1. Hanauer FC 93 - FC Frankfurter Kickers

Freundschaftsspiel 1904/1905

7:1 (3:0)

Termin: 21.05.1905
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 1:0, 2:0, 3:0, 4:0, 5:0, 5:1 Fritz Becker (Elfmeter), 6:1, 7:1

>> Spielbericht <<

1. Hanauer FC 93 FC Frankfurter Kickers

 


 

 

Unsere I. Mannschaft gegen I. Hanauer F.C. v. 1893 in Hanau.

(Sonntag den 21 .V.05.)

Verloren 7:1

Unsere Mannschaft

Kalkbrenner
Sippel      Löffler
Emmerich      Becker      Gwinner
Maeder      Cahn      Fay      Hartmann

Das im Augenblick etwas hoch erscheinende Resultat war unserer I. Mannschaft vergangenen Sonntag den 21. Mai im Retourspiel gegen den I. Hanauer F.C. v. 1893 beschieden, da sie durch das unentschuldigte Ausbleiben zweier ihrer besten Spieler (Hamilton & Niessen) nicht vollzählig nach Hanau fahren konnte. Dort erklärte sich Herr Cahn in liebenswürdiger Weise bereit, als zehnter Mann mitzuspielen, sodass wir mit vorstehender Mannschaft gegen den Sieger des Nordkreises antraten.

Hanau hat Platzwahl und bedrängt uns gleich von Anfang an, mit dem Wind im Rücken, sehr, sodass unsere Verteidigung schwer arbeiten muss, um die brillante Stürmerreihe der 93er in Schach zu halten. Diese kommt auch anfänglich nur selten zum Schuss, doch bald hat sie die Schwächen unserer Hinterleute erkannt, und Kalkbrenner im Tor bekommt jetzt öfters Gelegenheit, zu beweisen, dass er auch auf diesem ihm ungewohnten Posten erstklassiges leisten kann. Von den 3 Bällen, die er bis Halbzeit im Netz sehen musste, waren 2 unhaltbar, denn sie wurden aus unmittelbarer Nähe eingesandt. Der dritte Erfolg Hanaus wäre zu verhindern gewesen, wenn unsere Spieler durch das Zeichen des Schiedsrichters nicht irre gemacht worden wären. So konnte der Mittelläufer der 93er in grösster Ruhe einen wohl plazierten Schuss abgeben den Kalkbrenner unter normalen Verhältnissen sicher gehalten haben würde.

Unsere Stürmer kamen in der ersten Hälfte nur selten in die Nähe des gegnerischen Goals, was nicht zu verwundern ist, wenn man bedenkt, dass sie - nur 4 Mann - gegen den Wind spielen mussten und dass zwei davon ihrer Knieverletzungen wegen nur sehr vorsichtig spielen konnten. Die Hanauer Verteidigung hatte daher leichte Arbeit und konnte infolgedessen ihre Stürmer aufs beste unterstützen. Trotzdem vermochten dieselben bis zur Pause das Resultat 3:0 nicht zu erhöhen, dank des aufopfernden Spieles unserer Hintermannschaft, die man selten so spielen sah. Becker war z.B. so im Eifer, dass er, als er einmal im letzten Augenblick rettete, nachdem Kalkbrenner kaum einen Bombenschuss gehalten hatte, den herbeigeeilten Gwinner nicht gerade sehr sanft ins Netz beförderte, wohl in der Meinung, es mit einem Hanauer zu tun zu haben.

In der zweiten Hälfte wird das Spiel offener, und unsre Stürmer kommen nun mehr zur Geltung. Sippel hatte mit Becker die Stellung gewechselt und zeitweise mit in der Stürmerreihe, die jetzt viel energischer angreift und das Hanauer Tor sogar längere Zeit belagert. Zwar kommt sie selten zum Schuss, denn die Hanauer Verteidigung bietet alles auf, um einen Erfolg zu verhindern, doch die wenigen Bälle, die geschossen werden, sind größtenteils recht gefährlich, und der eine Hanauer Verteidiger sieht sich einmal veranlasst, einen Schuss kurz vor dem Tor mit der Hand abzuschlagen. Den Elfmeterstoss, den wir infolgedessen erhalten, verwandelt Becker in schönster Weise. Mit neuem Mut fangen wir wieder an, aber die Kraft unserer Verteidigung geht allmählich zu Ende, und Hanau kann das Resultat, das 5:1 steht, bis zum Schluss doch noch auf 7:1 erhöhen.

Alles in Allem dürfen wir mit der Leistung der unvollständigen Mannschaft vollauf zufrieden sein. Kalkbrenner und Becker waren die Besten, und ihre Leistungen waren durchweg erstklassig. Ersterer hielt die schwierigsten Schüsse, und die Bälle, die er passieren lassen musste, kamen bis auf zwei aus so kurzer Entfernung und meist aus dem Gedränge, dass sie nicht zu halten waren.

Becker bewies, dass er auch als Verteidiger sehr gut zu gebrauchen ist. Oft genug zerstörte er die Combination der gegnerischen Stürmer, und selbst in den kritischsten Fällen versteht er es, den Ball einem Stürmer zuzuspielen. Auch Löffler spielte sehr gut und kann ohne Bedenken als Ersatz für Niessen in die I. Mannschaft eingereiht werden. Von den Läufern war Emmerich der Beste. Sein gefürchteter Gegner, der Linksaussen Hanaus, hat wohl selten einen so ebenbürdigen Partner gefunden. An dem tadellosen Kopfspiel Gwinners dürften sich unsere sämtlichen Activen ein Beispiel nehmen. Die Uebrigen sind nicht besonders zu erwähnen; jeder leistete so viel als in seinen Kräften stand. (aus der Clubzeitung No. 8 der Frankfurter Kickers vom 02.06.1905)

>> Spieldaten <<

 

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