FFC Britannia - Frankfurter Fußball-Verein

Nordkreis A-Klasse 1911/1912 - 22. Spiel (Wiederholung)

1:4 (0:2)

Termin: 03.03.1912
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Eigentor, 0:2 Dr. Paul von Goldberger (Elfmeter), 1:2 Kuch, 1:3 Jakob Dornbusch, 1:4 Sebastian Fortura

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FFC Britannia Frankfurter Fußball-Verein

  • Stier
  • Kuch

 


 

Im Nordkreis

haben die Ligaspiele am Sonntag ihr Ende erreicht. Noch einmal sollten die Spieler und Zuschauer die Tücken des Wettergottes kennen lernen. Das Wetter hielt sich nämlich bis zum Beginn der Spiele leidlich; mit dem Anpfiff setze aber ein wolkenbruchartiger Regen ein, der die Felder im Augenblick grundlos machte. Der Frankfurter Fußballverein bestätigte das Resultat vom Sonntag vorher und schlug die Frankfurter Britannia auf deren Platz mit 4:1 Toren. Damit hat er nunmehr endgültig die Meisterschaft im Nordkreis errungen. Das Spiel zwischen dem Fußball-Sportverein und der Bockenheimer Germania wurde beim Stande 1:1 sechs Minuten vor Schluß vom Schiedsrichter abgebrochen.

Frankfurter F.-Verein—F.F.C. Britannia 4:1. Britannia war vorerst überlegen. Die Stürmerreihe arbeitete flink zusammen. Bald kam die Vereinsmannschaft mehr in Schwung; die Angriffe wurden präziser, ohne daß aber der Verein vorerst mehr als eine Ecke erzielen konnte. Der Mittelstürmer Reich konnte sich an den schweren Boden nicht gewöhnen. Er blieb gegen seine leichten Nebenleute immer zurück. Das Zusammenspiel klappte auch nicht recht, wenn sich auch der Rechtsaußen alle Mühe gab, durch flinkes Flankenspiel sein Teil dazu beizutragen. Der linke Flügel war nicht im Entferntesten in der Form wie am vergangenen Sonntag. Allerdings spielte auch Stier wieder als gegnerischer Läufer in hervorragender Manier. Ohne die anderen Stürmer des Vereins in ihrem Eifer hintanzusetzen, muß doch gesagt werden, daß Dornbusch wieder die treibende Kraft war. Als er sah, daß mit Kombination nicht durchzukommen war, ging er auf eigene Faust vor. Er fing eine Flanke von links gut ab, umspielte den einen Verteidiger und wollte einsenden. Im letzten Augenblicke bekam er aber den Ball von den Füßen genommen. Der Verteidiger konnte den Ball aber nicht wegbekommen und trat ihn in seiner Bedrängnis ins eigene Tor. Britannia ließ sich nicht entmutigen. Immer wieder versuchte das Innentrio durchzukommen. Chaboud im Vereins-Tor rettete verschiedentlich hervorragend. Gegen Ende der ersten Hälfte kam die Vereinsmannschaft wieder mehr auf. Bei einem Angriff wurde Dornbusch im Strafraum unsanft behandelt. Den gegebenen Elfmeter verwandelte Gilly zum zweiten Tor.

Nach Halbzeit war wiederum Britannia zuerst im Vorteil. Die Verein-Verteidigung mit Claus und Thelin arbeitete schwer, auch Chaboud konnte des Öfteren seine Klasse beweisen. Kuch leistete als Mittelstürmer Hervorragendes. Er ist immer am Ball und sein Schuß sehr gefährlich. Die Gegenseite wußte dies auch und er wurde zeitweise von Jockel und Claus gedeckt. Aber einmal gelang es ihm doch, durchzukommen. Der unheimlich scharfe Schuß saß denn auch im Netz. Fußballverein wurde sich jetzt des Ernstes der Lage voll und ganz bewußt. Die gesamte Elf arbeitete mit einer großen Energie und sah auch bald ihr Wirken von Erfolg gekrönt. Ein von Dornbusch in bekannter Manier getretener Eckball wurde im Gedränge eingedrückt. Damit war die Angriffslust Britannias zerstört. Der Verein machte sich die momentane Depression zu Nutze und erzielte kurz darauf das vierte Tor. Bei etwas mehr Routine des Torwächters wäre es zu vermeiden gewesen. Das Treffen verflachte hierauf; die Spieler waren physisch zu stark mitgenommen.

Bei der Mannschaft des Siegers sind die beiden Verteidiger zu erwähnen, die wiederum voll und ganz ihren Mann standen, auch die Läufer waren gut, wenn auch die Leistungen nicht auf der Höhe des vorhergegangenen Sonntags standen. Der Stürmer ist bereits eingangs Erwähnung geschehen.

Britannia zeigte ein flinkes Zusammenspiel, wie überhaupt die Treffen der beiden Vereine von jeher zu den abwechslungsreichsten im ganzen Nordkreis gehören. Die Mannschaft besitzt in Stier einen ausgezeichneten Läufer, in Kuch den flinksten Stürmer Frankfurts. Wenn die Verteidigung aufmerksam gespielt hätte, wäre ein knapperes Resultat herausgekommen. — Die Leitung war einwandfrei. (aus 'Fußball und olympischer Sport', Ausgabe 10/1912 vom 04.03.1912)

 



Britannia I. — F. F.-V. I. 1:4. (0 :2)

Zum letzten programmässigen Spiele hatten wir unsere stärkste Mannschaft aufgeboten. Sie stellte sich dem Schiedsrichter wie folgt:

Chaboud
Thélin      Claus
Henkel      Gilly      Jockel
Fortura      Reich      Dornbusch      Pickel      Schulze

Ein unmittelbar vor dem Anstoss einsetzender starker Regen, der ziemlich dauerhaft war, beeinträchtigte einen schönen und glatten Verlauf des Spieles sehr. Die Eröffnung des Spiels durch Britannia brachte die Mannschaft sofort vor unser Tor, wo unsere Verteidigung einige schnelle Angriffe abzuwehren hatte, die von Kuch in der Mitte und dem linken Flügel eingeleitet wurden. Nachdem viele Spieler einmal mit den Pfützen auf dem Platz engere Bekanntschaft gemacht haben, ist das Spiel erst richtig im Gange. Gefährliche Bälle fliegen bald hier, bald da aufs Tor; in bedrängter Stellung giebt der linke Verteidiger Britannias einen scharfen Schuss aufs eigene Heiligtum, uns so die Führung verschaffend. Gleich darauf muss Chaboud zwei ganz gefährliche Schüsse vom Posten zurückprallen sehen, die den Ecken zugedacht waren und kaum haltbar gewesen wären.

Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte fällt uns ein Elfmeter zu, den Gilly in die linke Torecke setzt. Mit 2:0 für uns wird gewechselt, die Pause abgekürzt und sofort bedrängt Britannia unser Tor. Die Verteidigung stellte voll und ganz ihren Mann, aber alle fortgeschafften Bälle gingen wieder zurück. Kuch, dem viele Bälle zugespielt werden, gelingt es einmal durchzukommen und ein schönes Tor zu schiessen. Mit neu belebtem Mute greift Britannia weiter an, ihre Verteidigung rückt auf, was uns Gelegenheit zu einem Durchbruch giebt, der zu einem Eckball führt. Der von Dornbusch gut gegebene Ball fällt vor dem Tor ein und prallt von einem Bein ab ins Tor. Nun geben wir den Ton an. Noch einmal hat Kuch Gelegenheit, einen Angriff zu unternehmen, er bleibt aber stehen, da der Ball nicht direct zu ihm kam.

Eine Viertelstunde vor Schluss nimmt Britannias Torwart einen Ball schlecht vom Boden auf; er lässt den Ball vor dem anlaufenden Pickel fallen und der nachfolgende Fortura, der vors Tor hereingespielt hatte, erzielt das vierte Tor für uns. Damit ist das Spiel entschieden; die Stürmerreihen arbeiten langsamer, nur die Verteidigungen halten Wacht, dass nichts mehr erzielt wird.

Das verlorene Spiel in Bürgel hat gute Früchte getragen; die dort gezeigte massige Form verschwand und machte einem energischen Spiel Platz, da sich namentlich in der Verteidigung zeigte. Dieser Teil der Mannschaft war der beste. Claus und Thélin ergänzten sich sehr gut. Chaboud war gut bis auf einen Fall, wo er den Ball zu lange hielt und an den Gegner trat. Jockel und Claus wechselten in der Deckung des gefährlichen Kuch ab. In Henkel haben wir scheinbar das Gegenstück zu Jockel gefunden. Er ist schnell und ausdauernd und alle Anzeichen lassen darauf schliessen, dass er sich so weiter entwickeln wird. Reich und Gilly waren durch den schweren Boden benachteiligt. Die vier kleinen und leichteren Stürmer fanden sich besser damit ab und haben alle gute Form gezeigt.

Von Britannia war Stier der Beste, dann kommt erst Kuch. Der jetzige Torwächter ist etwas besser als sein Vorgänger, jedoch kommt das letzte Tor wegen seiner Unsicherheit auf seine Rechnung. Die Stürmerreihe arbeitete in schönem, flachem Zusammenspiel, die linke Seite etwas besser durch einen besseren Flügelstürmer.      Menningen. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 15.03.1912)

 

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