfürst". Anwesend Thomer, Preis, Lotz und stellv. Gauvors. Lavis.

1. Anzeige Fr. Gelbarth (FSV Frankfurt) gegen Burkhard (FV Frankfurt). Es konnte nicht festgestellt werden, daß Burkhard Gelbarth getreten haben soll. Selbst der Schiedsrichter kann keine bestimmte Aussage machen. Es kann daher eine Bestrafung des Burkhard nicht erfolgen.

2. Anzeige FSV Frankfurt gegen die Spieler Becker und Pfeiffer von FV Frankfurt. Der stellv. Kreisvors. führt in längerer Aussprache an, was für Schäden und Nachteile unser Fußballsport erleidet, durch die vielen Anzeigen, die sich Vereine gegen Vereine machen. Er erachtet solche Sachen nicht für sportlich, bittet vielmehr den FSV in sportlich denkender Weise seine Anzeige zurückzuziehen. Der Vertreter von FSV kann keine bindende Aussage machen und wird den Vorschlag in nächster Vorstandssitzung vorbringen.

[...]

A. Otto Thomer, stellv. Kreisvors. W. Lotz, Protokollführ.


 

Frankfurter Fußballverein—Sportverein Wiesbaden 3:2 (1:1)

Wiesbaden. Die Zweifler, die dem Frankfurter Fußballverein in Wiesbaden die erste Niederlage in sichere Aussicht gestellt hatten, hätten beinahe recht behalten! 20 Minuten vor Schluß führte Wiesbaden mit 2:1 Toren. Das Spiel selbst litt bedauerlicherweise sehr unter den besonders bei Regenwetter sehr mißlichen Platzverhältnissen. Fußballverein probierte einen neuen Halblinken, der jedoch ziemlich abfiel. Auch der rechte Verbindungsstürmer stand der Mitte und den Flügeln in seiner Leistungsfähigkeit nach. Schade, daß der Verein über keine besseren Spieler für die Verbindungen verfügt. Weiß wird in allen Spielen in der Mitte derart gedeckt, daß seine Nebenleute bei einigem Können sehr gefährlich werden könnten. Die Läuferreihe entwickelt sich immer mehr zum ausgesprochenen Rückhalt der Mannschaft. Wenn man früher in dieser Beziehung zuerst an die Verteidigung und da besonders an Claus gedacht hatte, so ist das jetzt anders geworden. Das unermüdliche Spiel der drei Läufer, von denen der eine heute, der andere ein anderes Mal, je nach den Aufgaben, die ihrer harren, einen besseren Tag hat, war breits mehreremale ausschlaggebend. Daß der Mittelläufer Jockel auffälligerweise das dritte und siegbringende Tor schoß, hat bei dieser Beurteilung absolut nichts zu sagen. In der Läuferreihe steckt eine Energie, die schlechterdings nicht überboten werden kann.

Wiesbaden war, wie immer, in der Verteidigung sehr gut. Es wird fast zur Gewohnheit, dies immer wieder anzuerkennen. Ganz ausgeschlossen erscheint es, daß diese Mauer einmal versagen könnte. Wenn tatsächlich einmal der eine von den dreien nicht ganz auf dem Damm ist, dann überbietet sich sicher der andere. Die Leute verfügen über ein großes Verstehen, das verschenkte Tore direkt ausschließt. Wenn der Sturm auch nur einigermaßen das in sich hätte, was hier vorhanden ist, dann stünde es besser um die Position.

Der Spielverlauf ist kurz geschildert: Wiesbaden erzielte das erste Tor durch Rauch. Weiß gleicht vor Halbzeit durch einen gut plazierten Ball aus bedrängter Situation aus. Fahrenkamp konnte den Ball nicht halten. Nach Wiederbeginn ging Wiesbaden wiederum in Führung. 20 Minuten vor Schluß verfehlte Saffran einen Ball, der von Leissing unhaltbar eingeschossen wurde. Das schönste Tor des Tages! Mit dem Ausgleich wuchs die Energie der Frankfurter. Sie wollten unter allen Umständen gewinnen und es glückte auch. Jockel, der als Mittelläufer mit in die Stürmerreihe gegangen war, konnte einen von Weiß gut abgegebenen Ball einschließen. Fahrenkamp bekam ihn wohl in die Finger, infolge der großen Glätte rutschte er aber ins Tor. In der letzten Minute wäre für Wiesbaden noch der Ausgleich möglich gewesen, doch rettete Becker sicher. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 59/1912 vom 04.12.1912)

 


 

 


('Süddeutsche Sportzeitung' vom 02.12.1912)



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