Bockenheimer FVgg - Frankfurter Fußball-Verein

Nordkreis A-Klasse 1911/1912 - 5. Spiel

3:4 (1:1)

Termin: 08.10.1911
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 1:0, 1:1 Karl Reich (Elfmeter), 1:2 Jakob Dornbusch, 2:2, 2:3 Karl Pickel, 2:4 Eigentor, 3:4

>> Spielbericht <<

Bockenheimer FVgg Frankfurter Fußball-Verein


 

 

Vereinigung Bockenheim — F. F.-V. 3:4

8. Oktober 1911.

Unsere Aufstellung:

Chaboud
van t'Oever      Seibel
Jockel       Reich      Gilly
Schulze      Pickel      Lampe      Dornbusch      Becker.

Wir traten etwas gewürfelt zu diesem Spiele an, da die zur Wäsche gegebene Spielkleidung nicht zur Stelle war. Mit unserem Anstoß gleich vor das feindliche Tor gelangend, können wir uns dort festsetzen, ohne vorerst erfolgreich zu sein. Nachdem Reich einige Minuten nach Beginn eingetreten und vielleicht eine Viertelstunde verstrichen ist, gelingt Vereinigung ein Durchbruch, unsere Verteidigung kann nicht mehr einholen, Chaboud läuft zu spät heraus und das erste Tor ist für uns verloren. Wir drängen weiter, Vereinigung verteidigt stark und ihr Torwart verschuldet fünf Minuten vor der Pause einen Elfmeter, der uns durch sicheren Schuß Reichs den Ausgleich bringt.

Nach Halbzeit haben unsere Stürmer die bessere Seite des Spielfeldes für sich und wir sind fast immer überlegen. Wir kommen mehr zum Schuß als vorher, haben aber Pech, da wir fast alles auf den Torwart schießen, der je schwieriger je besser hält. Nach einem schönen Eckball unseres linken Flügelstürmers kann Dornbusch den Ball mit dem Kopf einlenken; der Torwächter des Gegners konnte vorher den Ball nur berühren, da er beim Anlaufen falsch berechnet hatte. Kurz darauf erzielt Vereinigung einen Durchbruch ihres Mittelstürmers den Ausgleich; unser Verteidigung war wieder einmal zu weit aufgerückt.

Wir greifen erneut an und Pickel gibt einen hohen Ball aufs Tor, der, vom Pfosten ins Netz prallend, uns wiederum die Fühlung bringt, die wir durch ein Eigentor der Vereinigung nach einem Kopfball Reichs auf 4:2 vergrößern. Ungefähr zehn Minuten vor Schluß geht der gegnerische Mittelstürmer zum dritten Male unserer zu weit aufgeschlossenen Verteidigung durch und schießt an die Querlatte; den ins Feld zurückgehenden Ball verwandelte der Linksaußen mit schönem, flachen Schuß zum dritten Tore für Vereinigung. Die beiderseitigen weiteren Versuche sind nicht mehr von Erfolg.

Von unserer Mannschaft gefielen die Stürmer am besten und hatte man eine reine ungetrübte Freude daran zu sehen, wie ihre Zusammenarbeit ein wie das anderemal klappte. Sie waren auch einzeln genommen gut. Lampe in der Mitte ist, um nicht viel Worte zu machen, der Spieler, der an dieser Stelle fehlte, Becker Rechtsaußen war gut. Vor Halbzeit etwas vernachläßigt, spielte er nachher, auch besseren Boden unter den Füßen habend, recht nutzbringend, da man auch ihn mehr mit Bällen bedachte. Von den Läufern war Jockel der beste. Unermüdlich war er vorn und hinten zur Unterstützung da und sein flaches, genaues Zuspiel auch auf größere Entfernungen erinnerte mich an Breunigs beste Tage. Reich war recht gut, auch Gilly, nur hielt sich dieser in der ersten Hälfte zu sehr nach der Mitte. In der Verteidigung fehlte unser junger Soldat Claus, was mächtig zu spüren war. Van t'Oever an seiner Stelle tat, was er konnte. Seibel war gut im Abnehmen, nachdem er anfangs verschiedentlich eingegangen war. Stellenweise verrichtete er, weit in der feindlichen Hälfte stehend, die Arbeit der Läufer. Die drei verlorenen Durchbruchstore sprechen ja für den Wert dieser Spielweise. Trotz einiger Meinungen, auf die ich sonst etwas gebe, kann ich mich nicht zu der Ueberzeugung bekehren, daß ein derart weites Aufrücken der Verteidigung zweckdienlich ist. Chaboud fühlte sich nicht ganz wohl, da ihm die gewohnte Verteidigung fehlte, hielt aber sicher, was zu ihm kam.

Von Vereinigungs-Mannschaft waren die Flügelstürmer wohl das Schwächste, da von Zusammenspiel wenig zu sehen war. Mittelstürmer und Torwächter waren die besten Leute, die Läufer guter Durchschnitt, die Flügel besser wie die Mitte. Ein Verteidiger war gut und ballsicher, der andere war mehrmals gerade in gefährlichen Augenblicken sehr unsicher. Das Wetter war sehr gut, der Besuch dagegen schwach.      Menningen. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 15.10.1911)

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