SV Wiesbaden - Frankfurter Fußball-Verein

Nordkreis A-Klasse 1911/1912 - 4. Spiel

1:1 (1:0)

Termin: 24.09.1911
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Oscar Kreuzer, 1:1 Jakob Dornbusch

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SV Wiesbaden Frankfurter Fußball-Verein

  • Fahrenkamp
  • S. Lenhardt
  • Rauch
  • Oscar Kreuzer
  • Carl Kreuzer

 


 

 

Sportverein Wiesbaden - Frankfurter F.-V. 1:1

24. September 1911.

Unsere Mannschaft fuhr am Sonntag ohne Reich nach Wiesbaden. Gilli ging als Ersatz mit und Jockel spielte Centerhalf. Die Wiesbadener hatten eine sehr starke Mannschaft mit den Brüdern Oscar und Carl Kreuzer aufgestellt.

Wir konnten von Anbeginn drängen, ohne jedoch infolge teilweise sehr massiver Verteidigung seitens Wiesbadens und der Unentschlossenheit unserer Stürmer einen zählbaren Erfolg zu erringen. Im Gegenteil es gelang Wiesbaden sich einen Vorsprung zu sichern und zwar führte ein guter Durchbruch Oscar Kreuzers zu dem führenden Tor, welches Chaboud nicht verhindern konnte. Vor beiden Toren entstanden bis zur Halbzeit noch sehr gefährliche Momente. Fahrenkamp spielte für Wiesbaden sehr gut und Chaboud konnte auf der anderen Seite seine alte Zuverlässig beweisen.

Nach Halbzeit spielten wir sehr überlegen und nach vielen erfolglosen Angriffen gelang der Ausgleich. Gilli gab den Ball ganz nach links zu Caesar, dieser gab eine tadellose Flanke und Dornbusch stand auf dem richtigen Platz um sie mit scharfem Schuß zu verwandeln. Wir blieben noch weiter überlegen, aber es gelang nicht mehr, einen Treffer anzubringen, sodaß das Spiel unentschieden endigte.

Ueber den Spielverlauf kann man nicht sehr viel sagen. Unsere Stürmer wurden sehr stark mitgenommen, vor allem Becker und Dornbusch, welch letzterer sogar zeitweilig austreten mußte. Seine Energie, mit welcher er das Spiel durchhielt, verdient Anerkennung. Die Halfreihe arbeitete gut, doch war van t'Oever im Zuspiel schon viel bessser. Die beiden Verteidiger waren sehr gut auf dem Posten und die Ballsicherheit von Claus wirkte sehr beruhigend.

Das Spiel hätte für uns gewonnen werden müssen, da wir entschieden besseres Fußball spielten als unsere Gegner. Es fehlte aber in der Stürmerreihe an Energie und Entschlossenheit vor dem Tore. Pickel macht den Fehler, immer mit dem Rücken dem gegnerischen Tor zu zu stellen und der Linksaußen müßte noch etwas schneller werden und nicht warten, bis sich die Verteidigung zusammengezogen hat. Stumpf spielte sehr nett und verstand sich mit Dornbusch als Nebenmann bei Weitem besser, als in den ersten Spielen. Chaboud hätte in der zweiten Hälfte die Bälle etwas schneller wegbefördern müssen.

Unsere Gegner spielten sehr zerfahren, als sie erkannten, daß die Aufgabe unsere Mannschaft zu schlagen, doch etwas schwieriger war, als sie annahmen. Die besten Leute auf Seiten Wiesbadens waren S. Lenhardt und Rauch. Der letztere Spieler wird gut daran tun, etwas „decenter" zu spielen.

Der Besuch des Wiesbadener Sportplatzes war sehr schwach und der Eintrittspreis von Mk. 0.80 für einen Stehplatz steht im Nordkreis bei Ligaspielen wohl auch vereinzelt da. Das Wiesbadener Publikum war mit den Zuschauern, die aus Frankfurt kamen, sehr unzufrieden, was sich manchmal in sehr drastischer Weise äußerte. Wurde doch sogar unserem friedliebenden Menningen mit Einschlagen der Zähne gedroht. Ueberhaupt trieben sich da einige Herren mit Bügelfalten herum, welche sich in schnodderigen Redensarten über unseren Verein ausließen.     A. C. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom 01.10.1911)

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