Frankfurter Fußball-Verein - FFC Britannia

Nordkreis A-Klasse 1911/1912 - 21. Spiel

3:1 (1:0)

Termin: 25.02.1912
Zuschauer:
Schiedsrichter: Brucker
Tore: 1:0 Karl Pickel, 1:1, 2:1 Willi Schulze - 'Caesar', 3:1 Karl Pickel

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Frankfurter Fußball-Verein FFC Britannia

 


  • Stier
  • Kuch

 

Entscheidung in der Nordkreisliga

Der Frankfurter Fußballverein Sieger

Erst der letzte programmäßige Spieltag erbrachte die Entscheidung. Durch den Sieg, den der Frankfurter Fußballverein über die Frankfurter Britannia mit 3:1 Toren errang, ist er Nordkreismeister. Er hat allerdings noch ein Spiel ausstehen, dessen Ergebnis aber keinen Einfluß mehr auf die Position ausübt.

Der Frankfurter Fußballverein, der seit mehreren Wochen die Führung innehatte, hat den Vorsprung in den noch ausstehenden Spielen gehalten und einen klaren Vorsprung gewonnen, der ihm, selbst wenn er das noch ausstehende Spiel — wiederum gegen Britannia — verlieren sollte, nicht mehr zu nehmen ist.

Der Verein hatte Anstoß und kam sofort gut vor, doch war die Verteidigung Britannias auf dem Posten und wehrte sicher ab. Vorerst kam die flinke Stürmerreihe Britannias nicht zur Geltung. Die Läuferreihe des Vereins deckte unter Gilly gut ab. Was ihr entging wurde eine sichere Beute der Verteidigung, in der Thelin von Anfang an durch sein ruhiges und sicheres Spiel auffiel. Nachdem sich die anfängliche Aufregung der Spieler auf beiden Seiten gelegt hatte, führten beide Parteien ein gut durchdachtes Kombinationsspiel vor. Auf Seiten des Vereins war es namentlich die linke Seite, die öfters schön vorkam. Wenn von hier aus auch vorerst keine Erfolge erzielt wurden, so waren doch die Situationen, in die dadurch die Britannia-Verteidigung gezogen wurde, öfters sehr gefährlich. Der Sturm Britannias war auch nicht untätig. Mit Kuch als Mittelstürmer kam er öfters gut vor und der Vereinstorwächter mußte öfters in Tätigkeit treten. Britannia erzielte vor Halbzeit 4 Eckbälle, die nichts einbrachten; 2 wurden sehr schlecht getreten. Gegen Schluß der ersten Hälfte wurde der Verein mehr überlegen. Der rechte Flügel Reich—Fortura brachte den Ball gut vor. Die Flanke wurde von dem Halblinken Pickel, obwohl er gedrängt wurde, schön zum ersten Tor verwandelt.

Die zweite Hälfte stand mit Ausnahme der 5.—10. Minute im Zeichen der Überlegenheit des Vereins. Britannia hatte eine Umstellung in der Stürmerreihe vorgenommen, indem Kuch nach rechtsaußen ging. Der Anstoß Britannias mißglückte. Die Vereins-Stürmerreihe nahm den Ball auf und strebte dem gegnerischen Tor zu. Hierbei wurden in der Folge einige Chancen nicht verwertet. U.a. hatte Reich sämtliche Gegner umspielt, doch sauste der scharfe Schuß auf die Latte. Britannia kam jetzt durch die linke Seite gut vor. Der Ball wurde scharf aufs Tor geschossen, doch Chaboud rettete. Der ins Feld gegebene Ball wurde von dem sehr guten rechten Läufer Britannias, Stier, gefaßt und hoch aufs Tor gegeben! Wiederum wurde die Gefahr beseitigt, aber nur auf einen kurzen Moment. In dem Gedränge gelang es Kuch von rechtsaußen den plötzlich hinausgegebenen Ball zu flanken. Der Linksinnen war zur Stelle, faßte den Ball mit dem Kopf und der Ausgleich war da. Chaboud konnte den Ball nicht halten.

Jetzt setzte ein hartnäckiges Ringen um die Führung ein. Die Vereins-Mannschaft war sich bewußt, was auf dem Spiele stand. Unheimlich arbeitete die Elf! Wenn man die verzerrten Gesichter der Spieler sah, da wußte man — die wollen gewinnen und müssen gewinnen. Britannia kam nicht mehr auf. Kuch wurde rechtsaußen von Jockel sehr gut gedeckt und kam nicht zur Geltung. Damit war die Angriffskraft Britannias lahm gelegt. Der Verein errang einen Eckball, der in bekannter Manier von Dornbusch getreten wurde. Der Ball war auf Reich gezielt, er konnte ihn aber, da es um ihn wimmelte, nicht fassen. Dafür war Schulz Linksaußen da. Er faßte den Ball und lenkte ihn hoch ein. Wohl hatte ihn der Torwächter in den Händen, aber er konnte ihn nicht wegbefördern. da Gilly zur Stelle war und Mann und Ball eindrückte. Noch einmal ging Britannia aus sich heraus, aber der Elan verging. Die Verteidigung des Vereins ließ nichts durch. Chaboud bekam 2 Bälle, die er sicher wegbeförderte. Wieder kombinierte die rechte Stürmerreihe des Vereins gut vor. Reich schoß, hart bedrängt. Der Torwächter Britannias ließ den Ball durch Hände und Füße gleiten. Zum Überfluß schoß Pickel den Ball vollends ein. Damit war das Spiel entschieden. Wohl entstanden vor dem Britanniatore noch gefährliche Momente, aber es wurde schlecht geschossen. In den letzten Minuten erzielte Britannia noch einen Eckball, der von Kuch gut betreten wurde. Reich köpfte den Ball ans dem eigenen Tore. Er kam zurück und wurde zum zweiten Male von Bertrand herausgekönft. Noch einiges hin und her und der Frankfurter Fußballverein verließ mit Meister--Ehren den Platz.

Bei der Mannschaft des Siegers war die gesamte Läuferreihe mit Henkel, Gilly und Jockel hervorragend, ebenso Thelin und Bertrand als Verteidiger und Chaboud im Tor. Die Stürmer gaben einander ebenfalls nicht viel nach, doch waren Dornbusch und namentlich Pickel sehr gut. Auch Fortura spielte sehr produktiv. Reich konnte sich, obwohl er sehr Annehmbares leistete, nicht in das Milieu der Stürmerreihe finden! Es wird wohl immer so bleiben.

Bei Britannia glänzte wiederum Stier. Er ist ein Läufer, wie es wenige in Frankfurt gibt. Er kennt keine Ermüdung und kein Nachlassen, mag das Spiel stehen wie es will. Er unterscheidet sich hierin sehr angenehm von seinem Vordermann Kuch, der bei ungünstigem Stande Primadonnenlaunen zeigt. Zu erwähnen sind noch die beiden Verteidiger, die sich glücklich ergänzten.

Herr Brucker als Schiedsrichter war — eben Herr Brucker. Damit ist alles gesagt. (aus dem 'Fußball', Ausgabe 09/1912 vom 26.02.1912)

 



Britannia I. — F. F.-V. I. 1:3

Unsere Aufstellung:

Chaboud
Thélin      Bertrand
Henkel      Gilly      Jockel
Fortura      Reich      Dornbusch      Pickel      Schulze

Das Spiel, das bei warmem Wetter und schlechten Bodenverhältnissen zum Austrag kam, hatte eine grosse Zuschauermenge angelockt. Zum Andenken an unser verstorbenes Mitglied Stumpf hatte jeder unserer Spieler einen Flor angelegt.

Wir haben Anstoss, der erst an den feindlichen Verteidigern scheitert. Das Spiel ist zunächst ausgeglichen, doch hat Britannia etwas mehr vom Spiel. Unser Gegner erzielt einige Eckbälle, doch unsere Verteidigung, in der Thélin hervorragt, schafft immer wieder Luft. Unser linker Flügel kommt jetzt des öfteren gut durch, ohne aber etwas zu erreichen. Ein Prachtschuss von Dornbusch geht knapp darüber, einen Schuss von Fortura vereitelt der aufmerksame Torwächter der Briten. Schulze lässt zwei sichere Gelegenheiten aus, knapp vor dem Tore stehend, schiesst er den Ball hoch darüber. Bei einem Vorstoss gibt Fortura eine schöne Flanke, die von Pickel abgefasst und für den Torwächter unhaltbar verwandelt wird.

Nach Halbzeit spielt sich der Kampf meist in der Hälfte des Gegners ab. Es gelingt den Briten gut durchzukommen. Kuch der nach rechtsaussen gegangen ist, gibt eine genaue Flanke, die der freistehende Halblinke Britannias zum ausgleichenden Tore einköpft. Chaboud, dem die Aussicht versperrt war, konnte den Ball nicht halten.

Jetzt zeigte unsere Mannschaft die Energie,die wir von den Spielen Wiesbaden, Hanau 93 kennen. Angriff auf Angriff erfolgt. Reich hat alles umspielt, doch geht sein Schuss gegen, die Latte. Wir erzwingen einen Eckball. Dornbusch tritt diesen in der gewohnten gefährlichen Weise. Wirklich ist auch Schulze gut zur Stelle und schiesst scharf ein, zum Ueberfluss tritt auch Gilly den Torwächter mit ein. Die Angriffslust der Briten ist damit erschöpft und wir bleiben überlegen. Wieder kommt Reich durch und schiesst scharf. Der Torwächter hält den Ball zu lange in den Händen; blitzschnell ist Pickel zur Stelle und verwandelt mühelos. An diesem Stande ändert sich nichts mehr und wir können als Sieger das Feld verlassen.

Unsere Mannschaft spielte mit grossem Eifer. Jeder Mann gab sich redliche Mühe und leistete gutes. Durch sein entschlossenes und geistesgegenwärtiges Spiel vereitelte Chaboud manch gute Gelegenheit unserer Gegner. Bei Britannia war Stier der beste Mann, auch die Verteidiger arbeiteten ruhig und sicher. Der gefürchtete Kuch wurde von Jockel so bewacht, dass seine Durchbrüche meist gefahrlos endeten. — Herr Brucker leitete das Spiel in einwandfreier Weise. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 01.03.1912)



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